Pflegeversicherung: Mehrheit wünscht sich Pflegevollversicherung

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Eine deutliche Mehrheit der Deutschen fordert eine Pflegevollversicherung. Nur sechs Prozent halten die aktuellen hohen Eigenanteile für angemessen. Die Forderung an die Politik ist ein klarer Auftrag zur Beendigung der Pflegekrise.

Die Bevölkerung spricht sich in einer aktuellen Forsa-Umfrage klar für eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung aus. Eine Mehrheit von 65 Prozent befürwortet den Ausbau zu einer Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Kosten trägt. Lediglich eine Minderheit hält die private Vorsorgepflicht zur Deckung der Lücken für sinnvoll.

Die Zahlen zeigen eine klare Ablehnung des aktuellen Systems und der damit verbundenen finanziellen Belastung. Nur sechs Prozent der Befragten halten die derzeit privat zu tragenden Zusatzkosten, die im Pflegeheim im ersten Jahr durchschnittlich bei rund 3.100 Euro monatlich liegen, für angemessen. Nur 18 Prozent sind der Ansicht, dass Bürger zur Deckung des pflegebedingten Eigenanteils zwingend individuell, etwa durch eine private Zusatzversicherung, vorsorgen sollten.

AWO-Präsidentin Kathrin Sonnenholzner, deren Verband Teil des Bündnisses ist, interpretiert das Ergebnis als klaren politischen Handlungsauftrag: „Das Ergebnis der Umfrage zeigt: Die Menschen in Deutschland haben einen klaren Auftrag an die Politik, die Krise der Pflege endlich zu beenden und gute Pflege für alle zu ermöglichen.“

Hintergrund dieser Forderung ist die existenzielle Belastung der Pflegebedürftigen. Derzeit müssen sie im Heim durchschnittlich rund 3.100 Euro pro Monat selbst aufbringen, wovon etwa 1.600 Euro auf die reine pflegerische Versorgung entfallen. Die Konsequenz: Mehr als ein Drittel aller Heimbewohner ist auf Sozialhilfe angewiesen. Auch in der ambulanten Pflege sehen sich Betroffene gezwungen, notwendige Leistungen aus Kostengründen nicht in Anspruch zu nehmen.

Pflegevollversicherung: Keine steuerfinanzierte Sozialleistung

Sonnenholzner tritt zudem der oft geäußerten Kritik entgegen, eine Vollversicherung sei ein „Erbenschutzprogramm“. Sie stellt klar: „Die Pflegeversicherung ist keine steuerfinanzierte Sozialleistung, sondern eine Sozialversicherung, bei der die Leistungsfähigkeit des Einzelnen über die Höhe der Beiträge berücksichtigt wird.“

Eine fair ausgestaltete Vollversicherung würde für alle Versicherten dieselbe Leistungshöhe bieten. Dies könne durch eine Einbeziehung weiterer Einkommensarten wie Zinsen, Mieten und Pachten in die Beitragsbemessung umgesetzt werden, um Gutverdienende und Vermögende nicht zu bevorteilen.

Die Umfrage war vom Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung in Auftrag gegeben worden. Diesem gehören der Paritätischer Gesamtverband, die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB), der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Sozialverband Deutschland (SoVD), der Bundesverband der kommunalen Senioren- und Behinderteneinrichtungen (BKSB), der Deutsche Frauenrat, der BIVA-Pflegeschutzbund, der Arbeiter-Samariter-Bund, die Volkssolidarität, die Arbeiterwohlfahrt AWO und die IG Metall an.