Allianz-Chef Bäte kann sich Zukauf von Lebensversicherer vorstellen

Quelle: Allianz SE

Komplett raus aus der Kohle will die Allianz bis zum Jahr 2040, wie Oliver Bäte bestätigt: auch das eine lange Zeit. Gelten soll die Regel zudem nur für Eigenanlagen. Der Manager begründet die lange Frist und den letztendlich inkonsequenten Ausstieg auch mit Haftungsrisiken: Fondsmanager seien nach amerikanischem Recht haftbar, wenn sie nach den Pensionsplänen nicht renditemaximierend anlegen würden. Das betreffe Vermögensverwalter für Dritte wie Pimco oder Allianz Global Investors.

Bäte hebt zudem hervor, dass er sich auch mit Nichtregierungsorganisationen treffe. So habe sich die Allianz zum Beispiel beim brasilianischen Bergbaukonzern Vale nicht mit Ruhm bekleckert: am 25. Januar brach der Damm eines Absetzbeckens, große Teile der Kleinstadt Brumadinho wurden von giftigem Schlamm überschwemmt. 110 Menschen starben nach offiziellen Angaben, weitere 238 werden vermisst. Auch zuvor schon machte Vale mit schweren Unfällen und Menschenrechtsverletzungen von sich Reden: bei der Allianz hat der Konzern seine allgemeine Betriebshaftpflicht.

Allianz in China

Bereits am Donnerstag letzter Woche meldete die Deutsche Presse-Agentur, dass die Allianz nun die Lizenz für ihre 100prozentige China-Tochter im Reich der Mitte erhalten habe. Die Zulassung durch die Behörden schob sich mehrere Monate hin: Bäte sei hierfür extra mit Bundeskanzlerin Angela Merkel nach China gereist. Die neue Konzerntochter soll den Namen Anlian tragen, was in etwa „Sicheres Bündnis“ bedeutet. Es war das erste Mal, dass die chinesische Regierung einem Versicherer gestattete, ohne Beteiligung heimischer Firmen auf dem gut geschützten Markt zu agieren.

Im Interview mit der „FAZ“ lässt Bäte erkennen, dass er durchaus mit Respekt auf den chinesischen Markt und die dortigen Wettbewerber blickt. So kenne er etwa noch Ping An aus seiner Zeit bei McKinsey: zeitig schon hätten die Chinesen die Geschäftsmodelle auf der Basis von Daten für sich entdeckt. Die Allianz schaue sich viele Technologielösungen der Chinesen an, unter anderem wie man Autoschäden mit Hilfe von Fotoaufnahmen beurteilt. Obwohl „exportfähig“, rechnet er nicht mit einem zeitnahen Markteintritt auf dem deutschen Markt: Ping An agiere schließlich auf einem Heimatmarkt mit 1,4 Milliarden Menschen.

Die Allianz selbst habe zwei strategische Schwerpunkte in China, erklärt der Vorstandschef: man wolle das Lebensversicherungs-Modell dort verändern, wobei aus dem Interview nicht genau hervorgeht, ob das auch mit Blick auf den einheimischen Markt geschieht, also China quasi als Testlabor für neue Policen dient. Zum anderen arbeite die Allianz an einem Joint Venture mit dem Netzkonzern JD.com, um neue Versicherungslösungen in der Sach-Sparte zu entwickeln.