Die Kfz-Versicherer stehen auch 2025 weiter unter Druck. Denn die Reparaturkosten für Autos steigen auch in diesem Jahr. Hoffnung auf ein Ende der Verlustserie bleibt. Lediglich in der Vollkaskoversicherung dürften die Ausgaben für Schäden und Verwaltung weiterhin die Beitragseinnahmen übersteigen.
Autofahrer in Deutschland müssen sich auch im Jahr 2025 auf steigende Reparaturkosten einstellen. Laut einer aktuellen Hochrechnung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf Basis der Zahlen des ersten Quartals, werden die Kfz-Versicherer rund 4,5 Prozent mehr für Schäden ausgeben müssen als noch im Vorjahr. Damit setzt sich der Preisanstieg bei Werkstattrechnungen und Ersatzteilen ungebremst fort.
Dabei steigen die Beiträge in der Kfz-Versicherung schon seit Jahren. Und ein Ende dieser Entwicklung scheint nicht in Sicht. Klaus-Jürgen Heitmann, Vorstandschef der HUK-Coburg, bezeichnete die Kfz-Versicherung einst als „brachialen Markt“. Die aktuellen Zahlen bestätigen diese Einschätzung eindrücklich. Während 2022 noch die Hälfte der Versicherer eine Combined Ratio (CR) von über 100 Prozent verzeichnete, zeichnet der neue Branchenmonitor Kfz-Versicherung 2024 ein deutlich düstereres Bild: Im Jahr 2023 konnte kein einziges Unternehmen kostendeckend arbeiten. Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote kletterte von 102,55 Prozent auf alarmierende 112,24 Prozent – ein Rekordhoch in der jüngeren Branchengeschichte. Damit schreiben aktuell alle Versicherer rote Zahlen. Selbst Branchenriesen wie Allianz und HUK-Coburg geraten unter Druck.
In den vergangenen zwei Jahren mussten die Kfz-Versicherer rund fünf Milliarden Euro Verluste hinnehmen – vor allem wegen der rasant steigenden Reparaturkosten. Als Reaktion wurden in vielen Fällen die Beiträge erhöht. Zum Jahreswechsel hatte der Kfz-Versicherungsindex von Vergleichsportal Verivox durchschnittliche Preissteigerungen von 24 Prozent vorausgesagt. Besonders betroffen sei die Vollkasko-Versicherung, deren Preise um bis zu 25 Prozent gestiegen sind. Dabei hatten die Gesellschaften im Vorjahr erst die Beiträge deutlich angepasst.
„Wir beobachten seit Jahren, dass sowohl die Werkstattkosten als auch die Ersatzteilpreise viel schneller steigen als die allgemeine Inflation – und sehen jetzt die ersten Anzeichen dafür, dass diese Entwicklung auch 2025 weitergeht“, erklärt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen. Besonders kritisch sieht er den sogenannten Designschutz, der den Autoherstellern ein Quasi-Monopol auf sichtbare Ersatzteile wie Scheinwerfer oder Kotflügel gewährt. „Dieses Quasi-Monopol für sichtbare Ersatzteile wie Kotflügel, Scheinwerfer oder Kofferraumklappen hat sich zu einer regelrechten Kostenfalle für Autofahrer entwickelt, da die Hersteller die Preise fast nach Belieben diktieren können“, warnt Asmussen.
Zwar wurde 2020 eine Reparaturklausel eingeführt, die den Wettbewerb auf dem Ersatzteilmarkt verbessern soll. Doch laut GDV greifen die damit verbundenen Regelungen und Übergangsfristen erst ab 2045 vollständig. Die Folge: Während die allgemeine Inflation seit 2014 rund 28 Prozent betrug, sind die Preise für Ersatzteile im selben Zeitraum um rund 75 Prozent gestiegen. Das ist ein enormer Unterschied, der direkt in die Schadenbilanzen der Versicherer und letztlich in die Beiträge der Versicherten durchschlägt.
Laut GDV ist nun jedoch erstmals Licht am Ende des Tunnels erkennbar: Die Branche könnte 2025 insgesamt wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Einzige Ausnahme bleibt die Vollkaskoversicherung, die aufgrund der hohen Reparaturkosten voraussichtlich weiter defizitär bleiben wird. Entscheidend wird hier auch der Verlauf der Unwetter- und Hagelsaison im Sommer sein.
„Unsere ersten Zahlen zeigen, dass der Preisdruck in der Kfz-Versicherung auch im laufenden Jahr hoch bleibt“, so Asmussen. Ob und wie stark sich dies auf die Prämien auswirken wird, liege jedoch in der Hand der einzelnen Versicherer. Klar ist: Auch die Finanzaufsicht BaFin erwartet von den Anbietern, dass sie die Schadeninflation bei der Kalkulation ihrer Tarife angemessen berücksichtigen.