Zukunftsmodell: zur Pflege ins Ausland?

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Pflege in Deutschland ist teuer, für immer mehr Menschen zu teuer. 411.000 Bedürftige konnten 2010 die anfallenden Pflegekosten nicht aufbringen, das ist ein Anstieg von 5% im Vergleich zum Vorjahr. So lautet das Ergebnis einer noch unveröffentlichten Studie des Statistischen Bundesamtes, die der „Welt am Sonntag“ vorliegt.

Während die Heimkosten kontinuierlich steigen, stagniert das Rentenniveau. Die Kosten für die Pflegestufe 3 liegen bei durchschnittlich 2.900 Euro monatlich, davon übernimmt die Pflegeversicherung rund 1.500 Euro. 2,4 Millionen Menschen sind in Deutschland derzeit pflegebedürftig, 2050 werden es voraussichtlich 4,7 Millionen sein, jeder 15. Bürger. Der Internationale Währungsfond sieht die deutschen sozialen Sicherungssysteme nicht ausreichend auf die steigende Lebenserwartung vorbereitet und fürchtet bis 2050 eine Finanzierungslücke von bis zu zwei Billionen Euro.

Seit langem schon kommen Pflegekräfte aus dem Ausland insbesondere aus Osteuropa nach Deutschland. Nun werden günstigere Versorgungsmodelle diskutiert: Kooperationen mit Pflegeheimen im Ausland einzugehen. Die deutsche Pflegeversicherung könnte dann die Heimkosten dort zum Teil übernehmen. Führende Sozialversicherungsexperten sehen dies als ernstzunehmende Alternative, vorausgesetzt der Pflegebedürftige möchte dies. Mit Reha-Kliniken existieren solche Verträge bereits. Die AOK und Barmer GEK zeigen sich auf Anfrage für solche Modelle offen. Derzeit verhindert das EU-Recht allerdings noch direkte Verträge von Pflegekassen mit ausländischen Heimen. Dennoch gibt es seit einigen Jahren einen Trend, dass deutsche Pflegebedürftige, um Kosten zu sparen, sich in Heimen in Osteuropa, Spanien oder Thailand versorgen lassen.