Wie kann man in Zeiten niedriger Zinsen noch ausreichend Rendite erzielen? Laut der jüngsten globalen RiskMonitor-Umfrage von Allianz Global Investors lautet die Antwort vieler Investoren: weniger Geld in Staatsanleihen stecken, stattdessen auf Aktien und alternative Investments setzen. „Rund 30 Prozent der befragten Investoren wollen den Anteil internationaler Aktien in ihren Portfolien auf 12-Monatssicht erhöhen, nur 6 Prozent wollen den Anteil reduzieren.“, heißt es in einer Pressemeldung der Allianz.

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Aktien aus Schwellenländern stehen ebenfalls auf der Kaufliste von 25 Prozent der Umfrageteilnehmer, nur 8 Prozent wollen den Anteil dieser Anlageklasse reduzieren. Das Interesse an Aktien der jeweiligen Heimatmärkte ist deutlich geringer ausgeprägt: 21 Prozent planen eine höhere und 15 Prozent eine niedrigere Allokation. Eine tiefer gehende Betrachtung zeigt, dass selbst Anleger, die ihre Allokation im Rentenbereich nicht verringern wollen, Zukäufe bei internationalen oder Schwellenländeraktien planen.

Größtes Risiko für Anleger, kein Risiko einzugehen

„Die Ergebnisse unserer Umfrage zeigen, dass der Appetit für risikotragende Anlageklassen und insbesondere für Aktien bei Investoren gestiegen ist und dass sie vor dem Hintergrund eines freundlicheren Wirtschaftsausblicks Risikoprämien erwirtschaften wollen“, erklärt Elizabeth Corley, Chief Executive Officer von Allianz Global Investors.

Zwar hätten Investoren ihre Portfolios in den letzten Jahren kaum umgeschichtet, obwohl viel über "great rotation" gesprochen worden sei. Aber: „In Zeiten niedriger Zinsen ist es für institutionelle Investoren wichtig, dass sie ihre Portfolien in Richtung Risiko-Assets umschichten, und es ist ermutigend, dass diese Umschichtungen bereits geplant sind. Derzeit halten wir es für das größte Risiko für Anleger, wenn sie kein Risiko eingehen.”

Steigende Allokation in Alternatives, aber schwaches Instrumentarium im Umgang mit deren Risiken

Auch die Allokation von institutionellen Investoren in alternativen Anlageklassen dürfte auf 12-Monatssicht steigen. 62 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass alternative Anlageklassen dazu geeignet sind, Renten- und/oder Aktienanlagen in einem diversifizierten Portfolio zu substituieren. Und rund die Hälfte der Befragten meint, dass Alternatives den Anlegern dabei helfe, sich von der allgemeinen Marktvolatilität zu entkoppeln.

Der Anteil von Direktinvestitionen in Immobilien, von Private Equity und von Hedgefonds dürfte am ehesten in den Portfolien der Institutionellen wachsen – 18 Prozent, 15 Prozent respektive 14 Prozent der Befragten gaben an, die Allokation in den jeweiligen Anlageklassen erhöhen zu wollen. Anleger planen auch, den Anteil der relativ neuen Anlageklasse Infrastrukturanleihen im Portfolio zu steigern.

Allerdings sehen die Befragten gewisse Einschränkungen im Hinblick auf das ihnen zur Verfügung stehende klassische Instrumentarium zur Analyse und Management von Risiken für diese alternative Investments. Nur 20 Prozent der Befragten sind überzeugt davon, dass sie die Risiken von Alternatives adäquat messen, bewerten und managen können. Der Umfrage zufolge fällt dies Anlegern insbesondere bei Private Equity-Investitionen schwer.

Breitere Streuung sinnvoll

„Gerade für Anleger mit langfristigen Verbindlichkeiten ist eine breitere Streuung, die mit der Vereinnahmung von Illiquiditätsprämien einhergeht, sinnvoll“, so Arun Ratra, Leiter Global Solutions bei Allianz Global Investors. „Sie verbessert das Verbindlichkeitsmanagement. Die Besonderheiten von alternativen Assetklassen erfordern allerdings tiefe Kenntnisse der zugrunde liegenden Anlagen, der operationalen Umsetzung sowie des regulatorischen Umfelds, in dem sich der jeweilige Anleger bewegt.“

Zinsrisiken lasten auf Anlegern

Die größte Sorgen bereiten Anlegern derzeit Anleihen: mehr als die Hälfte der Befragten (57 Prozent) sieht die Wertentwicklung des eigenen Portfolios auf 12-Monatssicht stark oder beträchtlich von Zinsrisiken bedroht. Nicht überraschend ist daher, dass mit 65 Prozent der Befragten ein Durations-Management als häufigste Risikomanagementstrategie genannt wurde, vor Diversifikation (59 Prozent) und dynamischer Asset Allokation (55 Prozent).

Tail- bzw. Extremrisiken, die in der letzten RiskMonitor Umfrage die meisten Anleger umtrieben, sind dagegen in der Wahrnehmung der Anleger weniger wichtig geworden und auf den vierten Rang gefallen: 31 Prozent sehen dieses Risiko als stark bzw. beträchtlich an. 70 Prozent der befragten Institutionen haben in den vergangenen Jahren daran gearbeitet, ihre Analysefähigkeit in dem Bereich zu verbessern und 60 Prozent nutzen Risikobudgetierung, um sich vor Tailrisiken zu schützen.

Anhalten des Niedrigzinses erwartet

Die Niedrigzinsphase wird nach Einschätzung der Befragten in Europa weiterhin anhalten: die Umfrageteilnehmer gehen nicht davon aus, dass die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins bald wieder auf den langfristigen Durchschnitt anhebt, fast zwei Drittel der Befragten rechnen damit erst nach 2016.

Stefan Hofrichter, Chefvolkswirt von Allianz Global Investors, kommentiert „Erst kürzlich wurde darüber spekuliert, ob die EZB mit neuen, unorthodoxen Maßnahmen den disinflationären Trend in der Eurozone entgegentreten werde. Wir halten es trotz des ungewöhnlich niedrigen Inflationsniveaus für richtig, dass die EZB es vorerst bei der intensiven Beobachtung des Trends belässt. Auch wenn die Inflationsrate niedrig bleiben dürfte – wir rechnen nur mit einen schrittweisen Anstieg über die kommenden zwei Jahre auf knapp 2 Prozent per Ende 2016 – ist derzeit nicht mit einer Zinsänderung zu rechnen, sodass es weiterhin sinnvoll ist, risikotragende Assetklassen überzugewichten.“

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Die praktische Umsetzung von Hofrichters Ausblick auf Portfolioebene ist für unregulierte Anleger vergleichsweise leicht zu bewerkstelligen, jedoch 31 Prozent der Befragten in Europa sehen strengere Eigenkapitalvorschriften als „große Belastung“ an, die deren Allokation in risikoreichere Anlageklassen enge Grenzen setzt.

Allianz Global Investors

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