Rechtsschutzversicherung: Durch Corona in den roten Zahlen

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2020 war ein schweres Jahr für die Rechtsschutzversicherung. Das zeigen gleich zwei Negativrekorde der Jahre 2015 bis 2020 – bei der Schaden-Kosten-Quote und dem versicherungstechnischen Ergebnis. Versicherungsbote stellt Kennzahlen einer Branche in der Krise vor.

Schwere Zeiten werden für die Rechtsschutzversicherung zum Dauerzustand. Zunächst führte die globale Banken- und Finanzkrise ab 2007 zu einer Klagewelle, dann der Abgasskandal ab September 2015. Allein die Prozesskosten für gefälschte Abgaswerte belaufen sich mittlerweile auf über 1,21 Milliarden Euro (Versicherungsbote berichtete). Hinzu kommen steigende Anwalts- und Gerichtskosten durch Kostenrechtsmodernisierungs- und Kostenrechtsänderungsgesetz (Versicherungsbote berichtete). Nun setzt die Corona-Pandemie den Rechtsschutzversicherern zusätzlich zu.

Durch Corona häufen sich Rechtsstreitigkeiten

Häufen sich durch Corona doch die Rechtsstreitigkeiten: Privat- und Gewerbekunden suchten und suchen Unterstützung, weil sie infolge des Lockdowns um ihren Arbeitsplatz fürchten, sie den Betrieb dichtmachen mussten oder ihre Miete nicht mehr zahlen konnten – und deswegen in der Folge auch juristischen Beistand benötigen.

Hinzu kommen Streitigkeiten mit Reiseveranstaltern oder Airlines. Eine Situation, die sich nun auch in den Bilanzen der Versicherer bemerkbar macht. Dies zeigt der aktuelle „Branchenmonitor Rechtsschutzversicherung 2015-2020“ der V.E.R.S. Leipzig GmbH.

Schadenaufwendungen klettern auf Rekordwert

So führt die Corona-Pandemie zu gestiegenen Schadenaufwendungen – sie klettern um 9,6 Prozent je Versicherer und liegen in 2020 bei rund 131 Mio. Euro im Schnitt. Das ist der höchste Anstieg der letzten sechs Jahre, wie Monitor-Autor Maik Entrich erklärt. Auch die Schadenquote lag – mit 73,06 Prozent – mehr als fünf Prozentpunkte über dem Wert von 2019.

Die Branche rutscht in die roten Zahlen

Eine Entwicklung, die sich deutlich auf die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote bzw. Combined Ratio (CR) über 25 Versicherer hinweg auswirkt. Denn die Branche rutscht 2020, erstmals seit 2016, in die roten Zahlen: Die durchschnittliche Schaden-Kosten-Quote verschlechtert sich von 96,92 Prozent in 2019 auf 101,87 Prozent in 2020. Zwölf Versicherer reißen die kritische 100-Prozent-Marke und können so Schadenaufwendungen und weitere Kosten nicht mehr durch die Einnahmen decken – fast die halbe Branche.

Für den ganzen Erhebungszeitraum des Monitors ist die CR für 2020 der schlechteste Wert – selbst 2016 lag die Branche bei besseren 101,34 Prozent. Eine Entwicklung, die sich auch auf das versicherungstechnische Ergebnis vor Veränderung der Schwankungsrückstellung auswirkt. Dieses sinkt von 6,30 Mio. Euro je Versicherer auf 1,17 Mio. Euro je Versicherer. Dies ist ebenfalls seit 2015 der schlechteste Branchenwert.

Bruttoprämien wachsen seit 2015 um 25 Prozent

An den schlechten Werten können auch die gebuchten Bruttoprämien nichts ändern. Und das, obwohl sie seit 2015 ein beachtliches Wachstum über 25 Prozent aufweisen – von 153,68 Mio. Euro je Versicherer auf 191,48 Mio. Euro je Versicherer. Die Mehreinnahmen verdanken sich auch einer gestiegenen Nachfrage: Hielt ein Rechtsschutzversicherer in 2015 noch durchschnittlich 995.745 Verträge, stieg diese Zahl auf 1.062.767 Verträge in 2020.

Die Schaden-Kosten-Quoten der Rechtsschutzversicherer

Welche Rechtsschutzversicherer aber kämpfen sich, trotz Corona, in 2020 noch in den auskömmlichen Bereich? Folgende Unternehmen weisen eine Combined Ratio unter 100 Prozent aus – und können demnach Schadenaufwendungen und weitere Kosten noch durch Einnahmen decken:

  • Debeka Allgemeine: CR von 83,38 Prozent in 2020
  • VGH Landschaftliche Brandk.: 89,84 Prozent
  • Ergo: 92,50 Prozent
  • Arag SE: 96,20 Prozent
  • Badische Rechtsschutz: 96,33 Prozent
  • Mecklenburgische: 96,34 Prozent
  • Roland Rechtsschutz: 96,65 Prozent
  • DMB Rechtsschutz: 97,08 Prozent
  • Advocard Rechtsschutz: 97,82 Prozent
  • ÖRAG Rechtsschutz: 98,60 Prozent
  • Württembergische: 98,73 Prozent
  • ADAC Versicherung: 99,29 Prozent
  • DEVK Rechtsschutz: 99,41 Prozent

Rechtsschutzversicherer in den roten Zahlen

Folgende Versicherer hingegen müssen in 2020 eine Combined Ratio über 100 Prozent hinnehmen und schreiben demnach rote Zahlen:

  • R+V Allgemeine: CR von 102,64 Prozent in 2020
  • Auxilia Rechtsschutz: 102,84 Prozent
  • LVM: 102,89 Prozent
  • Neue Rechtsschutz: 102,37 Prozent
  • HUK-Coburg Rechtsschutz:103,37 Prozent
  • Itzehoer Brandgilde: 103,91 Prozent
  • Concordia: 104,21 Prozent
  • WGV-Versicherung: 108,76 Prozent
  • Deurag Rechtsschutz: 110,97 Prozent
  • Allianz: 113,06 Prozent
  • Continentale: 118,15 Prozent
  • HUK24: 130,95 Prozent

Hintergrund: Der „Branchenmonitor Rechtsschutzversicherung 2015-2020“ analysiert die Daten der 25 größten Rechtsschutz-Versicherer, welche 98 Prozent des Marktes ausmachen. Zusammen mit weiteren aktuellen Branchenmonitoren kann das Analyse-Instrument kostenpflichtig auf der Webseite der V.E.R.S. Leipzig GmbH bestellt werden.