Es kommt nicht auf die Größe an: Zumindest nicht auf die Größe eines Ortes, wenn es darum geht, einen immensen Schaden zu beklagen. So lässt sich vielleicht eine Pressemeldung des GDV zusammenfassen, mit welcher der Verband auf die Gefahren von Starkregen aufmerksam machen will. Im Zentrum des Pressetextes stehen zwei Gemeinden, für die der Begriff „Stadt“ mit Vorsicht gewählt werden muss, so klein sind sie. Braunsbach in Baden-Württemberg zählt ganze 2.466 Einwohner. Simbach am Inn, in Niederbayern gelegen, immerhin schon 9.736 Personen.

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Beide Kommunen wurden im Sommer 2016 von schweren Sommerunwettern heimgesucht, die mit Starkregen und Sturzfluten einher gingen. Und für beide waren die Folgen extrem. Viele Deutsche haben noch die Bilder im Kopf, die Bewohner auf den Dächern der Häuser mit Smartphones aufnahmen. Darauf ist zu sehen, wie sich Schlammlawinen durch die Straßen wälzen, Bäume und Autos mit sich reißen, Häuser irreparabel beschädigen. Mehrere Gebäude mussten nach den Unwettern abgerissen und komplett neu gebaut werden.

70 Millionen Euro Schaden

Nun also hat der Versicherungsdachverband eine detaillierte Schadensbilanz vorliegen, was die Versicherer allein in diesen beiden Orten für Schäden zahlen mussten. Und die lässt sich sehen. Auf 50 Millionen Euro beziffern sich die Schäden im bayerischen Simbach, eingerechnet sind hier allein Kosten an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriegebieten. Für 164 Schäden an Wohngebäuden leisteten die Versicherer im Schnitt rund 158.000 Euro pro Haus, berichtet der GDV.

In Braunsbach ist die Bilanz nicht ganz so bitter - aber immer noch gewaltig. Hier mussten die Versicherer 20 Millionen Euro an Schadenskosten zahlen. Für 164 Schäden an Wohngebäuden wurden im Schnitt rund 71.000 Euro gezahlt. Dabei zeigen die Zahlen auch, dass der Verlust einer selbst bewohnten Immobilie ein existentielles Risiko sein kann. Das teuerste Einfamilienhaus in beiden Orten schlug mit 700.000 Euro ins Kontor.

Starkregen - ein unterschätztes Risiko

„Die hohen Schäden führen uns eindrucksvoll vor Augen, welche Gefahr von Starkregen ausgeht. Im schlimmsten Fall kann er ein Haus zerstören“, sagt GDV-Präsident Wolfgang Weiler. Umso wichtiger sei der richtige Versicherungsschutz. Um gegen Starkregen versichert zu sein, reicht es in der Regel nicht, eine Wohngebäudeversicherung abgeschlossen zu haben. Hierfür brauchen Hausbesitzer eine Elementarschadenversicherung. Sie kann als eigenständiger Vertrag oder Zusatzbaustein zur Wohngebäude-Police abgeschlossen werden. Nach Zahlen der Versicherungswirtschaft haben mehr als 11 Millionen Immobilien in Deutschland keinen solchen Schutz.

Starkregen begründet auch, weshalb selbst Häuser bedroht sind, die nicht in der Nähe eines Gewässers liegen: Er kann schlicht überall auftreten. Die Sturmtiefs im Mai und Juni 2016 verursachten bundesweit versicherte Überschwemmungsschäden von mehr als 700 Millionen Euro, die meisten in Baden-Württemberg (rund 450 Millionen) und Bayern (100 Millionen). Nicht eingerechnet sind hier Schäden durch Hagel und Sturm sowie an Kraftfahrzeugen und öffentlicher Infrastruktur. Wären alle Gebäude versichert gewesen, hätten die Versicherer weitere 600 Millionen Euro zahlen müssen.

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Von Starkregen spricht man ab einer Niederschlagsmenge von 17 Millimetern pro Stunde, was stündlich 17 Litern pro Quadratmeter entspricht. Das ist aber nur der niedrigste Wert. Um hier ein Extrembeispiel zu nennen: am 28. Juli 2014 fielen in Münster innerhalb weniger Stunden 292 Liter pro Quadratmeter. Das ist, als würde man auf dieser kleinen Fläche in kurzer Zeit fast dreißig volle Wischeimer mit Wasser auskippen.

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