Zurich: Verkauf des Lebensversicherungsbestands - der zweite Versuch

Quelle: Zurich Dt. Herold

Der Verkauf des geschlossenen Lebensversicherungsbestands der Zurich rückt wieder in greifbare Nähe. Mehrere Interessenten buhlen um das Paket. Gleichzeitig mahnt die Zurich-Führung, dass Käufer und Kundeninteressen zwingend übereinstimmen müssen.

Die Geschichte des Run-Off-Deals eines Lebenbestandes der Zurich liest sich spannend und abwechslungsreich: Im Sommer 2021 tauchten erste Gerüchte darüber auf, dass sich der Schweizer Versicherer von einem Teilbestand der Zurich Deutscher Herold trennen wolle (Versicherungsbote berichtete). Im Februar 2022 bestätigte Konzern-Chef Mario Greco die Gerüchte (Versicherungsbote berichtete). Im April 2022 verdichteten sich die Gerüchte und es zeichnete sich ab, dass es um ein Teilportfolio von Zurich Deutscher Herold geht, das etwa 720.000 Verträge umfasst und ein Nominalvolumen von rund 20 Milliarden Euro haben soll (Versicherungsbote berichtete).

Doch im September 2023 deutete sich bereits an, was Anfang 2024 eingetreten ist. Dabei sah es so gut aus: Zurich wollte es; Viridium ebenfalls; die Kunden waren bereits angeschrieben worden. Doch Anfang 2024 erfolgte die Wende: Der Run-Off-Deal scheiterte an Bafin-Bedenken gegenüber dem damaligen Mehrheitseigner Cinven. Diese hatten ihren Ursprung in der Rolle Cinvens bei der Sanierung der italienischen Eurovita, bei der Aufseher ein mangelndes finanzielles Engagement monierten.

Zurich bestätigt Verhandlungen

Nun nimmt der Schweizer Versicherungskonzern Zurich einen neuen Anlauf für den Verkauf seines geschlossenen Lebensversicherungsbestands in Deutschland. Finanzvorständin Claudia Cordioli bestätigte gegenüber Bloomberg TV, man sei „weiterhin strategisch an einem Verkauf des Bestands interessiert“ und führe Gespräche mit mehreren Interessenten. Sie betonte zugleich, dass potenzielle Käufer „die gleichen Interessen wie die Versicherungsnehmer haben“ müssten – ein Punkt, der für Aufsicht und Marktteilnehmer gleichermaßen zentral sei.

Der Bestand gilt als einer der größten und attraktivsten Run-off-Portfolios am Markt. Kein Wunder also, dass die Nachfrage hoch ist. In vergleichbarer Größenordnung wird in absehbarer Zeit kein weiteres Paket erwartet. Branchenkreise nennen gleich mehrere Interessenten. Als heißester Kandidat gilt erneut Run-off-Spezialist Viridium. Nach dem Eigentümerwechsel gilt Viridium das Unternehmen als voll handlungsfähig und signalisierte laut Medienberichten erneut Interesse. Eine offizielle Stellungnahme blieb jedoch aus.

Neben Viridium wird auch Athora als Interessent gehandelt. Das Unternehmen wollte zuletzt mehrfach in Deutschland wachsen, scheiterte jedoch sowohl bei der Axa-Transaktion 2024 als auch beim Einstieg bei Viridium. Intern wachse der Druck, endlich einen größeren Deal abzuschließen, heißt es aus Branchenkreisen. Allerdings zweifeln Marktteilnehmer, ob Athora das Zurich-Paket ohne Partner stemmen könnte. Eine sensible Frage bleibe zudem der Einfluss des Großaktionärs Apollo. Zurich-Konzernchef Mario Greco hatte im Sommer betont, dass Private-Equity-Investoren nur begrenzt zu langfristig geprägten Lebensversicherungsbeständen passen. „Es muss eine Interessenangleichung geben“, warnte Greco.

Für Zurich ist der Schritt strategisch nachvollziehbar: Der Abbau alter Verträge entlastet die Bilanz, schafft Kapital für Neugeschäft und reduziert technische sowie regulatorische Komplexität. Ältere Policen gelten oft als schwer migrierbar und verursachen hohe Verwaltungskosten. Dass Run-off-Deals kommen, ist für die Branche nichts Neues. Doch die Aufsicht schaut inzwischen deutlich genauer hin. Cordioli machte klar, dass Zurich nur an Käufer verkaufen werde, die langfristig denken und Stabilität garantieren können. Die Bafin dürfte diesen Anspruch teilen.