Das angesparte Kapital ist zwar vor staatlichem Zugriff geschützt und soll erst mit dem Erreichen der Regelaltersgrenze ausgezahlt werden. Aber alle weiteren Details, wie etwa Fondsauswahl, Anlagestrategie und wer den „Frühstart-Fonds“ verwalten soll, stecken noch im Gesetzverfahren fest. Fraglich ist außerdem, was nach der Erreichung des 18. Lebensjahres passieren soll. Eine Auszahlung soll nicht erfolgen, denn das liefe ja dem Aspekt der Altersvorsorge zuwider.
Dass der Regierung die so genannte „Zukunft der Altersvorsorge“ jetzt obendrein nur noch 50 Millionen Euro wert ist und sie derzeit exakt für einen Jahrgang reicht, macht insgesamt sprachlos. Dabei diskutiert Deutschland seit Jahrzehnten ohne Ergebnis und passende Lösungswege über die Rentenlücke. Und es ist hinlänglich bekannt, dass andere Länder längst vorgemacht haben, wie kapitalgedeckte Altersvorsorge funktioniert.
Ein schlüsselfertiges Konzept liegt längst vor
Sinnvoll wäre etwa der Übergang in eine private, geförderte Altersvorsorge. Das ist im Koalitionsausschuss am 9. Oktober auch so verabredet worden – ohne weitere Details allerdings. Dass die beiden Gesetzesvorhaben miteinander zusammenhängen, scheint logisch: „Die Bundesregierung verfolgt das Ziel einer sinnvollen Verknüpfung der Frühstart-Rente und der reformierten steuerlich geförderten privaten Altersvorsorge“, heißt es. Zur konkreten Ausgestaltung wollte die Regierung jedoch bisher keine weiteren Angaben machen und verwies auf den noch ausstehenden Gesetzesvorschlag.
Fakt ist: Die Frühstartrente wird nur funktionieren, wenn sie mit der Volljährigkeit der Jugendlichen automatisch in eine reformierte, öffentlich geförderte private Altersvorsorge übergeht. Eigentlich liegt ein Konzept dafür seit der Ampelkoalition fertig in den Schubladen des Finanzministeriums. Nach den Vorschlägen des Sachverständigenrats soll die Frühstartrente Bestandteil eines lebenslangen Vorsorgeproduktes werden, vom Kindesalter über die Erwerbsphase bis in den Ruhestand. Mit Volljährigkeit würden die angesparten Beträge aus der Frühstartrente automatisch in das Altersvorsorgedepot überführt. Wer aktiv entscheidet, kann das Kapital einem privaten Fonds zuordnen. Wer keine Wahl trifft, landet in einem staatlich verwalteten Referenzdepot – mit der Möglichkeit, später jederzeit zu wechseln.
“Echte” Frühstartrente wäre auch bildungspolitisch ein Gewinn
Eine solche Flexibilität wäre ein richtiger und enorm wichtiger Fortschritt. So handhaben es andere Länder wie Kanada, Israel oder die Niederlande. Die Deutschen wären auch mehrheitlich dafür. In der jährlichen Forsa-Umfrage der Initiative Minderheitsaktionäre zum Thema Altersvorsorge und Aktien befürworten im laufenden Jahr 2025 rund 64 Prozent der Befragten das Konzept der „Frühstartrente“. Auch bildungspolitisch wäre eine “echte” Frühstartrente ein Gewinn. Sie sollte das Ziel verfolgen, die Finanzkompetenz von Eltern und Kindern in Deutschland zu stärken, den Transfer von Finanzwissen in tatsächliches Anlageverhalten zu fördern und damit langfristig eine Aktienkultur zu etablieren. Familien würden jährlich eine Übersicht über die Entwicklung des gewählten Fonds erhalten – idealerweise ergänzt durch eine App, die anschauliche und leicht zugängliche Darstellungen enthält. Darüber hinaus muss die Frühstarrente altersgerecht im Schulunterricht thematisiert und mit anschaulichen Lernmaterialien verknüpft werden.
Immerhin 58 Prozent sind den Umfrageergebnissen zufolge dafür, ein staatliches, gefördertes Altersvorsorgedepot zu installieren, um neben der gesetzlichen Rente für das Alter anzusparen. Beide Instrumente zusammen wären ein Meilenstein in der Rentenpolitik. Beide wären auch losgelöst von der Debatte um Haltelinien und Nachhaltigkeitsfaktor möglich, wenn der Gesetzgeber es wirklich will. Nicht zuletzt deshalb wird es jetzt höchste Zeit, dass die Politik endlich tragfähige und dauerhaft zielführende Lösungen entwickelt. Auch im Sinne der Generationengerechtigkeit, die sonst zwangsläufig auf der Strecke bleiben wird.