Talanx "streicht" 320 Arbeitsplätze

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Schlechte Nachrichten für Mitarbeiter der Talanx: Der Konzern will im Privatkunden-Geschäft 320 Stellen streichen. Ganz ohne Job stehen die Mitarbeiter aber nicht da: ein Teil der Beschäftigten kann zu einem externen Dienstleister wechseln, zu deutlich schlechteren Konditionen. Das verärgert die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di.

Viele Mitarbeiter im Innendienst der Talanx werden ein eher sorgenvolles Weihnachtsfest verbracht haben. 320 Stellen sollen an den Standorten Hannover, Saarbrücken, Stuttgart und Essen eingespart werden, so berichtete die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) kurz vor den Weihnachtsfeiertagen. Eine Unternehmenssprecherin habe die Pläne zum Stellenabbau bestätigt.

In Hannover konkret betroffen sei die Tochter HDI Direktservice (HDS), so heißt es im Zeitungsbericht weiter. Bis 2020 soll das Unternehmen geschlossen werden, 150 Stellen fallen dann weg. Die Konzerntochter übernahm unter anderem Aufgaben in der Schadenbearbeitung, im Kundenkontakt und der Verwaltung. Darüber hinaus soll auch der Bereich „Inputmanagement“ der HDI Kundenservice AG mit 35 Mitarbeitern eingestampft werden.

Jobs werden noch gebraucht, aber…

Ganz neu sind die Pläne nicht. Laut Konzernsprecherin sei der Stellenabbau Teil des Reformprogramms, das der Konzern bereits im März 2017 angekündigt hatte. Demnach sollen in Deutschland 930 der 11.000 Arbeitsplätze bis zum Jahr 2021 wegfallen. Ähnlich wie die Konkurrenten Ergo, Axa und Allianz hat sich der Versicherer eine ehrgeizige Digitaloffensive vermacht. Dies heißt KuRS und soll dazu dienen, "Prozesse weitgehend zu automatisieren und Kundenschnittstellen den Bedürfnissen der Verbraucher anzupassen“ (der Versicherungsbote berichtete).

Und doch hat der aktuelle Vorgang einen bitteren Beigeschmack. Es ist durchaus nicht so, dass die Jobs nicht mehr gebraucht würden. Die 150 Mitarbeiter erhalten stattdessen das Angebot, sich einer neu gegründeten Gesellschaft in Rostock anzuschließen, berichtet die „WAZ“. Allerdings zu deutlich schlechteren Konditionen. Ein Aufhebungsvertrag und eine „Entscheidungsprämie“ von 5.000 Euro soll den Beschäftigten einen Wechsel an die Ostseeküste erleichtern.

Verdacht des Lohndumpings

Das wiederum verärgert die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di. Sie werten das Vorgehen schlicht als Versuch des Konzerns, über Outsourcing die Löhne weiter zu drücken. „Das Vorgehen des Vorstands ist unsozial und verwerflich“, sagte der zuständige Verdi-Landesbezirksfachbereichsleiter Jörg Reinbrecht der WAZ. Viele Menschen verlören in Hannover ihren Arbeitsplatz, in dem sie schon heute unterhalb des Tarifvertrages bezahlt würden. „Armutslöhne in einem der größten Versicherungskonzerne – das ist nicht akzeptabel“, sagte Reinbrecht dem Essener Medienhaus.

Rund läuft es bei der Talanx derzeit ohnehin nicht - wenn auch teils unverschuldet. Im November musste der Konzern eine Gewinnwarnung herausgeben, statt 850 Millionen Euro Gewinn erwartet man für das laufende Geschäftsjahr nun einen Überschuss von 700 Millionen Euro. Ursache sind Großschäden in der Industrieversicherung und insgesamt kostenträchtige Schadenskosten. So ist die Talanx vom Einsturz des Polcevera-Viaduktes in Genua besonders betroffen, bei dem 43 Menschen getötet und die komplette Infrastruktur der italienischen Hafenstadt gestört wurde (der Versicherungsbote berichtete).