Die dauerhafte Niedrigzinspolitik der europäischen Zentralbank und der FED (amerikanische Zentralbank) wirkt sich mehr und mehr negativ auf das Geschäft der Lebensversicherer aus. Die klassischen Produkte wie Lebensversicherungen sind auf Dauer nicht mehr vermittelbar. Die Finanzindustrie ist im Wandel und die Langlebigkeit von Produkten und deren Zyklus sinkt rapide. Die Inflexibilität, die Starrheit und die Intransparenz macht es den Vermittlern immer schwerer, Lebensversicherungen an den Mann oder die Frau zu bekommen. Durch die schnelle Vermittlung von Informationen, etwa in sozialen Netzwerken, können Interessenten und Kunden schneller Vor- und Nachteile abwägen, was die Arbeit des Vertriebs zudem erschwert. Gute Argumente für diese Anlageform sind immer schwerer zu gewinnen. Es ist ein Umdenken in der Vertriebsbranche vonnöten.

Hierzu ein kurzer historischer Nachtrag zur Renditeentwicklung aus Lebensversicherungen (siehe Grafik).

Rendite und Garantieverzinsung in der Lebensversicherung, Quelle: GDV, map-Report, Assekurata

Konnte man in den 90er Jahren und um die Jahrtausendwende herum noch auf üppige Renditen aus der Anlage in Lebensversicherungen hoffen, erschwert es das derzeitige Niedrigzinsumfeld immer mehr, Renditen zu erzielen. Ein weiterer Nachteil ist, das Verträge, die nach 2004 geschlossen werden, automatisch noch der Kapitalertragssteuer, dem Soli und Kirchensteuer unterliegen. Die erste Bestandsaufnahme fällt schlichtweg negativ gegenüber diesem Produkt aus. Ein Umdenken in der Versicherungsbranche und Innovationen in diesem Bereich sind m.E. unbedingt notwendig, um den Anschluss nicht zu verpassen. Ein Weg, die Zukunft der Versicherer weiterhin positiv zu gestalten, ist beispielsweise die Erweiterung ihrer Produktpalette in renditestärkere Produkte.

Was sind lukrativere Produkte?

Eine Lösung wäre die Aufnahme von Prestigeträchtigen Fonds oder ETFs (Aktien- oder Mischfonds) mit einem ordentlichen Track Record (sprich einer positiven Entwicklung in der Vergangenheit) und einem großen Fondsvolumen. Diese agieren zwar am Kapitalmarkt und sind daher risikobehafteter und schwerer vermittelbar an den sicherheitsorientierten deutschen Anleger. Trotzdem sprechen einige Argumente dafür, diese zu vertreiben. Als Zusatzprodukt könnte man Fonds zusätzlich als Renditehebel einsetzen, da Sie einfach über sämtliche Onlinebanken monatlich ab 25€ besparbar sind. Als Beimischung in eine gute Vorsorge gehören Fonds immer in ein ausgewogenes Portfolio. ETFs sind dahingehend noch einfacher gestrickt und bilden lediglich einen Index wie beispielsweise den DAX ab. Sie werden nicht aktiv gemanagt, sondern sind ein passives Investment. Die Renditeentwicklung von Fonds hängt natürlich stark von der Aktienmarktentwicklung ab. Jedoch erzielen Aktieninvestments in solide und große Unternehmen dauerhaft eine Renditeerzielung von 5% und mehr. Dies ist über einen längeren Zeitraum von zwanzig bis dreißig Jahren durchaus erzielbar gewesen und sozusagen nur eine Bestandsaufnahme, aber Tatsache.

Mit ein paar positiven Argumenten das Risiko als Chance sehen?

Die Sensibilisierung gegenüber Aktien ist speziell bei den Deutschen sehr schwierig und es benötigt ein gewisses Geschick, die Vorteile aufzuzeigen. Im Folgenden zeige ich Ihnen 3 Punkte, wie Vermittler auf negative Einwände von Kunden reagieren können:

  1. Renditen aus Aktien sind nach einem Anlagehorizont von mindestens 15 Jahren immer positiv gewesen. Dies ist statistisch durch das Deutsche Aktieninstitut (DAI) in seinem jährlich veröffentlichten Renditedreieck nachweisbar.
  2. Die Volatilität, sprich die natürlichen Schwankungen an der Börse, kommen dauerhaft dem Privatanleger zugute. Der sogenannte „Cost Average Effekt“ wirkt sich bei monatlichen Sparbeträgen positiv auf die langfristige Kapitalentwicklung aus. Außerdem werden Schwankungen an den Börsen oft negativ aufgefasst, weil Sie tendenziell von medialer Seite mehr Beachtung finden. Schwankungen nach oben sind aber öfters der Fall und führen auch dauerhaft zu hohen Renditen bei Aktieninvestments.
  3. Meist werden Aktieninvestments im engeren Sinne als Fonds mit mehr Risiko gesehen. Das Risiko wird nie als Chance gesehen. Die Auswahl des richtigen Fonds ist natürlich entscheidend für den langfristigen Erfolg. Ein gezielte Auswahl und Diversifikation auf globaler Basis macht das Depot oder den Fonds nicht so anfällig für Krisenherde. Man beteiligt sich ja langfristig an Unternehmen, die dauerhafte Wettbewerbsvorteile generieren, was Ihnen als Fondsanleger letztendlich zu Gute kommt.

Fonds allgemein

Eine stärkere Fokussierung auf renditestärkere Produkte wie beispielsweise Fonds ist zukünftig unabdingbar. Prädikatsmerkmale bei Fonds sind beispielsweise ein hohes Fondsvolumen oder ein guter Track Record (gute Renditen in der Vergangenheit erzielt). Jedoch ist dies kein Indiz oder Versprechen auf eine positiv verlaufende Entwicklung in der Zukunft. Ein bestimmtes Anlagerisiko ist immer vorhanden - Dies sollten seriöse Berater und Vermittler ihren Kunden nicht verschweigen.

Bei einer Auswahl von mehreren Tausend Fonds, die in Deutschland gehandelt werden, ist für jeden etwas dabei. Egal ob ein spezieller Fonds in eine Branche, in ein spezielles Land oder ein gemischter Fonds, der weltweit anlegt: Die Fülle der Produkte ist unersättlich. Mehrere Fonds in verschiedene Branchen, unterschiedliche Länder und in kleine, sogenannte Mid Caps und große Unternehmen wäre ein Beispiel für ein ausgewogenes Portfolio. Das Klumpenrisiko ist nicht gegeben und die Palette ist vollkommen abgedeckt. Die meisten Banken bieten etliche Fonds schon ab monatlichen Sparbeträgen an, wie auch bei einer Lebensversicherung üblich. Dies ist schnell eingerichtet und erfordert keine großen Kenntnisse.

Fazit

Ein ausgewogener Mix aus mehreren Fonds mit unterschiedlichen Zusammensetzungen der oben erwähnten Parameter ist wohl die beste Voraussetzung und könnte eine Alternative zu der in die Jahre gekommenen Lebensversicherung darstellen. Dabei ist die Kostenquote im Verhältnis zu den intransparenten LVs überschaubar und mit der erwarteten zukünftigen Rendite vertretbar.

Fonds sind meines Erachtens für die Altersvorsorge ausnahmslos empfehlbar. Natürlich muss der Selektionsprozess, welche Fonds ins Depot kommen, sehr minutiös erfolgen. Eine gezielte Auswahl ist dabei an Vorarbeit zu leisten. Steht jedoch das Gerüst, kann man dies voller Emotionen seinen Kunden und Interessenten mit dem oben angegeben und erwähnten Standpunkten vertreiben. Ausgenommen bleibt wohl nur die Risiko-LV, die ja nicht den Rendite Aspekt als Vordergrund hat.

Florian Müller Steckbrief Florian Müller: Florian Müller wurde 1984 geboren und schloss sein Studium der Betriebswirtschaft 2012 mit dem Diplom ab. Derzeit arbeitet Müller bei einer unabhängigen Vermögensverwaltung in Frankfurt am Main und betreut dort wohlhabende Kunden. Nebenbei betreibt er seinen eigenen Blog www.boerseneinmaleins.de