Gesundheitskosten: Warum Arbeitgeber Prävention als Schlüsselstrategie sehen

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Gesundheitskosten steigen weltweit rasant. Unternehmen reagieren mit massiven Investitionen in Prävention und Gesundheitsleistungen. 93 Prozent der Arbeitgeber rechnen mit weiter steigenden Ausgaben. Doch trotz aller Maßnahmen fühlen sich viele Beschäftigte nicht ausreichend unterstützt.

Die Gesundheitskosten steigen weltweit in einem Tempo, das selbst erfahrene Arbeitgeber alarmiert. Der neue globale Bericht „Changing Face of Employee Health“ von Howden Employee Benefits zeigt, dass mittlerweile zwei Drittel der Unternehmen in Gesundheitsvorsorge investieren, um die rasant zunehmende medizinische Inflation überhaupt noch beherrschbar zu machen. Die medizinische Inflation soll im Jahr 2026 sieben Prozent über dem Verbraucherpreisindex liegen, wodurch die Gesamtinflation deutlich über zehn Prozent steigen dürfte. Für viele Unternehmen wird das zur finanziellen Belastungsprobe, weshalb sie Gesundheitspläne neu bewerten.

Der Druck kommt jedoch nicht nur von steigenden Kosten, sondern auch von den Beschäftigten selbst. Laut Report bleiben 61 Prozent der Mitarbeitenden eher bei einem Arbeitgeber, der ein gutes Gesundheitspaket anbietet, und fast die Hälfte berücksichtigt die Benefits aktiv bei der Jobwahl. Nur ein sehr kleiner Teil (7 Prozent) stuft Gesundheitsleistungen als unwichtig ein. Damit werden Gesundheitsangebote mehr denn je zu einem harten Wettbewerbsfaktor im War for Talents.

Besonders deutlich zeigt sich der globale Trend zur Prävention. Zwei Drittel der Arbeitgeber setzen Prävention und Wohlbefinden inzwischen strategisch ein, und mehr als die Hälfte hält diesen Ansatz für den wirksamsten Weg, steigende Gesundheitskosten zu kontrollieren. In Europa ist die Zustimmung mit 74 Prozent sogar noch höher, gefolgt vom Vereinigten Königreich und Lateinamerika. Dass Prävention längst kein Randthema mehr ist, bringt Howden-Deutschland-Manager Jürgen Schmidt klar zum Ausdruck, wenn er sagt: „Prävention ist für Unternehmen längst kein ‚Nice-to-have‘ mehr, sondern ein zentraler Hebel, um steigenden Gesundheitskosten wirksam zu begegnen.“

Der Report zeigt jedoch auch eine deutliche Wahrnehmungslücke zwischen Arbeitgebern und Mitarbeitenden. Während 86 Prozent der Unternehmen überzeugt sind, mit ihren Gesundheitsangeboten eine gute Kapitalrendite zu erzielen, und 93 Prozent glauben, die Bedürfnisse der Beschäftigten ausreichend abzudecken, widerspricht ein Viertel der Mitarbeiter dieser Einschätzung. Für viele Unternehmen ist das offenbar Anlass zur Neuorientierung, denn 23 Prozent haben ihren Gesundheitsdienstleister bereits gewechselt und weitere 39 Prozent bereiten einen Wechsel vor. Die Zufriedenheit mit dem Status quo ist also geringer, als es der Eindruck vieler Arbeitgeber vermuten lässt.

Auch geografisch unterscheiden sich die Erwartungen stark. Weltweit rechnen 93 Prozent der Arbeitgeber mit steigenden Gesundheitskosten, wobei Regionen wie IMEA mit 58 Prozent besonders hohe Anstiege erwarten, gefolgt von Asien und Lateinamerika. Europa liegt mit einer erwarteten Steigerung von 27 Prozent etwas niedriger, doch auch hier bleibt die finanzielle Belastung hoch. Als wichtigste Kostentreiber gelten neben der allgemeinen Inflation insbesondere steigende Medikamentenpreise, ein komplexeres Krankheitsgeschehen und hohe Belastungen durch chronische Erkrankungen. In einigen Regionen, wie dem Vereinigten Königreich, dominieren psychische Erkrankungen sogar als mit Abstand größter Kostentreiber.

„Wenn Unternehmen ihre Mitarbeitenden nicht als wichtigstes Kapital betrachten und Gesundheitsrisiken nicht direkt angehen, werden sie Schwierigkeiten bekommen, ihre Produktivität und ihr Wachstum auch zukünftig aufrechtzuerhalten“, warnt Howden-CEO Glenn Thomas davor, den Handlungsdruck zu unterschätzen. Die Botschaft ist klar: Gesundheitsleistungen sind längst nicht mehr nur ein Kostenblock, sondern ein strategisches Instrument für Produktivität, Bindung und Wettbewerbsfähigkeit.