Allianz-Chef: Attacken gegen frühere Vorstände

Quelle: Pressefoto allianz.com

Doch diese Skaleneffekte sind für Bätes Strategie wichtig. „Simplicity at scale“ ist der Drei-Jahres-Plan der Allianz seit 2021 überschrieben. Dabei sollen Synergien zwischen den Ländergesellschaften und Geschäftsbereichen geschaffen werden, die es erlauben, einfache und transparente Produkte zu verkaufen, mit einem einheitlichen Erscheinungsbild bei Kundenschnittstellen aufzutreten sowie Prozesse und Produkte zu verschlanken und ebenfalls zu vereinheitlichen.

Wichtig ist hierfür, dass die IT-Infrastruktur funktioniert: das heißt, einheitliche Technik mit einheitlichen Schnittstellen geschaffen werden. Zur Zeit, als Bäte sein Amt als Vorstandschef antrat, arbeiteten teils sogar verschiedene Abteilungen innerhalb des Konzern mit verschiedenen, nicht kompatiblen Programmen. Zugespitzt formuliert: mitunter wäre es einfacher gewesen, Daten auszudrucken und ins Nachbarbüro zu tragen, statt sie per Computer auszutauschen.

Hier wollte Oliver Bäte schnell eine radikale Erneuerung einleiten - und nahm besagte Milliarden-Summen in die Hand. Wiederholt hatte sich angedeutet, dass er mit seiner Strategie auch innerhalb des Konzerns auf Widerstand stößt. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" äußerte sich der Konzernchef im Jahr 2019 tatsächlich selbstkritisch: der digitale Umbau des Konzerns würde "zu langsam" gehen, aus diesem Grund würde es auch "ordentlich" rumpeln beim größten deutschen Versicherer.

2019 drohte Bäte ebenfalls gegenüber jenen, die seinen Reformkurs nicht mittragen. Man könne nicht alle für den neuen Kurs gewinnen, aber 80 Prozent derer, die wichtig sind, sagte er. Die aber, die nicht mitmachen wollen, die „muss man nach Hause schicken“. Tatsächlich drehte sich in seiner Amtszeit das Personalkarussell mehrfach und wichtige Vorstände wurden -mitunter nach kurzer Zeit- ausgetauscht.