Erhöhte Unsicherheit als Herausforderung für den Versicherungsmarkt

Die Staatsschuldenkrise in Europa und den USA, eine anhaltende Niedrigzinsphase und große Belastungen durch Naturkatastrophen stellen Erst- und Rückversicherer vor große Herausforderungen. Bei der Analyse der zunehmenden Verkettung von Risiken hat "Munich Re" erste regionale und industrielle Kumul-Schwerpunkte identifiziert.

Besonders das Niedrigzinsumfeld trifft die gesamte Branche: „Unsere vorsichtige Investmentstrategie bewährt sich jetzt; wichtiger denn je ist die Diversifikation der Kapitalanlagen“, so Ludger Arnoldussen, Mitglied des Vorstands von Munich Re. Gleichzeitig müssten die niedrigeren Erträge aus Kapitalanlagen auch bei der Kalkulation der Preise ausreichend berücksichtigt werden – besonders im Geschäft mit Langzeitrisiken. „Im derzeitigen Umfeld wird das auch bei den anstehenden Erneuerungsverhandlungen ein wichtiges Thema sein“, erklärte Arnoldussen. Die gegenwärtige Krise zeige zudem, dass die Sicherstellung von Finanzmarktstabilität eine entscheidende Aufgabe der Politik ist. „Es geht darum, die Finanzmärkte besser zu regulieren. Mit Solvency II ist die Versicherungsbranche in Europa hier auf dem richtigen Weg“, betonte Arnoldussen.

Allerdings stelle nicht nur die Finanzkrise Versicherer und Rückversicherer vor eine gewaltige Herausforderung, dies gelte auch für die zunehmende Verkettung von Risiken. Durch weiter vernetzte, weltweite Lieferketten sind insbesondere die Halbleiterproduktion und die Automobilzulieferindustrie gegenüber Rückwirkungsschäden kritisch exponiert (Contingent Business Interruption, CBI). Vor allem Industrieanlagen im Norden und mittleren Westen der USA sind durch Erdbeben, Produktionsstätten in Japan und Taiwan zusätzlich durch Taifune gefährdet. „Darauf werden wir in unseren Gesprächen mit Erstversicherern deutlich hinweisen und auf mehr Transparenz bei diesen Risiken dringen“, so Arnoldussen. „Nur wenn diese Transparenz gegeben ist, können wir gemeinsam Lösungen entwickeln.“

Erneuerungen zum 1. Januar 2012

Mit seinen schweren Naturereignissen ist das Jahr 2011 das schadenträchtigste Jahr aller Zeiten für die Versicherungswirtschaft. Die große Schadenlast hatte bereits Einfluss auf die bisherigen Erneuerungen des Jahres. Dennoch zeichnete sich marktweit keine einheitliche Preisentwicklung ab. „Für Munich Re kann ich sagen: Wir konnten die Qualität des Portfolios weiter verbessern und unser Prämienaufkommen steigern“, so Arnoldussen. „In den Märkten mit Schadenbelastung konnten wir 2011 deutliche Preiserhöhungen bei Naturkatastrophendeckungen erzielen.“ So lag die Steigerung in Australien und Neuseeland bei durchschnittlich 40 % bis 50 %. Auch im Naturkatastrophengeschäft in den USA und Lateinamerika realisierte Munich Re Ratenerhöhungen von durchschnittlich 10 %. Im Rest des Portfolios blieben die Preise stabil.

Für die zum Jahresende anstehende Erneuerung der Rückversicherungsverträge im Segment Schaden / Unfall erwartet Munich Re, dass sich der bisher beobachtete Trend fortsetzt. „Wir sehen eine generelle Stabilisierung der Preise und in einer Reihe von Segmenten auch härtere Märkte“, betonte Arnoldussen. „Gerade in Zeiten erhöhter Unsicherheit ist die strikte Ausrichtung auf ausreichende Profitabilität notwendiger denn je.“ Mit dieser Zielsetzung werde Munich Re auch in die Erneuerungsgespräche gehen, so Arnoldussen.

Quelle: Munich Re