Riester-Rente: Zahl der Riester-Verträge stürzt unter historische Marke

Quelle: DALL-E

Die Zahl der förderfähigen Riester-Renten ist auch 2024 gesunken. Nach 13 Jahren mit teilweise über 16,6 Millionen Riester-Policen rutscht der Bestand wieder unter die Grenze von 15 Millionen Verträgen. Doch die Bestandszahlen sind nur bedingt aussagekräftig.

Die Riester-Rente hatte seit dem Start vor über 23 Jahren einen schweren Stand. Inzwischen zeichnen viele Gesellschaften kein Neugeschäft mehr. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sieht Reformbedarf. Dabei war das, nach dem früheren Bundesarbeitsminister Walter Riester (SPD) benannte Produkt, eigentlich anders gedacht. Denn Riester wollte ursprünglich eine verpflichtende zusätzliche Altersvorsorge einführen. Statt der aktuell 14,974 Millionen Policen hätte man "mehr als 40 Millionen Geförderte.“ erreichen können. Dennoch sind die Zahlen gar nicht so schlecht. Denn mit den aktuellen Werten bleibt das Produkt die erfolgreichste freiwillige private Altersvorsorge der Welt.

Vor der Einführung der Riester-Rente seien auch andere mögliche Alternativen debattiert worden. Demnach habe Riester als passende Lösung für eine staatlich geförderte Altersvorsorge einen Pensionsfonds begrüßt, was am Widerstand der Gewerkschaften gescheitert sei. Vorbild wäre das Schwedische Altersvorsorge-Modell gewesen: Dort fließen zwei Prozent des Bruttoeinkommens verpflichtend in einen zusätzlichen Kapitalstock. „Das fand ich gut. Deshalb ärgere ich mich auch so, dass mir seit über einem Jahrzehnt Verbraucherschützer vorwerfen, ich hätte das für die Versicherungswirtschaft gemacht“, sagte der gebürtige Allgäuer.

Quelle: DALL-E

Bei den ausgewiesenen Riester-Verträgen handelt es sich um den Bestand zum Ende des jeweiligen Berichtszeitraums. Dieser wurde um stornierte Verträge bereinigt. Dafür sind aber ruhende Verträge enthalten. Ihr Anteil wird auf gut ein Fünftel bis knapp ein Viertel geschätzt, berichtet das Bundesministerium. Für diese Verträge fließt folglich auch keine Förderung.

Dass die Werte in etwa passen könnten, zeigen Zahlen aus dem Bundesfinanzministerium. Konkret handelt es sich dabei um die Auswertung der Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA). Diese führt zum Auswertungsstichtag 15. Mai 2024 für die Jahre 2022 und 2023 genau 9.736.363 beziehungsweise 8.421.240 geförderte Personen auf. Allerdings sind die Werte nur vorläufig. Denn bis zu diesem Zeitpunkt seien die Personen mit geförderten Zulagekonten nur teilweise erfasst worden. Vergleicht man die Zahlen mit den Daten aus den Jahren 2020 und 2021 sind die Personen mit geförderten Zulagekonten mit 10.472.9386 und 10.224.246 leicht rückläufig.

Riester-Rente verliert auch 2024 an Boden

Das bestätigen auch die nun veröffentlichten Quartalszahlen zum Bestand der Riester-Rente. Denn dieser setzt auch im vierten Quartal 2023 den Sinkflug fort. So zählte das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) Ende September insgesamt 14,974 Millionen Verträge. Das sind 529.000 Verträge weniger als zum Jahresende 2023. Das entspricht einem überschaubarem Bestandsverlust von 3,4 Prozent.

Bis zum Jahr 2015 hatten alle Riester-Angebote mehr oder weniger wachsen können. Doch seither geht es insbesondere mit den Policen über Versicherungen sowie mit Banksparplänen eher abwärts. Der größte Verlierer bei der einst von Arbeitsminister Walter Riester (SPD) erfundenen Zulagenrente im Jahr 2024 sind aktuell die Policen über Versicherungen.

Zwar bleibt die Assekuranz mit knapp zwei Drittel der Verträge (66,1 Prozent) noch Spitzenreiter - verliert aber weiterhin an Boden. Während die Versicherer Ende 2012 noch knapp elf Millionen Riester-Policen in den Beständen hatten, sind es Stand Ende Dezember 2024 nur noch 9,898 Millionen Verträge (2023: 10,249 Millionen Verträge). Damit gingen in diesem Jahr 351.000 Verträge verloren.

Alle Riester-Durchführungswege schwächeln

Ebenfalls verloren haben Policen über Bankspar-Verträge. Hier sank die Zahl der Verträge innerhalb der letzten zwölf Monate von 511.000 auf 499.000. Damit sind Riester-Renten über Bankspar-Verträge die Gewinner des Jahres 2023. Denn die anderen Durchführungswege verloren noch mehr Verträge. Zum Vergleich: Den höchsten Stand hat Riester-Verträge über Banksparpläne 2014. Damals gab es immerhin 814.000 Verträge.

Steten Zuwachs hatten bis ins Jahr 2019 nur noch die Riester-Varianten über Investmentfonds sowie der Wohn-Riester. Doch auch diese beiden Riester-Wege verloren seither an Boden und auch von Januar bis Dezember gingen Verträge verloren. So sank die Zahl beim Wohn-Riester um rund 75.000 Verträge auf nun 1.515 Millionen Verträge. Auch die Riester-Renten über Investmentfonds mussten Verluste bei den Bestandszahlen hinnehmen. Hier sackte die Zahl der Policen um 91.000 Verträge auf nun 3,062 Millionen ab.

Dürftige Datenbasis verwässert aussagekräftig

Die Zahlen sind allerdings nur bedingt aussagekräftig. Denn bei den ausgewiesenen Riester-Verträgen des Bundesministerium für Arbeit und Soziales handelt es sich um den Bestand. Dieser ist bereinigt um stornierte Verträge. Und: Laut BMAS ist ein Fünftel bis knapp ein Viertel der Verträge ruhend gestellt, die Sparer zahlen also keine Beiträge mehr ein. In konkreten Zahlen würde dies bedeuten, dass rund 2,99 Millionen bis 3,74 Millionen Verträge aktuell nicht mit Beiträgen bedient werden. Wie viel Riester-Policen in der über 23-jährigen Bestehensgeschichte bereits storniert wurden, dazu konnte die Bundesregierung keine Angaben machen.

Die Bestandszahl dürfte auch deshalb nur bedingt stichhaltig sein, weil eben nur Verträge in der Ansparphase gezählt werden. Inzwischen sind jedoch viele Policen in der Rentenphase. Hierzu gibt es inzwischen auch Zahlen vom Bundesfinanzministerium. Diese wurden in diesem Jahr zum zweiten Mal veröffentlicht. Laut der sogenannten Riester-Auszahlungsstatistik wurde im Jahr 2023 an 1.165.245 Personen eine Riester-Rente ausgezahlt. Anno 2022 waren es noch 1.015.209 Personen. Und: Wer im Jahr 2023 eine Riester-Rente bezog, erhielt durchschnittlich 136,34 Euro Monatsrente ausgezahlt. Die durchschnittliche Jahresrente betrug 1.636,13 Euro. Im Jahr 2022 lag die durchschnittliche Jahresrente bei 1.581,12 Euro. Das entspricht einer durchschnittlichen Monatsrente von 131,76 Euro.