BaFin: Lebensversicherer mit den höchsten Beschwerdequoten

Quelle: DALL-E

Die BaFin hat 2024 insgesamt 1.163 Beschwerden gegen Lebensversicherer bearbeitet. Die Anzahl der Beschwerden ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken. Die Beschwerdequote sinkt von 1,7 auf 1,4 Reklamationen pro 100.000 Risiken, bleibt damit insgesamt niedrig.

Nur wenige Menschen hatten im Jahr 2024 Anlass, sich über ihren Lebensversicherer bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zu beschweren. Insgesamt bearbeitete die Behörde 1.163 Beschwerden abschließend. Das entspricht einer Beschwerdequote von 1,4 Beschwerden je 100.000 Verträge. Die Beschwerden verteilen sich auf einen Bestand von knapp 81,3 Millionen Verträgen zum Jahresende 2023. Im vergangenen Jahr waren es noch 1.342 Beschwerden. Damit ist die Anzahl der Beschwerden um rund 13,3 Prozent gesunken. Die Beschwerdequote hatte anno 2023 bei 1,7 Beschwerden je 100.000 Verträge gelegen.

Zu beachten ist, dass es weitere Möglichkeiten für die Versicherten gibt, ihrem Unmut Ausdruck zu verleihen: Der Versicherungsombudsmann zählte im Jahr 2024 rund 2.650 Eingaben, auch die Verbraucherzentralen nehmen Beschwerden entgegen. Es fehlen zudem statistische Zahlen, wie oft Versicherte vor Gericht gegen ihren Versicherer vorgehen - unabhängig von der Sparte. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Beschwerdezahl auf eine große Zahl zufriedener Verbraucher hindeutet.

Die Versicherer mit der höchsten Beschwerdequote

Die BaFin führt in ihrer Statistik insgesamt 64 Anbieter auf. Sechs davon wiesen 2023 eine überdurchschnittlich hohe Beschwerdequote auf – mit teils deutlichem Abstand zum Branchenschnitt:

  • Entis Lebensversicherung AG - Die Entis bleibt unrühmlicher Spitzenreiter: Mit acht Beschwerden bei rund 55.600 Verträgen ergibt sich eine Quote von 14,4 pro 100.000 Verträgen – der höchste Wert in der aktuellen Statistik. Zwar sank die Quote im Vergleich zum Vorjahr (23), doch die Entis bleibt weiterhin auf Platz 1 der Beschwerdeliste.
  • Skandia Lebensversicherung AG - Mit 26 Beschwerden bei etwa 191.200 Verträgen erreicht die Skandia eine Beschwerdequote von knapp unter 14 pro 100.000 – ebenfalls ein auffallend hoher Wert. Damit behauptet sie wie im Vorjahr den zweiten Platz im Negativranking.
  • Heidelberger Lebensversicherung AG - Auch die Heidelberger zeigt mit 27 Beschwerden bei 320.500 Verträgen eine überdurchschnittliche Belastung. Die Beschwerdequote von 8,4 pro 100.000 Verträgen platziert sie auf Rang drei und macht sie zu einem weiteren auffälligen Anbieter innerhalb der Viridium-Gruppe.
  • Frankfurter Lebensversicherung AG - Die Frankfurter weist mit fünf Beschwerden bei 76.100 Verträgen eine Quote von rund 6,6 pro 100.000 auf. Damit gehört sie ebenfalls zu den Gesellschaften mit erhöhter Reklamationshäufigkeit – trotz vergleichsweise niedriger absoluten Zahlen.
  • Proxalto Lebensversicherung AG - Mit 179 Beschwerden bei rund 2,87 Millionen Verträgen führt Proxalto weiterhin die Liste der absoluten Reklamationen an. Dennoch: Die Quote liegt bei etwa 6,2 pro 100.000 Verträgen – deutlich niedriger als im Vorjahr, was einem Rückgang um fast zwei Drittel entspricht. Ein erster Schritt in Richtung Verbesserung?
  • Inter Lebensversicherung AG - Die Inter verzeichnete fünf Beschwerden bei rund 92.500 Verträgen, was einer Quote von etwa 5,4 pro 100.000 Verträgen entspricht. Auch sie reiht sich damit in die Gruppe der auffälligen Anbieter mit erhöhten Beschwerdezahlen ein.

Auffällig ist, dass vier der sechs Anbieter mit den höchsten Quoten zur Viridium-Gruppe gehören: Entis, Skandia, Heidelberger und Proxalto. Die Viridium-Gruppe ist auf sogenannte Run-off-Bestände spezialisiert und wird aktuell von einem Konsortium unter Führung der Allianz SE übernommen. In der Vergangenheit stand die Gruppe immer wieder in der Kritik wegen mangelnder Servicequalität und schleppender Bearbeitung.

Weitere Anbieter mit überdurchschnittlichen Quoten

Weitere Gesellschaften mit einer Beschwerdequote von über 3,5 pro 100.000 Verträge:

  • Signal Iduna Lebensversicherung AG - Mit vier Beschwerden bei rund 106.300 Verträgen ergibt sich eine Beschwerdequote von rund 3,8 pro 100.000 Verträgen. Die Signal Iduna liegt damit zwar deutlich unter den Spitzenreitern, zeigt aber dennoch eine über dem Marktdurchschnitt liegende Reklamationshäufigkeit.
  • LPV Lebensversicherung AG (ehemals PB Lebensversicherung AG) - Die LPV, die bis Anfang 2023 noch als PB Lebensversicherung AG firmierte, kommt auf 40 Beschwerden bei etwa 1,97 Millionen Verträgen. Das entspricht einer Quote von gut 2,0 pro 100.000 Verträgen – kein Spitzenwert, aber ebenfalls über dem Marktdurchschnitt.
  • Deutsche Ärzteversicherung AG - Auch die Ärzteversicherung fällt auf: Mit neun Beschwerden bei rund 244.100 Verträgen errechnet sich eine Beschwerdequote von etwa 3,7 pro 100.000 Verträgen. Das ist mehr als doppelt so viel wie der allgemeine Branchendurchschnitt.
  • Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG - Die Zurich bringt es auf 72 Beschwerden bei 2,01 Millionen Verträgen, was einer Quote von rund 3,6 pro 100.000 Verträgen entspricht. Auch sie liegt damit klar oberhalb des durchschnittlichen Beschwerdeniveaus in der Lebensversicherungssparte.

Branchengrößen nach Vertragsbestand: Die Top-Ten der Lebensversicherer

Ein Blick auf die absoluten Bestandsgrößen der Lebensversicherer zeigt: Das Beschwerdeaufkommen muss immer im Verhältnis zur Zahl der betreuten Verträge bewertet werden. Besonders deutlich wird dies bei den größten Anbietern nach Vertragszahl.

An der Spitze steht Allianz Leben mit beeindruckenden 11.527.471 Verträgen. Bei 138 Beschwerden ergibt sich eine Beschwerdequote von nur etwa 1,2 pro 100.000 Verträgen – ein Wert, der deutlich unter dem Branchendurchschnitt liegt und angesichts der Marktführerschaft als sehr niedrig gelten kann.

R+V Lebensversicherung AG folgt auf Rang zwei mit 5.378.317 Verträgen. Trotz dieser beachtlichen Bestandsgröße wurden lediglich 29 Beschwerden gezählt – entsprechend ergibt sich eine Quote von gerade einmal 0,5 pro 100.000 Verträgen.

Knapp dahinter rangiert die Generali Leben AG, die mit 5.278.587 Verträgen und 81 Beschwerden auf eine Quote von 1,5 pro 100.000 kommt – exakt im Marktdurchschnitt.

Weitere Schwergewichte sind die ERGO Leben AG (3.122.054 Verträge, 34 Beschwerden, Quote: 1,1) sowie Debeka Leben, die mit 3.115.453 Verträgen und ebenfalls 34 Beschwerden auf einen nahezu identischen Wert kommt.

Trotz ihres hohen Beschwerdevolumens bleibt auch die Proxalto Lebensversicherung AG unter den zehn größten Anbietern: Mit 2.869.725 Verträgen und 179 Beschwerden ist sie nicht nur Spitzenreiter bei der absoluten Zahl der Beschwerden, sondern erreicht auch eine überdurchschnittlich hohe Quote von rund 6,2 pro 100.000 Verträgen.

Die Nürnberger Lebensversicherung AG (2.373.247 Verträge, 32 Beschwerden, Quote: ca. 1,3) sowie Targo Leben AG (2.353.400 Verträge, 15 Beschwerden, Quote: 0,6) und die Bayern-Versicherung Lebensversicherung AG (2.236.275 Verträge, 18 Beschwerden, Quote: 0,8) komplettieren das obere Marktsegment.

Bemerkenswert ist zudem die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG, die mit 2.008.508 Verträgen und 72 Beschwerden eine Quote von 3,6 pro 100.000 erreicht – ein überdurchschnittlicher Wert, der die Liste der Branchengrößen abrundet.