Aufhorchen ließ, dass Oliver Bäte dem Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz viel Zeit in seiner Rede einräumte. Bis 2050 soll das dreistellige Milliarden-Vermögen in Gänze "klimaneutral" angelegt werden, so versicherte der Allianz-Chef. Auch soll sich der komplette Stromverbrauch des Versicherers bis 2050 aus erneuerbaren Energien speisen.
„Ab sofort verzichtet die Allianz auf die Einzelversicherung von Kohlekraftwerken und Kohleabbau“, kündigte Bäte an. Schon bis 2040 solle es auch im Bestand "keine Art von Kohlerisiko mehr geben". Das Thema sei dem Konzern "sehr ernst", versicherte Bäte.
Investment orientiert sich bereits neu
Wer jetzt mutmaßt, dass der Allianz-Chef auf den Hype um die "Fridays for Future"-Bewegung aufspringen will, irrt insofern, dass die Allianz auch zuvor schon das Thema Umweltschutz auf die Agenda setzte. Bereits im Mai 2018 hatte der Versicherer angekündigt, aus der Kohle auszusteigen und stärker auf Klimaschutz zu achten. Und im März hatte Investment-Chef Claus Stickler auf dem Versicherungstag in Leipzig berichtet, dass die Münchener sich auch in Sachen Geldanlage neu orientieren:
Für „alle Assetklassen, Portfolios und Versicherungssparten“ seien weltweit Schwellenwerte definiert worden, wonach ein bestimmter Mindestanteil der Gelder sozial und grün investiert werden muss, so Stickler vor zwei Monaten. Dabei orientiere man sich an sogenannten ESG-Kriterien, wobei ESG für „Environment Social Governance“ steht. Also Kriterien des Umweltschutzes, der sozialen Verantwortung und Unternehmensführung. Um Erfolge zu messen, kooperiere die Allianz mit Wissenschaft und NGOs. Eine nachhaltige Ausrichtung sei Teil eines "Paradigmenwechsels", durchaus nicht uneigennützig: Schmutzige Investments würden sich auch wirtschaftlich immer weniger rechnen (der Versicherungsbote berichtete).
Welche Schwellenwerte das sind, die ESG-Investments definieren, wollte Stickler in Leipzig aber nicht verraten. Auf die Frage: "Schließen Sie Unternehmen, die ESG-Kriterien derzeit nicht erfüllen, aus dem Underwriting aus?", antwortete der Allianz-Manager: "Ehrliche Antwort: nein". Auch Bäte ging am Mittwoch in seinem Vortrag nicht auf Schwellenwerte ein.
Dennoch: Die Allianz könnte ein Zeichen setzen. Weltweit verfügt der Versicherer über Kapitalanlagen in Höhe von 640 Milliarden Euro und verwaltet weitere 1,4 Billionen Euro Vermögen für externe Kunden, etwa über das Investmenthaus Pimco. Zum zweiten Mal sei man bereits die Nummer eins im Dow Jones Sustainability Index (DJSI) geworden, berichtete Bäte am Mittwoch: eine Familie von Aktienindizes, welche neben ökonomischen auch ökologische und soziale Kriterien berücksichtigt. Allerdings wurde an diese Indices schon der Vorwurf des Greenwashing herangetragen, da man unter anderem keine Unternehmen ausschließt, die Gewinne auch aus Naturausbeutung und Waffenhandel erzielen.
11,5 Milliarden +/- 500 Millionen
Bäte kündigte an, für das Geschäftsjahr 2018 neun Euro Dividende pro Aktie auszuschütten: 13 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Für das laufende Geschäftsjahr peilte er ein operatives Ergebnis von 11,5 Milliarden Euro an: plus/minus 500 Millionen Euro. Den Anlegern versprach Bäte ein kontinuierliches Wachstum von fünf Prozent pro Jahr in den kommenden fünf Jahren, nachdem man in den letzten drei Jahren gar um durchschnittlich 7,1 Prozent wachsen konnte.