„Rückversicherer sind die unsichtbaren Architekten der Stabilität“

Quelle: DALL-E

Die Rückversicherungsbranche gibt sich diskret, zurückhaltend und elitär. Dies zeigt sich besonders in ihren jährlichen Treffen:

  • Im September in Monte Carlo beim Rendez-Vous de Septembre werden erste Positionen sondiert.
  • Im Oktober in Baden-Baden werden Gespräche konkretisiert und in die Tiefe geführt.
  • Ab Ende Oktober beginnen die endgültigen Prolongationsverhandlungen, in denen Verträge neu abgeschlossen werden.

Diese Zusammenkünfte sind mehr als Konferenzen: Sie sind Orte des Austausches, des persönlichen Abtastens, der feinen Zwischentöne – dort, wo menschliche Beziehungen und Vertrauen die Verhandlung ebenso prägen wie Zahlen und Modelle.

Doch hier stellt sich die Frage nach der Zukunft: Wird diese Kultur durch Digitalisierung und künstliche Intelligenz verdrängt?

  • Wenn Risikobewertungen zunehmend durch Algorithmen erfolgen,
  • wenn Verhandlungen auf technischer Basis automatisiert vorbereitet werden,
  • wenn persönliche Begegnungen durch distanzierte, faktenbasierte Prozesse ersetzt werden –

dann könnten die weichen Faktoren, die bislang Partnerschaften prägten, verloren gehen. Entmenschlichung würde Verhandlungen härter machen. Entscheidend bleibt aber: Auch wenn Automaten analysieren, müssen am Ende Menschen entscheiden. Die menschliche Dimension bleibt unverzichtbar – gerade um Vertrauen in Zeiten wachsender Unsicherheiten zu bewahren.

Wachstum und seine Grenzen

Rückversicherer definieren Wachstum als strategisches Ziel: mehr Beitragseinnahmen, neue Märkte, neue Risiken. Doch dieses Paradigma stößt an Grenzen:

  • Makroökonomisch durch stagnierende Märkte und steigende Schadeninflation.
  • Risikoexponiert durch den Klimawandel, geopolitische Krisen und systemische Risiken.
  • Technologisch durch neue Gefahren wie Cyberangriffe, die kaum kalkulierbar sind.

Wachstum ist damit nicht unbegrenzt. Auch Diversifizierung und Globalisierung schaffen keine endlosen Expansionspfade. Das Geschäftsmodell muss sich auf die Realität einstellen: Wachstum darf nicht Selbstzweck sein, sondern muss in Resilienz münden.