Wer entscheidet sich für eine Riester-Rente, und aus welchen Gründen?

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Zugleich geht aus der Analyse der SAVE-Daten hervor, dass die Riester-Rente speziell für Personen mit mehreren Kindern ein überaus attraktives Modell der privaten Altersvorsorge darstellt. Bei Personen, die mehr als vier Kinder haben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich für den Abschluss einer Riester-Rente entscheiden, nahezu doppelt so hoch wie bei Personen mit drei oder vier Kindern. Und bei diesen wiederum ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch wie bei Personen mit ein oder zwei Kindern.
Die Autoren der Studie führen diesen Befund auf die Staffelung der staatlichen Förderung zurück: Mit jedem Kind steigt der staatliche Förderanteil an den jährlichen Beiträgen, während der Eigenanteil dementsprechend sinkt. Dies gilt allerdings nur solange, bis der Eigenanteil auf das gesetzliche Minimum von 60 Euro pro Jahr abgesunken ist.

Riester-Rente als zusätzliche Form der Daseinsvorsorge

Steht die Riester-Rente in einem Zusammenhang mit anderen Formen der Daseinsvorsorge, zum Beispiel mit Bausparverträgen, geldwerten Lebensversicherungen oder Aktien? Die Bayreuther Ökonomen kommen zu einem überraschenden Ergebnis: Derartige Geldanlagen gehen in vielen Fällen mit der Bereitschaft einher, eine Riester-Rente abzuschließen. Besonders ausgeprägt ist die Neigung, zusätzlich eine Riester-Rente anzusparen, bei Personen, die einen Bausparvertrag haben. „Anscheinend spielt bei zahlreichen Entscheidungen für eine Riester-Rente ein gewisser ‚Mitnahme-Effekt’ eine Rolle“, meint Christian Pfarr. „Wer unterschiedliche Formen der Daseinsvorsorge einschließlich der staatlichen Fördermöglichkeiten kennt und nutzt, ist desto eher willens, auch die Vorteile der Riester-Rente in Anspruch zu nehmen.“

Signifikanter Einfluss von Finanzberatern

Und noch ein weiteres Ergebnis fällt auf: Empfehlungen von Finanzberatern wirken sich häufig dahingehend aus, dass ihre Kunden sich für eine Riester-Rente entscheiden. Bei Personen, die den Empfehlungen eines Finanzberaters folgen, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie einen Riester-Vertrag abschließen, erheblich höher als bei Personen, die auf eine professionelle Finanzberatung verzichten. „Die Ursachen für diesen signifikanten Einfluss der Finanzberater liegen vornehmlich in der hohen Komplexität der Riester-Produkte und in den damit einhergehenden geringen Vergleichsmöglichkeiten“, meint Christian Pfarr. „Finanzberater erhalten in der Regel ungewöhnlich hohe Provisionen, wenn sie ihren Kunden eine Riester-Rente vermitteln. Es ist daher nicht auszuschließen, dass dieser finanzielle Anreiz einen starken Einfluss auf das Beratungsverhalten und indirekt auf die Entscheidungen der Kunden hat.“

Vor diesem Hintergrund plädiert der Bayreuther Ökonom dafür, Produkte im Bereich der privaten Altersvorsorge erheblich zu vereinfachen und für die Kunden verständlicher zu gestalten. Zugleich fordert er, dass sich die Menschen in Deutschland viel umfassender als bisher über verschiedene Wege der Altersvorsorge informieren sollten. Der Staat solle durch geeignete Anreize dazu beitragen, dass öffentliche Informationsangebote entstehen, die nicht einseitig interessengeleitet sind.