Inwiefern haben demografische Entwicklungen Einfluss auf die Versicherer? Welche sind das genau? Was kann cloud-natives Investmentmanagement dabei leisten?
Christine Berthold-Poje: Die alternde Weltbevölkerung bringt nicht nur neue Risiken und ein verändertes Kundenverhalten mit sich – auch die Versicherer selbst geraten zunehmend unter Druck. Während der Anteil älterer Versicherungsnehmer steigt, droht der Branche gleichzeitig ein massiver Wissensverlust durch den demografisch bedingten Rückzug von Mitarbeitern in den Ruhestand. Wenn wir bei Kunden Assessment-Analysen durchführen, um deren Betriebsabläufe und Herausforderungen besser zu verstehen, signalisieren Versicherer, dass sie zwischen 33 und 51 % ihrer Fachkräfte in den kommenden 5 bis 10 Jahren an den Ruhestand verlieren werden. Im Kapitalanlagemanagement sind hierbei insbesondere der Middle- und Back-Office-Bereich betroffen. Die Unternehmen wissen, dass die klassischen Antworten auf Fachkräftemangel – sprich via Ausbildung und Recruitment - bei diesem Volumen an ihre Grenzen stoßen werden. Insofern müssen sie bereits jetzt neue Wege gehen. Digitalisierung ist hierbei sicherlich kein alleiniges Patentrezept, kann aber einen wichtigen Beitrag leisten, um diesem zukünftigen Fachkräftemangel zu begegnen.
Maxim Pertl: Als Antwort hierauf beziehen Kunden neben der zentralisierten Bereitstellung neuer Funktionalitäten auch hochskalierbare Managed Services über die cloud-native Lösung. Im Fall unserer Investmentmanagement-Lösung steht beispielsweise ein globales Team von 800 Datenspezialisten zur Verfügung, das über die verschiedenen Zeitzonen unserer Kunden verteilt ist. Dieses Team sorgt täglich mit Datenbereinigung und -abgleich für eine Datenbasis in Audit-Qualität. Fehlerhafte Daten oder Exceptions werden erkannt und bereinigt, wobei das korrigierte Ergebnis in Echtzeit über die Plattform an alle relevanten Kunden bereitgestellt wird. Dieser Prozess hat grundlegende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Qualität der Daten, was die nachgelagerten Funktionen erheblich verbessert. Dazu gehören unter anderem die Optimierung des Risikomanagements, das interne und regulatorische Reporting, Benchmarks, (Performance-)Analysen, ein verbessertes Management der Gesamtexposure sowie der Einsatz spezialisierter künstlicher Intelligenz.
Diese Managed Services befreien Versicherer von iterativen und teilweise manuellen Routineaufgaben und helfen ihnen sich auf ihr Kerngeschäft zu fokussieren.
Das heißt, dass sich durch die Implementierung cloud-nativen Investment-Managements die Personalstruktur eines Versicherers verändert? Welche Job Skills werden künftig verstärkt im Mittelpunkt stehen?
Christine Berthold-Poje: Wie bereits von Herrn Pertl angesprochen, gilt die Konzentration auf die wertschöpfenden Kerntätigkeiten im Kapitalanlagemanagement als Erfolgsformel dieses Ansatzes. Die kontinuierliche Anbindung neuer Datenquellen sowie unterschiedlichster Formate, die Gewährleistung der Datenverfügbarkeit, endlose Datenabgleiche mit häufigen Rückfragen über die jeweiligen Abteilungen des Front-to-Back Investmentprozesses sind in der Kapitalanlage an der Tagesordnung. Wertvolle Mitarbeiterressourcen werden durch diese iterativen und teilweise manuellen Tätigkeiten gebunden. Durch den cloud-nativen Managed Service entfallen diese Aufgaben intern, so dass Versicherer die Kapazitäten ihrer Teams für höherwertige Aufgaben, wie das nachgelagerte Reporting und Analytics, einsetzen und darüber hinaus intern Innovation vorantreiben können. Daraus ergeben sich für Versicherer zahlreiche Vorteile im Hinblick auf Agilität, Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit. Des Weiteren ist es aber auch gleichzeitig eine Möglichkeit dem zukünftigen, durch demografische Entwicklungen verursachten Fachkräftemangel zu begegnen.