Verwaltungskosten in der PKV: Die niedrigsten („besten“) Quoten

Quelle: DALL-E

Verwaltungskosten gelten als wichtige Größe, um die Effizienz eines Systems zu beurteilen. Kaum ein Versicherungsbereich aber ist hierfür so anspruchsvoll wie die private Krankenversicherung (PKV). Versicherungsbote stellt Unternehmen mit den niedrigsten Verwaltungskosten vor – und ordnet ein, warum die „reinen Quoten“ mit Vorsicht zu genießen sind.

Verwaltungskosten in der privaten Krankenversicherung sind mehr als reine Bürokratie. Hinter ihnen steckt die anspruchsvolle Organisation eines Systems, das von Natur aus komplex ist. Jede Police läuft über Jahrzehnte, jeder Tarif bringt eigene Regeln, Selbstbehalte und Leistungsumfänge mit sich. Die Beiträge müssen regelmäßig überprüft und angepasst werden – abhängig von medizinischen Kosten, Zinsentwicklung und demografischen Veränderungen. Parallel dazu gilt es, Alterungsrückstellungen in Milliardenhöhe korrekt zu berechnen und über Kapitalanlagen zu verzinsen.

Hinzu kommt die tägliche Praxis: Ärzte, Kliniken und Apotheken stellen Millionen von Rechnungen, die anhand unterschiedlicher Gebührenordnungen geprüft werden müssen. Verdachtsfälle von Doppelabrechnungen oder Scheinleistungen verlangen gründliche Kontrolle. Dazu kommen strengste aufsichtsrechtliche Vorgaben, Meldepflichten an die BaFin, Solvency-II-Anforderungen und Datenschutzauflagen. Und schließlich erwarten die Versicherten zugleich schnelle Leistungsabrechnung, verständliche Beitragsinformationen und moderne digitale Services – Leistungen, die Investitionen in IT und Servicezentren erfordern.

Vor diesem Hintergrund wird klar: Verwaltungskosten sind nicht einfach ein „unnötiger Overhead“, sondern das Spiegelbild einer hochkomplexen und langfristigen Betreuung. Umso spannender ist der Blick auf die Unterschiede zwischen den Anbietern – und darauf, wer mit besonders schlanken Quoten arbeitet.

Entwicklung im Branchenvergleich

Wie haben sich die Verwaltungskosten branchenweit entwickelt? Antworten bietet der aktuelle MAP-Report 940 „Bilanzrating Private Krankenversicherung 2024“. Demnach lag die Verwaltungskostenquote der Branche im Jahr 2024 bei 2,22 Prozent – exakt auf dem Niveau des Vorjahres. Im Fünfjahresdurchschnitt 2020 bis 2024 ergibt sich ein Wert von 2,20 Prozent, während der Zehnjahresdurchschnitt 2015 bis 2024 bei 2,23 Prozent liegt. Die Quoten sind also im langfristigen Vergleich nahezu konstant geblieben.

Das freilich kann nicht verbergen, wie weit die Quoten der einzelnen Unternehmen auseinandergehen. Nimmt man die HanseMerkur Speziale heraus – ein Spezialist für Brillenversicherungen im Vertrieb über Fielmann mit einer Verwaltungskostenquote von unschlagbaren 0,01 Prozent – dann reicht die Spannweite im Jahr 2024 von 0,87 Prozent bis 5,67 Prozent. Im Folgenden werden die Unternehmen mit den niedrigsten Quoten vorgestellt.

Verwaltungskostenquoten geben nicht alles preis

Allerdings ist bei einem bewertenden Vergleich der Quoten Vorsicht angebracht. Eine niedrige Quote kann auf effiziente Strukturen hindeuten, muss es aber nicht. Denn Verwaltungsausgaben spiegeln nicht nur den „Overhead“ wider, sondern auch den Umfang von Serviceleistungen, Investitionen in moderne IT oder die Qualität der Kundenbetreuung. Ein Unternehmen, das konsequent in Digitalisierung und Beratung investiert, wird zwangsläufig höhere Verwaltungskosten ausweisen als ein Anbieter, der nur ein schmales Leistungsangebot verwaltet.

Zudem unterscheiden sich die Geschäftsmodelle: Krankenversicherer mit einem hohen Anteil an Zusatzversicherungen haben kleinere Beitragssummen je Vertrag – ein fixer Kostenblock wirkt hier stärker durch und lässt die Quote steigen. Umgekehrt profitieren große Vollversicherer mit Milliardenbeiträgen von Skaleneffekten, die ihre Verwaltungskosten im Verhältnis niedrig erscheinen lassen. Vor diesem Hintergrund sind die Quoten ein wichtiger Indikator, aber kein abschließendes Urteil über die Wirtschaftlichkeit oder Servicequalität eines Unternehmens.

Die niedrigsten PKV-Verwaltungskostenquoten

Während der Branchendurchschnitt über Jahre hinweg nahezu unverändert bleibt, offenbart der Blick auf die einzelnen Unternehmen große Unterschiede. Die Spannweite reicht 2024 von extrem niedrigen 0,01 Prozent bis zu vergleichsweise hohen 5,67 Prozent. An der Spitze der Statistik steht die HanseMerkur Speziale, die als Spezialfall die Brillenversicherung im Verbund mit Fielmann betreibt – ein standardisiertes Massenprodukt mit Millionen Verträgen und einer Quote von unschlagbaren 0,01 Prozent. Dieser Wert ist einzigartig und mit den klassischen Anbietern kaum vergleichbar.

Für die weitere Betrachtung bleiben daher die etablierten PKV-Gesellschaften im Fokus. Im Folgenden werden zunächst die fünf Versicherer mit den niedrigsten Quoten durch kurze Porträts vorgestellt. Ihr Erfolg macht deutlich, dass sich Verwaltung auch mit schlanken Kosten organisieren lässt – wenngleich die Quoten nicht alle Hintergründe erfassen. Die Porträts sollen demnach Anregung sein, sich weitere Kennzahlen und Hintergründe anzusehen.

Huk-Coburg: 0,87 Prozent

Die Huk-Coburg führt das Feld der klassischen PKV-Anbieter an – und das mit deutlichem Abstand. Mit einer Verwaltungskostenquote von 0,87 Prozent arbeitet sie so schlank wie kaum ein anderer Versicherer. Bemerkenswert ist, dass dieser Wert nicht nur aktuell niedrig ist, sondern auch über Jahre stabil blieb: 2023 lag die Quote bei 0,97 Prozent, im Fünfjahresschnitt sogar nur bei 0,92 Prozent. Gleichzeitig fällt ins Auge, dass die Huk-Coburg eine ganz andere Baustelle hat: Mit einer Schadenquote von 94 Prozent übertrifft sie den Branchendurchschnitt von 83,2 Prozent deutlich. In der Vollversicherung betreut sie 426.532 Menschen – ein hoher Wert, der 69 Prozent ihres Portfolios ausmacht und sie zum sechstgrößten Anbieter in diesem Segment macht. Mit rund 1,8 Milliarden Euro an verdienten Beiträgen erreicht sie 3,61 Prozent Marktanteil und damit Rang zehn im Gesamtmarkt.

Debeka: 1,57 Prozent

Die Debeka ist unangefochtener PKV-Marktführer: Mit rund 8,2 Milliarden Euro verdienten Beiträgen hält sie 16,24 Prozent Marktanteil im Gesamtgeschäft. In der Vollversicherung kommt sie auf über 8,7 Millionen Kunden – fast ein Drittel aller Vollversicherten in Deutschland. Auffällig ist auch der Portfoliowert: 77 Prozent der Einnahmen stammen aus der Vollversicherung, mehr als bei jedem anderen Anbieter. Ihre Verwaltungskostenquote liegt 2024 bei 1,57 Prozent, etwas höher als im Vorjahr (1,46 Prozent), im Fünfjahresschnitt aber sehr stabil bei 1,41 Prozent. Die Debeka zeigt, dass Größe und schlanke Verwaltungskosten sich nicht ausschließen – im Gegenteil: Sie profitiert von deutlichen Skaleneffekten, die Verwaltung im Verhältnis zu den Einnahmen effizient machen.

VRK: 1,62 Prozent

Der Versicherer im Raum der Kirchen (VRK) zählt zu den kleineren Anbietern, konnte seine Verwaltungskosten jedoch deutlich senken. Die Quote verringerte sich von 1,86 Prozent im Jahr 2023 auf 1,62 Prozent in 2024; im Fünfjahresschnitt liegt sie bei 1,78 Prozent. Im Gesamtgeschäft kommt der VRK auf knapp 200 Millionen Euro verdiente Beiträge, was einem Marktanteil von 0,39 Prozent entspricht (Rang 27).

Das Geschäft ist stark von der Vollversicherung geprägt, die nahezu das gesamte Beitragsvolumen ausmacht. Absolut betreut der VRK 32.795 Vollversicherte – ein Anteil von 0,38 Prozent am Vollversicherungsmarkt (Rang 25). Damit zeigt sich der VRK als kleiner Anbieter mit kirchlich geprägter Kundschaft, der seine Kosten vergleichsweise schlank hält.

Alte Oldenburger: 1,68 Prozent

Die Alte Oldenburger gehört ebenfalls zu den kleineren PKV-Anbietern und zeigt seit Jahren stabile Verwaltungskosten. 2024 sank ihre Quote leicht von 1,72 auf 1,68 Prozent; im Fünfjahresschnitt liegt sie bei 1,71 Prozent.

Im Gesamtgeschäft erzielte die Gesellschaft 286,7 Millionen Euro an verdienten Beiträgen und kommt damit auf einen Marktanteil von 0,57 Prozent (Rang 26). Ein großer Teil der Beitragseinnahmen entfällt auf die Vollversicherung. Absolut betreut die Alte Oldenburger 54.332 Vollversicherte – ein Marktanteil von 0,62 Prozent und Rang 23 im Vollversicherungsmarkt. Damit zeigt sich die Gesellschaft, ebenfalls wie der VRK, als kleiner Anbieter mit klarer Ausrichtung auf die Vollversicherung und vergleichsweise schlanken Kostenstrukturen.

UKV: 1,73 Prozent

Die Union Krankenversicherung (UKV) konnte ihre Verwaltungskosten senken – von 1,80 Prozent im Jahr 2023 auf 1,73 Prozent in 2024. Im Fünfjahresschnitt liegt die Quote bei 1,87 Prozent.

Im Gesamtgeschäft erzielte die UKV rund 1,0 Milliarden Euro an verdienten Beiträgen und erreichte damit 1,95 Prozent Marktanteil (Rang 15 unter allen Anbietern). Anders als kleinere Gesellschaften wie VRK oder Alte Oldenburger mit klarem Vollversicherungsschwerpunkt setzt die UKV stärker auf Vielfalt: Die Vollversicherung macht mit 44 Prozent einen deutlich geringeren Anteil aus als im Branchenschnitt von etwa 60 Prozent. Einen hohen Stellenwert haben stattdessen Zusatz- und Beihilfeversicherungen sowie Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen.

Damit unterscheidet sich die UKV zugleich von großen Anbietern wie der Debeka, deren Geschäft fast vollständig auf die Vollversicherung ausgerichtet ist. Trotz dieser breiten Aufstellung gelingt es der UKV, die Verwaltungskosten schlank zu halten – was in dieser Struktur keineswegs selbstverständlich ist. In der Vollversicherung betreut sie 175.790 Personen, entsprechend 0,59 Prozent Marktanteil (Rang 22).

Die zehn besten Verwaltungskostenquoten

Neben den fünf ausführlich porträtierten Gesellschaften gibt es weitere Anbieter, die im Marktvergleich mit niedrigen Verwaltungskosten auffallen. Die folgende Übersicht zeigt die zehn Unternehmen mit den besten Quoten im Jahr 2024:

  1. Huk-Coburg: 0,87 Prozent
  2. Debeka: 1,57 Prozent
  3. VRK: 1,62 Prozent
  4. Alte Oldenburger: 1,68 Prozent
  5. UKV: 1,73 Prozent
  6. Bayerische Beamtenkranken: 1,80 Prozent
  7. Arag: 1,81 Prozent
  8. Axa: 1,90 Prozent
  9. HanseMerkur: 1,93 Prozent
  10. R+V: 2,14 Prozent

Hintergrund: Grundlage der Analyse ist der neue MAP-Report 940 – die aktuelle PKV-Bilanzanalyse aus dem Hause Franke und Bornberg. Er enthält zahlreiche Kennzahlen zur privaten Krankenversicherung und deckt den Zeitraum von 2020 bis 2024 ab. Damit bleibt der MAP-Report ein wichtiges Analyseinstrument, das Marktbeobachtern, Vermittlern und interessierten Lesern einen fundierten Einblick in Stabilität und Struktur der Branche gibt. Wie gewohnt ist die Studie kostenpflichtig über die Webseite der Rating-Experten erhältlich.