Drei von vier IT-Dienstleistern setzen sie regelmäßig ein, doch viele fühlen sich bei Haftung und Regulierung unsicher. Die aktuelle Hiscox IT-Umfrage 2025 zeigt, dass KI-Chancen und Risiken gleichermaßen wachsen. Für Versicherer ergeben sich daraus neue Aufgaben und gleichzeitig ein wachsender Beratungsbedarf.
Künstliche Intelligenz (KI) ist im IT-Sektor längst kein Zukunftsthema mehr, sondern gelebte Praxis. 77 Prozent der befragten IT-Dienstleister nutzen laut der aktuellen Hiscox IT-Umfrage 2025 KI regelmäßig oder fast immer. Das ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2024: 71 Prozent). Nur sechs Prozent der Befragten geben an, KI bislang selten oder gar nicht einzusetzen.
Dabei zeigt sich ein klarer Trend: Je größer das Unternehmen, desto intensiver der KI-Einsatz. Vor allem etablierte IT-Firmen haben KI längst in ihre Prozesse, Produkte und Beratungsleistungen integriert. Kleinere Anbieter hingegen agieren noch vorsichtiger. Oft spielen dabei rechtliche Unsicherheiten und unklare Haftungsfragen eine Rolle.
KI als Wachstumstreiber der IT-Branche
Mehr als die Hälfte der Unternehmen (57 Prozent) bietet heute bereits KI-basierte Dienstleistungen an – ein massiver Anstieg gegenüber dem Vorjahr (2024: 46 Prozent). Drei von vier IT-Dienstleistern (75 Prozent) erwarten, dass die Nachfrage in den kommenden Jahren weiter steigt.
Die stärkste Dynamik sehen die Befragten in folgenden Bereichen:
- Entwicklung von KI-basierten Anwendungen,
- strategische Beratung rund um KI-Einsatz,
- Software-Design und -Entwicklung (65 Prozent),
- IT-Support und Back-Office (64 Prozent),
- IT-Engineering (61 Prozent),
- Projektmanagement und ITK-Beratung (55 Prozent).
Die Zahlen zeigen, dass reine „Programmierschmieden“ ohne Beratungs- oder Organisationskompetenz kaum noch zu finden sind. Die Verzahnung von Entwicklung und Strategie wird zunehmend zum Standard.
Wachsende Unsicherheit trotz wachsender Nutzung
So groß die Begeisterung über die neuen Möglichkeiten auch ist, so groß ist auch die Unsicherheit. Viele IT-Unternehmen fühlen sich bei der rechtlichen Handhabung von KI alleingelassen.
- 84 Prozent fordern eine klarere gesetzliche Regulierung der KI-Nutzung.
- 71 Prozent beobachten auch bei ihren Kunden Unsicherheit, was rechtlich erlaubt ist.
- 53 Prozent der Befragten geben an, selbst Unsicherheiten im Umgang mit KI zu haben – insbesondere bei Fragen zur Haftung und zum Datenschutz.
Zudem würden Auftraggeber kritischer. 55 Prozent der IT-Dienstleister berichten, dass Forderungen wegen vermeintlicher Schlechtleistungen zunehmen. Nur ein Viertel der Unternehmen blieb im vergangenen Jahr davon verschont.
Neue Risiken durch KI: Von Datenmissbrauch bis Technologiefehler
Mit dem verstärkten Einsatz von Künstlicher Intelligenz entstehen auch neue Schadenszenarien. Die größten wahrgenommenen Risiken sind laut Umfrage:
- Datenmissbrauch (55 Prozent),
- Datenschutzverletzungen (42 Prozent),
- Verletzung geistiger Eigentumsrechte (36 Prozent),
- Fehleranfälligkeit der Technologie (36 Prozent).
Diese Risiken betreffen IT-Dienstleister doppelt: einerseits bei der internen Nutzung von KI, andererseits bei der Entwicklung von KI-basierten Lösungen im Kundenauftrag.
Versicherungsschutz wird zum Pflichtnachweis
Das steigende Risikobewusstsein spiegelt sich auch in der Nachfrage nach passendem Versicherungsschutz wider. 85 Prozent der IT-Unternehmen legen beim Abschluss einer Police großen Wert darauf, dass die Nutzung von KI sowie mögliche Schäden aus KI-basierten Produkten ausdrücklich abgedeckt sind. Zudem fordern 81 Prozent von den Versicherern Infomaterialien, Webinare und Schulungen, um sich besser über die „erlaubte Nutzung“ und Absicherung von KI informieren zu können.
Dass dieser Schutz mehr als nur eine Formalität ist, zeigt ein weiteres Ergebnis: Drei Viertel der befragten IT-Dienstleister berichten, dass Kunden einen Versicherungsnachweis verlangen, bevor sie überhaupt einen Auftrag vergeben. Versicherungsschutz wird so zunehmend zum Qualitätsmerkmal und Vertrauenssignal.
Der zunehmende Wettbewerbsdruck und die hohe Erwartungshaltung der Auftraggeber führen dazu, dass auch kleine Fehler schnell zu hohen Schadenforderungen führen. Ob Cyber-Angriff, technisches Versagen oder Projektverzögerung – die möglichen Konsequenzen sind vielfältig. Deshalb gewinnt insbesondere eine Police an Bedeutung, die auch passiven Rechtsschutz bietet und damit also die Abwehr unbegründeter Forderungen. Ein solcher Schutz ist für viele IT-Unternehmen inzwischen Bedingung für neue Projekte und trägt dazu bei, Rechts- und Planungssicherheit zu schaffen.
„Die Ergebnisse unserer aktuellen IT-Umfrage zeigen ganz klar: Künstliche Intelligenz ist im Alltag von IT-Dienstleistern längst angekommen und wird immer häufiger eingesetzt – sowohl in der eigenen Arbeit als auch in den angebotenen Services für Kunden. Mit dieser Entwicklung gehen aber auch neue, komplexe Risiken einher. Fehler in KI-Systemen, Datenschutzverstöße oder Haftungsfragen können schnell zu erheblichen Schäden führen“, sagt Marc Thamm, Product Head of Technology & General Liability