Mitarbeiter sind das wichtigste Kapital jedes Unternehmens: Ihr Einsatz und ihre Leistung führen das Unternehmen zum Erfolg. Doch psychische Belastungen, die familiäre Situation, gesundheitliche Probleme oder Stress können die Arbeitsqualität beeinträchtigen. Ausfallzeiten und eine geringere Produktivität mindern die Wertschöpfung des Unternehmens. Hinzu kommt, dass sich Unternehmen aufgrund des demografischen Wandels schon heute auf einen harten Kampf um qualifizierte Arbeitskräfte einstellen und ihre Betriebe auf eine älter werdende Belegschaft ausrichten müssen, wenn sie weiterhin erfolgreich arbeiten wollen. Um alle Mitarbeiter gesund und belastbar zu halten und steigenden Krankheitskosten zu begegnen, ist eine betriebliche, präventive Gesundheitsvorsorge sinnvoll. Für mehr als die Hälfte der mittelständischen Betriebe mit 50 bis 500 Mitarbeitern in Deutschland ist das aber noch kein Thema. Viele Unternehmen haben Angst vor hohen Kosten und Zweifel am Nutzen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Bei anderen lassen das stressige Tagesgeschäft oder fehlende Ressourcen eine nähere Beschäftigung mit dem Thema bislang nicht zu. Dabei sind die Möglichkeiten der Gestaltung vielfältig.

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„Grundsätzlich lassen sich die Maßnahmen des BGM in zwei Bereiche einteilen“, erläutert Monika Ulrich, Geschäftskundenbetreuerin beim PME Familienservice. Das Unternehmen bietet seit über 20 Jahren Beratungsleistungen im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements in den Bereichen Kinderbetreuung, Lebenslagencoaching und Homecare/Eldercare an. „Zum einen gibt es die Verhaltensprävention, die direkt an den Mitarbeiter und an seine Eigenverantwortung appelliert. Da heißt es dann beispielsweise „Nimm die Treppe“, „Mach mit beim Marathon“ oder „Ernähr dich gesund“ mit entsprechenden Maßnahmen, an denen man sich beteiligen kann. Zum anderen gibt es die Verhältnisprävention, die überwiegend vom Unternehmen definiert wird. So werden beispielsweise in einigen Firmen E-Mails abends ab einer gewissen Uhrzeit nicht mehr an die Mitarbeiteraccounts zugestellt.“

Fürsorgepflicht und unternehmerische Verantwortung als Basis eines funktionierenden BGM

Einzelne Maßnahmen zur Förderung von Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz hat die Gossler, Gobert & Wolters Gruppe aus Hamburg bereits vor einigen Jahren ins Leben gerufen – damals geschah das losgelöst von einem strategischen Ansatz. Die Inhaber handelten vielmehr aus ihrer unternehmerischen Verantwortung heraus und entwarfen ein „Fürsorgekonzept“, das dazu beitragen sollte, Mitarbeiter gesund zu erhalten. Seit damals werden beispielsweise Informationen zum ergonomischen Arbeiten bereitgestellt. Eine Mitarbeiterin ist als Ansprechpartnerin im Hause entsprechend geschult. Darüber hinaus steht allen Mitarbeitern für den täglichen Vitaminschub kostenlos Obst zur Verfügung. Außerdem werden alle fest angestellten Mitarbeiter in eine Gruppenunfallversicherung übernommen.

2011 erfolgte dann die gezielte Weiterentwicklung des Fürsorgekonzepts. Daraus entwickelte sich mit der Zeit ein strategischer und gleichzeitig dynamischer Prozess, der auch heute noch nicht abgeschlossen ist.

Baustein: Beratung und professionelle Hilfe in schwierigen Lebenslagen

2011 beauftragte der mittelständische Industrieversicherungsmakler einen externen Beratungsdienst für seine rund 250 Mitarbeiter. „Bislang hatten wir uns immer situativ Hilfe geholt, wenn wir mitbekamen, dass ein Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin Hilfe benötigt. Doch das kostete Zeit und Ressourcen seitens der Kollegen und Führungskräfte, die sich kümmerten“, erläutert Sebastian Jochheim, geschäftsführender Gesellschafter und Sprecher der Geschäftsführung der GGW Gruppe. „Um den Betroffenen einerseits die professionelle Hilfe zu bieten, die sie brauchten, und andererseits Mitarbeiter und Führungskräfte zu entlasten, beauftragten wir PME als kontinuierlichen Ansprechpartner.“

Die Mitarbeiter der GGW Gruppe können bei Bedarf die Unterstützung von PME in den Bereichen „Lebenslagen-Coaching“ und „Homecare/Eldercare“ in Anspruch nehmen. Das „Lebenslagen-Coaching“ bietet Hilfe und Beratung in schwierigen Lebenslagen. Das kann ein Burn-Out-Syndrom sein oder aber auch Sucht-, Partnerschaftsprobleme oder Schwierigkeiten in der Kindererziehung. „Gerade bei privaten Problemen begibt man sich natürlich ungern in fremde Hände“, weiß Monika Ulrich vom PME. „Viele kommen erst dann, wenn sie wirklich ohnmächtig vor einer Situation stehen und gar nichts mehr geht“, so ihre Erfahrung. „Wir unterstützen dabei, die Situation wieder zu überblicken, finden gemeinsam Handlungsspielräume und Möglichkeiten zur Lösung. Wir helfen bei der Suche nach Therapeuten oder Spezialisten und begleiten so lange, bis alles läuft. Bei Problemen im Betrieb bereiten wir den Arbeitnehmer auf ein Gespräch vor, finden Argumente und gehen diese gemeinsam durch. In seltenen Fällen begleiten wir den Mitarbeiter auf Wunsch auch beim Gespräch. In der Regel bleibt aber, wer uns in Anspruch nimmt, gegenüber dem Arbeitgeber anonym.“

Der Beratungsbedarf im Bereich Homecare/Eldercare wird für Arbeitnehmer gerade im Rahmen der Pflege von Angehörigen zunehmend an Bedeutung gewinnen, so die Einschätzung von GGW Geschäftsführer Sebastian Jochheim. „Wir leben heute nicht nur länger, durch den demografischen Wandel wird es zukünftig viel mehr alte Menschen geben als noch vor 20 Jahren. Das wird sich auch in den Belegschaften widerspiegeln. Und ältere Arbeitnehmer haben auch ältere Eltern. Der Bedarf an Beratung und die Organisation der Pflege von Eltern oder Schwiegereltern werden daher zukünftig zunehmen“, prognostiziert er. Aus diesem Grund bietet die GGW Gruppe ihren Mitarbeitern auch in diesem Bereich Beratung über PME an. „Meistens geht es um die Frage, wie die Pflege finanziell und organisatorisch bestmöglich realisiert werden kann“, beschreibt Monika Ulrich das häufigste Problem. „Hier gibt es rechtliche Spielräume und andere Möglichkeiten, die die Leute oft einfach nicht kennen.“ Darüber hinaus unterstützt der PME die GGW Gruppe auch mit Vorträgen, beispielsweise zum Thema Vorsorgevollmacht. Für Jochheim ein wichtiges Puzzleteil im BGM: „Wir sourcen unseren Mitarbeitern dieses Wissen bewusst zu, auch wenn sie sich aktiv darüber im Moment gar nicht informieren würden. Das erspart ihnen später jedoch Zeit und unbequeme Situationen, die dann auch Auswirkungen auf Arbeitsleistung, Wohlgefühl oder Konzentration haben können. Die Resonanz auf diese Angebote ist großartig.“ Die Leistungen des PME Familienservice wurden von den Mitarbeitern der GGW Gruppe dankbar aufgegriffen und haben sich als Beratungsangebot inzwischen fest etabliert.

2. Baustein: Betriebliche Krankenzusatzversicherung (bKV)

Die Entwicklung war damit aber nicht abgeschlossen. „Wir sehen das BGM als dynamischen Prozess, der sich kontinuierlich weiterentwickelt“, erklärt Jochheim. Zusätzlich zum Angebot von Hilfe bei Problemen wollten die Inhaber im nächsten Schritt einen Service bieten, der alle Mitarbeiter erreicht und ihre Leistung für das Unternehmen gleichermaßen anerkennt. „Wir beobachteten vor allem die immer größer werdende Kluft zwischen privat und gesetzlich Versicherten und eine so entstehende Zweiklassengesellschaft“, so der Inhaber. „Doch der Erfolg ist schließlich eine Gemeinschaftsleistung aller, zu dem jeder im Hause GGW beiträgt. Wird jemand krank oder hat einen Unfall, sollte er daher die bestmögliche Versorgung und optimale Bedingungen erhalten, um schnell wieder gesund zu werden.“

Aus diesem Grund setzte das Unternehmen im April 2013 für alle gesetzlich versicherten Mitarbeiter unter anderem eine Zusatzkostendeckung für den stationären Aufenthalt im Krankenhaus im Einzel- oder Doppelzimmer um. Sie entlastet den Mitarbeiter monetär, da er sich eine privatfinanzierte Zusatzversicherung spart. Darüber hinaus kann er seine Familie zwar aus privater Tasche, aber in der Regel ohne Gesundheitsprüfung mitversichern. „Das bedeutet, über die Gruppenversicherung können auch Arbeitnehmer und Angehörige versichert werden, die normalerweise aus gesundheitlichen Gründen, etwa durch Vorerkrankungen, keinen Versicherungsschutz erhalten würden“, erklärt Jochheim. „Ein Nebeneffekt von hohem sozialem Wert für unsere Mitarbeiter und ihre Familien.“

Vorausschauend denken und planen

Bei der Planung der bKV, die bereits vor zwei Jahren nach Einführung des PME Service begann, spielten auch strategische Überlegungen zur Mitarbeiterbindung eine große Rolle: „Wir überlegten uns, wie wir die Menschen motivieren können, möglichst lange bei uns zu bleiben“, so Jochheim. Die Geschäftsführung beschloss, für Arbeitnehmer, die eine bestimmte Zeit bis zum Renteneintritt bei GGW beschäftigt waren, die Versicherung auch nach Renteneintritt aufrecht zu erhalten und die Kosten weiterhin zu übernehmen. „Allerdings birgt dieser Schritt auch ein gewisses Maß an Ungewissheit, denn man muss bilanzielle Rückstellungen bilden, ohne zu wissen, wie alt die Leute werden, wie die Beiträge in Zukunft steigen oder wie sich die Anzahl dieser Verpflichtungen für uns als Unternehmen entwickeln wird“, gibt er zu bedenken. „Hier hilft die Unterstützung von Fachleuten für Versorgungsmanagement weiter.“

Weitere Schritte im BGM-Prozess der GGW Gruppe

Auch zukünftig wird sich das BGM bei der GGW Gruppe weiterentwickeln. Derzeit wird an einem Aktiv- und Präventions-Programm mit gesundheitsfördernden Kursen wie Yoga, Rückenfit oder anderen Bewegungsmaßnahmen gearbeitet. Als Resultat startete im Oktober 2013 das Projekt „Bewegte Mittagspause“. „Als die Personalabteilung bei uns im Haus per E-Mail nach Interessenten für eine erste Testveranstaltung suchte, konnte sie sich vor Zusagen kaum retten“, schmunzelt Jochheim. „Das zeigt uns auch, wie viel Potenzial tatsächlich im BGM steckt.“

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Was das BGM für das Unternehmen leistet

Im ersten Jahr nahmen 14 Mitarbeiter von GGW die Beratung von PME in Anspruch. 2012 waren es 12. Und auch in diesem Jahr wird sich die Zahl ungefähr bei einem Dutzend einpendeln. Wie sich zum Beispiel Fehltage aufgrund der Maßnahmen verändern, kann das Unternehmen zurzeit noch nicht sagen. Doch das hat für Jochheim und seine Partner auch nicht die oberste Priorität. „Natürlich wollen wir gesunde, produktive Mitarbeiter, aber darum geht es nicht allein. Neben unserer Fürsorgepflicht als Unternehmer ist auch der Blick in die Zukunft ein Beweggrund dafür, dem Thema BGM mehr Aufmerksamkeit zu widmen: der demografische Wandel und die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt lassen erkennen, dass es irgendwann in naher Zukunft trotz Zustrom aus anderen Ländern einen Kampf um gute Arbeitskräfte geben wird“, erläutert er. „Die Frage, wie attraktiv man sich als Arbeitgeber zukünftig präsentiert, wird deutlich an Relevanz gewinnen. Das BGM bietet dabei eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Mitarbeiter werden entlastet und unterstützt, so dass sie auch in ihrem Job ihr Bestes geben können.“

Gerade im Eldercare-Bereich funktioniert die Wahrnehmung „Hilfe durch den Arbeitgeber“ sehr gut. Diese Erfahrung hat auch Monika Ulrich als Geschäftskundenbetreuerin bei PME gemacht. „Die Mitarbeiter sind oft erleichtert und dankbar, dass ihre Firma es ihnen ermöglicht, umfassende und schnelle Unterstützung zu bekommen, zumal sie sich zu diesem Zeitpunkt meist in einer Situation befinden, in der es zeitlich brennt und die darüber hinaus auch eine nicht unerhebliche psychische Belastung darstellt“, weiß sie. „In dieser Situation fühlen sie sich vom Arbeitgeber als Mensch wahrgenommen, nicht nur als Mitarbeiter. Diese Wertschätzung kommt bei ihnen an.“
Hinter den BGM-Aktivitäten steckt daher für die GGW Gruppe mehr als nur die Reduktion von Fehltagen und die Aufrechnung von Kosten. Ein festes Jahresbudget gebe es nicht, sagt Jochheim. „Uns geht es um unternehmerische Verantwortung, zum einen in Bezug auf eine erfolgreiche, wettbewerbsfähige Zukunft und zum anderen in Bezug auf den einzelnen Menschen.“

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