Ein weiterer Werthebel liegt in der Konsolidierung der IT-Systeme und Back-Office-Prozesse. Synergien entstehen insbesondere dann, wenn alle akquirierten Makler auf einheitliche Systeme, Prozesse und Back-Office-Strukturen umgestellt werden. Ein solches einheitliches Operating Model trägt zudem dazu bei, die Compliance mit regulatorischen Vorgaben effizient abzusichern.
Im Fokus steht die Harmonisierung der Aufbau- und Ablauforganisation sowie die damit verbundene Vereinheitlichung der Maklersoftware – eine zentrale Priorität. Dabei hat es sich bewährt, etablierte Prozesse aus bestehenden Maklerhäusern zu übernehmen und anzupassen, anstatt komplett neue Strukturen zu entwickeln. Ziel ist eine reibungslose Harmonisierung, die weder die Produktivität noch die Kundenzufriedenheit beeinträchtigt.
Flankiert wird diese Standardisierung durch die Einführung einer gemeinsamen Maklersoftware, die als Zielsystem für das übergreifende Betriebsmodell dient. Unternehmen wie MRH Trowe, die Global-Gruppe oder die Helmsauer-Gruppe setzen diesen Ansatz konsequent um.
Allerdings birgt dieser Konsolidierungsprozess auch Herausforderungen und Risiken. Je stärker ein übernommener Makler das Gefühl hat, in größere Strukturen eingegliedert zu werden, desto höher ist die Gefahr, dass er sich nicht mehr als Unternehmer, sondern eher als Angestellter wahrnimmt. GGW geht daher bewusst zurückhaltend mit der Realisierung von Kostensynergien um und legt den Fokus verstärkt auf Wachstumssynergien.
Trotz dieser Strategie ist es gelungen, dass sich seit Beginn 2025 vier prominente Hamburger Industrieversicherungsmakler unter der Marke GGW zu einem Unternehmen zusammengeschlossen haben – ein bemerkenswerter Schritt in der aktuellen Marktentwicklung.
Wachstumssynergien und zukünftige Entwicklungen
Wachstumssynergien zeigen sich in verschiedenen Formen. Einerseits profitieren Gewerbemakler von den Spezialisierungen innerhalb ihrer jeweiligen Gruppen. So kann jeder Makler beispielsweise das Cyber-Versicherungskompetenz-Zentrum nutzen oder auf die Spezialexpertise innerhalb der Gruppe zurückgreifen – etwa im Bereich Brandschutz.
Darüber hinaus entstehen Synergien zwischen dem Firmengeschäft, der Sachversicherung und der betrieblichen Altersvorsorge. Sachversicherungsmakler können zunehmend auch im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge bei ihren Kunden aktiv werden. Dafür sind jedoch zusätzliche Fähigkeiten, Prozesse, digitale Portale und eine Erweiterung der Produktpartner erforderlich.
Es überrascht daher nicht, dass MRH Trowe den auf Altersvorsorge spezialisierten Anbieter Lurse erworben hat, um nach eigenen Angaben unter die Top 3 der Benefits-&-Pensions-Broker in Deutschland aufzusteigen. Ähnliche Überlegungen standen hinter den Übernahmen der pension solutions Group und KlinikRente durch die Ecclesia-Gruppe sowie hinter dem Erwerb von BVUK durch die Summitas-Gruppe.
Während die bisherigen Konsolidierungsaktivitäten vor allem auf Gewerbe- und Industriemakler mit Fokus auf die Sachversicherung ausgerichtet waren, rücken nun zunehmend Makler mit Privatkunden-Schwerpunkt in den Fokus. Diese haben bisher aus Sicht von Industriemaklern nicht die gleiche Bedeutung und Wertschätzung erfahren.
Ein Beispiel für diese Entwicklung ist Ascendia, das Anfang 2025 gegründet und von HG Capital finanziert wurde. Ascendia bietet Versicherungsmaklern, Vertrieben und Verbünden mit Fokus auf Privatkunden und Kleingewerbe eine moderne Plattform. Als erstes Ankerunternehmen wurde in diesem Zusammenhang PMA übernommen. Das erklärte Ziel: der führende Privatkundenmakler in Deutschland zu werden. Vorbild hierfür ist das ebenfalls von HG Capital finanzierte britische Maklerhaus A-Plan, ein Marktführer im Bereich Privatkunden- und Kleingewerbeversicherung.
Ein weiterer Investitionsschwerpunkt der Private-Equity-Firmen liegt auf Maklerpools – Plattformen für selbstständige Makler, die insbesondere im Privatkundengeschäft eine wachsende Rolle spielen. Prominente Beispiele sind der Erwerb von Fonds Finanz durch HG Capital oder blau direkt durch Warburg Pincus. Auch GGW hat das Pool-Geschäft unter dem Namen Wecoya gebündelt und hierfür eine bekannte Branchenpersönlichkeit gewinnen können.
Ein Blick auf die Investitionsstrategie der Private-Equity-Unternehmen zeigt interessante Perspektiven für die Zukunft. HG Capital hält mittlerweile Beteiligungen an den führenden Akteuren in gleich drei Segmenten:
- dem Maklerpool Fonds Finanz,
- dem Maklerkonsolidierer GGW
- sowie dem Privatkundenmakler Ascendia.
Dies eröffnet Potenzial für zukünftige Synergien und eine signifikante Marktpräsenz, insbesondere wenn eine Expansion ins europäische Ausland ins Auge gefasst wird.
Fazit
Angetrieben durch Private-Equity-Investoren wird die Konsolidierung im Maklerbereich weiter voranschreiten. Neue Maklerhäuser und Plattformen mit klaren Wachstums- und Wertsteigerungsperspektiven entstehen. Die Branche steht vor einer spannenden Zukunft – geprägt von Innovation, Synergien und tiefgreifenden strukturellen Veränderungen.
Hintergrund: Der Gastbeitrag ist zuerst in der Ausgabe 01/2025 des Fachmagazins Versicherungsbote erschienen. Das Magazin kann auf der Versicherungsbote- Webseite kostenfrei abonniert werden.