Mehr Personen erhielten 2020 Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung

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Die Zahl der Menschen, die auf Leistungen der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung angewiesen sind, ist im Jahr 2020 weiter angewachsen. Zum Jahresende erhielten knapp 1,1 Millionen Personen entsprechende Leistungen nach dem 4. Kapitel des Zwölften Sozialgesetzbuches (SGB XII). Das sind 1,3 Prozent mehr als im Vorjahr.

Nie zuvor waren so viele Menschen in Deutschland auf die Grundsicherung angewiesen. Ende Dezember 2020 erhielten genau 1.098.625 Bundesbürger eine Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilt. Das waren knapp 14.000 Leistungsempfängerinnen und -empfänger mehr als im Jahr zuvor: ein Anstieg um 1,3 Prozent.

Leistungsberechtigt sind Erwachsene, die dauerhaft voll erwerbsgemindert sind oder die Altersgrenze nach § 41 Absatz 2 SGB XII erreicht haben und ihren Lebensunterhalt nicht aus eigenem Einkommen und Vermögen sicherstellen können, so berichtet die Behörde weiter.

Grundsicherung im Alter: Frauen stärker betroffen

Mit Blick auf Altersarmut ist zu beachten, dass nur etwas mehr als jeder Zweite (51,3 Prozent) Grundsicherung im Alter erhält. Das betraf genau 564.110 Personen. Frauen sind hiervon etwas stärker betroffen: Sie stellen 55,78 Prozent aller Anspruchsberechtigten bzw. 314.645 Personen.

Wer Grundsicherung im Alter erhält, hat bereits die Altersgrenze nach dem SGB XII erreicht oder überschritten. Vor dem Jahr 1947 geborene Personen erreichten die Altersgrenze mit 65 Jahren; für 1947 und später Geborene wird die Altersgrenze seit dem Jahr 2012 schrittweise auf 67 Jahre angehoben. Im Dezember 2020 lag die Altersgrenze daher bei 65 Jahren und 9 Monaten.

Grundsicherung bei Erwerbsminderung: ein deutliches Plus

Weitere 534.520 Empfängerinnen und Empfänger von Grundsicherung erhielten im Dezember 2020 die Leistung aufgrund voller Erwerbsminderung, weil sie zu einer vorzeitigen Aufgabe ihres Berufes gezwungen waren. Auch hier ist ein deutliches Anwachsen von 11.446 Personen gegenüber dem Vorjahr zu beklagen, was einem Plus von rund 2,2 Prozent entspricht. Anrecht hat, wer aufgrund einer Krankheit oder Behinderung für einen nicht absehbaren Zeitraum täglich keine drei Stunden unter den üblichen Bedingungen des allgemeinen Arbeitsmarktes erwerbstätig sein kann.

Die Daten zeigen auch: Die Zahl der Anspruchsberechtigten im Alter und bei Erwerbsminderung steigt seit Einführung der Grundsicherung im Jahr 2003 stark an. Damals erhielten 438.831 Personen entsprechende Sozialleistungen, nun sind es bereits knapp 1,1 Millionen. Das bedeutet eine Zunahme der bedürftigen Personen um 150,35 Prozent.

DIW-Studie: Weit mehr Menschen hätten Anrecht auf Grundsicherung im Alter

Bei der Grundsicherung im Alter könnte die Zahl der Anspruchsberechtigten sogar weit höher liegen: Viele Menschen nehmen demnach ihr Recht nicht wahr. Das zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Berlin aus dem Jahr 2019. Demnach wird von rund 60 Prozent der Anspruchsberechtigten – hochgerechnet etwa 625.000 Privathaushalten – die Grundsicherung nicht genutzt, obwohl theoretisch Anspruch bestünde. Das deutet auf eine hohe Dunkelziffer bei der Altersarmut hin, warnt das DIW.

Die Hauptgründe, weshalb auf Grundsicherung verzichtet werde: Scham und Unwissenheit. Zugleich würden die Rentner aber umso eher auf die finanzielle Hilfe verzichten, je weniger sie vom Amt zu erwarten hätten. Für die Studie hat das DIW Berlin Zahlen des „Sozio-oekonomischen Panels“ (SOEP) ausgewertet, die größte repräsentative Haushaltsbefragung zu Einkommen mit mehr als 30.000 Teilnehmenden.