Generell zu bedenken ist zudem, dass der Luftfahrtsektor nicht in einem statischen Risikoumfeld agiert. So verschärft sich die Bedrohungslage rasant: Im Vergleich zum Vorjahr haben Ransomware-Vorfälle 2025 um 600 % und Cyberangriffe insgesamt um 131 % zugenommen. Da Fluggesellschaften, Flughäfen und ihre Zulieferer gezwungen sind, stärker in Abwehrmaßnahmen zu investieren, wächst der Cybersicherheitsmarktes für die Luftfahrt. Von aktuell rund 10 Milliarden US-Dollar wird er im Jahr 2032 auf über 15,7 Milliarden US-Dollar wachsen.
Da die Häufigkeit und Intensität der Angriffe zunimmt, muss auch die Versicherungsbranche reagieren. Zwar gab es in der Vergangenheit Phasen mit wettbewerbsorientierten Preisen, doch der zugrunde liegende Trend geht in Richtung strengerer Risikoprüfung und einem stärkeren Fokus auf die Risikoqualität. Versicherer werden zunehmend konkrete Nachweise für ein ausgereiftes IT-Sicherheitsprogramm verlangen, bevor sie Versicherungsschutz anbieten. Dazu gehören die Implementierung und Validierung wichtiger Kontrollmechanismen wie umfassende EDR, robuste Protokollierung und Überwachung, phishing-resistente Multi-Faktor-Authentifizierung, regelmäßige und getestete Incident-Response-Planung – und natürlich eine strenge Netzwerksegmentierung von IT und OT. Auch ein formelles Risikomanagement-Programm für Lieferanten ist entscheidend.
Systemische Risiken zwingen Luftfahrt und Cyberversicherer zum Umdenken
Das systemische Risiko, das sich aus der Konzentration der Lieferkette ergibt, wird für den Luftfahrtsektor und die Versicherungsbranche auch künftig eine zentrale Herausforderung sein. Die Abhängigkeit von einer kleinen Anzahl kritischer, branchenweiter Technologieplattformen birgt das Risiko, dass ein einzelnes Cyberereignis zu vielen Schäden führt, die den Versicherungsmarkt destabilisieren könnten. Als Reaktion darauf könnte sich der Markt in Richtung spezifischerer Versicherungsbedingungen bewegen, einschließlich potenzieller Untergrenzen oder Ausschlüsse für Ausfälle zentraler Plattformen wie SITA oder wichtiger Global Distribution System-Anbieter. Möglicherweise werden auch neue parametrische Versicherungsprodukte entwickelt. Auf Basis der nachgewiesenen Dauer des Ausfalls eines bestimmten Anbieters zahlen sie eine im Voraus vereinbarte Summe aus. Damit umgehen sie die Komplexität der traditionellen Schadenregulierung.
Für die Luftfahrtindustrie ist der Weg klar: Cyberrisiken sind ein zentrales Unternehmensrisiko, das eine doppelte Strategie erfordert. Sie müssen in robuste, nachweisbare Sicherheit investieren. Zudem müssen sie mit erfahrenen Maklern zusammenarbeiten. Nur so ist ein umfassender Versicherungsschutz gewährleistet, der genau auf die einzigartigen, vernetzten und turbulenten Realitäten des modernen Luftfahrt-Ökosystems zugeschnitten ist.
Ganzheitliche Sicherheitsstandards als Fundament für Cyberversicherung
Für die Luftfahrtbranche ist Cyberversicherung längst mehr als ein optionaler Zusatzschutz. Sie ist zu einem integralen Bestandteil des Risikomanagements geworden – gerade weil sich Abhängigkeiten von Zulieferern und IT-Dienstleistern nicht vollständig eliminieren lassen. Doch der Markt verlangt im Gegenzug sichtbare Investitionen in Cybersicherheit. Nur wer robuste ganzheitliche Sicherheitsstandards nachweisen kann, erhält Zugang zu umfassendem Versicherungsschutz – und damit zur finanziellen Resilienz, die in einer vernetzten und hochriskanten Branche überlebenswichtig ist.