Allianz-Betrugsexperte soll in 435 Fällen betrogen haben

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Während sich der Angeklagte also so manch peinlicher Enthüllung vor Gericht stellen musste - er selbst gestand laut dem Bericht schnell und unterstütze die Arbeit der Staatsanwaltschaft - wirft der Fall auch kein allzu gutes Licht auf die internen Kontrollmechanismen der Allianz. Der Angeklagte war in leitender Funktion tätig: laut VW Heute als Gruppen- und Referatsleiter für Betrugsbekämpfung im Kontrollgebiet Deutschland Nordwest. Er konnte demnach auch deshalb so lange unerkannt agieren, weil er bei seinen Kolleg_innen beliebt gewesen sei und sie ihm vertraut hätten.

Hier haben bereits gemeinsame Recherchen von WDR und Süddeutscher Zeitung gezeigt, weshalb dem Mann fünf Jahre lang niemand im Konzern auf die Schliche gekommen ist. Seit einigen Jahren stellt die Allianz ihr altes Betriebssystem auf ein neues um, kurz ABS genannt, was für „Allianz Business System“ steht. Beide IT-Systeme mussten eine Weile parallel betrieben werden, weil vor allem ältere Rechtsfälle noch im alten System hinterlegt seien.

Fingierte Anfragen an nicht existierende Anwaltskanzleien

Diese Verwirrung habe Eric B. ausgenutzt. Bei alten Rechtsfällen mit Kunden, die noch nicht abgeschlossen sind, habe er Anfragen und Dienstleistungen von Anwaltskanzleien erfunden und das Geld dann auf sein Privatkonto umgeleitet. Besonders brisant: Dabei habe er die Namen der Kanzleien teils erfunden. Schon eine kurze Recherche hätte ergeben müssen, dass es sie nicht gibt.

Der mutmaßliche Betrüger agierte freilich äußerst geschickt. Stets soll er nur kleine Beträge in Rechnung gestellt haben: mal 500 Euro, höchstens 2.000 Euro. Für die Allianz sind das Peanuts, bei denen nicht jede Überweisung genauer geprüft wird, so fiel der Betrug jahrelang nicht auf.

Erst ab 5.000 Euro hätte ein zweiter Kollege den Auftrag zur Kontrolle unterzeichnen müssen, heißt es in den Berichten. Nur stichprobenartig werde bei solchen kleinen Beträgen die Rechnungen geprüft, so dass sie ein zweiter Kontrolleur gegenzeichnen muss. Durch Zufall sei dem Mann dabei ein besonders misstrauriger Kollege auf die Schliche gekommen. Die Folge: eine Revision, die sofortige Kündigung - und eine Anzeige. Der Prozeß wird am 12. und 19. September fortgesetzt.