Nachhaltigkeit: Kleine Versicherer schlagen Allianz, Axa und Co.

Quelle: diego_torres@pixabay.com

Wie nachhaltig sind Sachversicherer? Eine Studie der Greensurance Stiftung kommt zu einem wenig erfreulichen Ergebnis: „Versicherer sind nicht grün genug!“ Am Besten schnitten kleine und mittelständische Versicherer ab: Sie schlagen auch die großen Wettbewerber wie Allianz und Axa. Das dazugehörige Rating will auch Versicherungsmaklern und -Beratern eine Orientierung bieten.

Versicherungen in Deutschland sind noch nicht gut aufgestellt, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Greensurance Stiftung, für die 19 Sachversicherer ausgewählt wurden und sich einem umfangreichen Rating mit mehr als 300 Indikatoren stellen musste. In der Tendenz zeigt sich, dass kleine Versicherer besser abschnitten als die großen Anbieter.

Startschuss für umfassenderes Rating

Die Ziele der Greensurance-Stiftung sind ehrgeizig: Sie will mit Blick auf die Versicherungs- und Finanzbranche zeigen, wie nachhaltig unternehmen und Produkte sind: nach wissenschaftlich fundierten Kriterien. Deshalb hat sie sich mit dem Zentrum für nachhaltiges Wirtschaften und Management (ZNWM) zusammengetan: ein Institut, das an der Hochschule für Technik Stuttgart angesiedelt ist. Gemeinsames Ergebnis ist der „NATIVE-Vergleich“, anhand dem nun auch die 19 Sachversicherer bewertet wurden. Sachversicherungen umfassen unter anderem Haftpflicht, Hausrat und KFZ-Versicherungen.

Der Vergleich soll nur ein Anfang sein und später auf weitere Anbieter ausgebaut werden. Schließlich zählt aktuell die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) 165 Erstversicherer in der Schaden- und Unfallversicherung, wovon die Sachversicherung ein Teil ist. Berücksichtigt wurden jedoch die größten Einzelversicherer nach eingenommenem Bruttobeitrag - und einige „grüne Pioniere am Markt“, die bewusst grüne Produkte bewerben. Das nächste Rating soll im August starten.

„Die Branche hat beim Thema Nachhaltigkeit Nachholbedarf, zumal sie inzwischen immer stärker von Schäden infolge der Klimaveränderungen betroffen ist“, betonte Marcus Reichenberg, Geschäftsführer der Greensurance Stiftung, bei der Präsentation der Ergebnisse vor der Versicherungsbranche am Mittwoch. Durch die Wetterextreme und Naturkatastrophen müssten Sachversicherer zunehmend höhere Versicherungsleistungen erstatten, warnt er. Relevant sei aber auch, ob Versicherer selbst nachhaltigkeitsorientiert handeln und investieren.

Auch Makler und Honorarberater werden angesprochen

Das Rating soll Verbraucherinnen und Verbrauchern eine Orientierung bieten: Sie sollen unter „NATIVE-Vergleich“ ermitteln können, wie nachhaltig ihr Versicherer ist. Hierfür steht eine begrenzte Auswahl an Kriterien und Filter-Optionen zur Verfügung, etwa: „Was ist Dir besonders wichtig? Soll Deine Versicherung ein grünes Haftpflichtprodukt haben oder ist Dir eine nachhaltige Kapitalanlage wichtig? Wie verwendet meine Versicherung mein Geld? Wie wird dieses angelegt: u.a. in Unternehmen der Atomkraft, Erdölfirmen oder Waffenproduzenten?“

Ausdrücklich weist Greensurance darauf hin, dass dieser Vergleich keine Versicherungsberatung ersetzt und keine Produktvermittlung darstellt. Ein Clou ist: Man will auch Maklerinnen und Maklern ein Instrument in die Hand geben, um Nachhaltigkeits-Kriterien im Kundengespräch stärker berücksichtigen zu können. Hierfür ist das „NATIVE-Rating“ vorgesehen, das als Jahreslizenz 99,99 kosten soll. Fünf Produkte sollen gleichzeitig anhand der Kunden-Präferenz vergleichbar sein, wobei es zusätzliche Filter-Optionen gibt, um Produkte auszuschließen: etwa, ob der Versicherer in Waffentechnik oder Kohle investiert.

Ostangler vor Schwarzwälder und Waldenburger

In das aktuelle Rating sind über 300 analysierte Einzelindikatoren eingeflossen, unter anderem klimarelevante Indikatoren, die verschiedene Aspekte umfassen: Tragen die Produkte dazu bei, den CO2-Ausstoß zu verringern? Bietet der Versicherer im Schadensfall als Ersatz eine klimafreundliche Variante – etwa smarte Heizungssysteme mit regenerativen anstatt fossilen Energien? Sind die Versicherungen darauf eingestellt, dass ein E-Auto andere Anforderungen als ein Benziner hat? Zu zwei Dritteln wurden die Daten aus verfügbaren Informationen gewonnen: etwa den Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichten. Weitere Daten wurden per Fragebogen abgefragt, doch darauf antworteten nur sieben der 19 Versicherer.

Die 300 Indikatoren wurden in einem weiteren Schritt in Kategorien eingeteilt und verschieden gewichtet: Klima (25 Prozent), Produkt und Schaden (25 Prozent), Kapitalanlage (15 Prozent), gute Unternehmensführung (Governance, 15 Prozent), Soziales (7,5 Prozent), Ökonomie (7,5 Prozent) und Umweltressourcen (5 Prozent). Dann wurde geschaut, zu welchem Prozentsatz die Indikatoren erfüllt sind, und die so vergebenen Punkte anhand der Gewichtung ins Gesamtergebnis eingerechnet.

Die Ostangler Versicherung platziert sich auf Rang 1: mit 42,2 Prozent erfüllten Kriterien. Dann folgt die Schwarzwälder Versicherung (38,7 Prozent) und die Waldenburger Versicherung (37,8 Prozent). Die Barmenia landet mit 36,6 Prozent auf Rang vier (siehe Tabelle).


Auf den Rängen fünf und sechs folgen dann zwei Marktgrößen: die R+V (35,4 Prozent), die Allianz (33,9 Prozent), Axa (30,5 Prozent) und Zurich (28,4 Prozent). Letztplatzierte ist die VHV mit zehn Prozent erfüllten Kriterien.