Die Gewerkschaft Ver.di ruft bundesweit zum Streik auf und fordert zwölf Prozent mehr Gehalt. Die Gewerkschaft kritisiert Reallohnverluste und pocht auf faire Beteiligung am wirtschaftlichen Erfolg der Branche. Am 4. Juli soll die vierte Verhandlungsrunde stattfinden.
Die Tarifverhandlungen zwischen ver.di und dem Arbeitgeberverband der privaten Versicherungsunternehmen (AGV) stecken fest. Mit der dritten ergebnislosen Runde Ende Mai erreicht der Konflikt seinen bisherigen Höhepunkt. Im Tarifstreit mit den privaten Versicherungen verschärft die Gewerkschaft ver.di den Ton. Kurz vor dem angekündigten bundesweiten Streiktag am 26. Juni 2025 fordert sie ein deutlich verbessertes Angebot der Arbeitgeber. „Die Versicherungskonzerne sind sehr gut durch die Krisenjahre gekommen und erzielen hohe Margen – davon müssen endlich auch die Beschäftigten ihren fairen Anteil erhalten“, so ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler.
Der bisherige Vorschlag des Arbeitgeberverbandes der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) reiche bei weitem nicht aus, erklärt Grundler. Statt fairer Teilhabe drohten den 180.000 Innendienst-Mitarbeitenden sogar Reallohnverluste – ein Zustand, den die Gewerkschaft als „hochnotpeinlich“ für eine Branche mit hohen Ansprüchen an Vertrauen und Integrität bezeichnet.
Ver.di fordert für die Tarifrunde 2025:
- Eine Gehaltssteigerung und Erhöhung aller Zulagen um 12 Prozent
- Eine Laufzeit des Tarifvertrags von zwölf Monaten
- Eine Anhebung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro
- Eine Tarifvereinbarung zur unbefristeten Übernahme von Auszubildenden
- Einen neuen Tarifvertrag „Transformation“, der Beschäftigte beim Wandel durch Digitalisierung und Künstliche Intelligenz schützt
Die vierte Verhandlungsrunde zwischen ver.di und dem AGV ist für den 4. Juli 2025 angesetzt. Bis dahin will die Gewerkschaft mit gezielten Streikaktionen bundesweit ein Zeichen setzen.
Am zentralen Streiktag, dem 26. Juni, sind Arbeitskampfmaßnahmen unter anderem in folgenden Städten geplant: Kiel, Hamburg, Berlin, Hannover, Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München. Die Beteiligung der Belegschaften soll den Druck auf die Arbeitgeberseite weiter erhöhen und für Bewegung am Verhandlungstisch sorgen.
Ver.di macht deutlich: Nur ein Angebot, das dem wirtschaftlichen Erfolg der Branche gerecht wird, sei akzeptabel. Andernfalls werde man den Arbeitskampf intensivieren.
AGV hatte Angebot erhöht
In der dritten Verhandlungsrunde hatten sich die Arbeitgebervertreter den Forderungen angenähert. So wurde unter anderem die Laufzeit von 35 Monaten auf 28 Monate verkürzt. Dafür soll es eine zunächst stärkere Einstiegserhöhung geben. Demnach würden die Tarifgehälter bereits zum 1. August 2025 um 4,8 Prozent steigen. Ursprünglich waren 3,6 Prozent ab September angeboten worden. Eine weitere Erhöhung um 3,3 Prozent ist zum 1. September 2026 vorgesehen. Dafür fiel die dritte Stufe der Anhebung weg. Dadurch stehen statt der bisher offerierten 8,63 Prozent nun in Summe 8,29 Prozent.
Für die Arbeitnehmerseite waren die Verbesserungen derweil nicht ausreichend. Resultierend daraus wurden die Verhandlungen nach vier Stunden abgebrochen. Zwar wurde ein geringfügig verbessertes Angebot des AGV gesehen. Dieses sei "aber nach wie vor unzureichendes", hieß es in einer Pressemitteilung.