PKV kämpft um wechselwillige Beamte

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Beamte sind für die private Krankenversicherung enorm wichtig. Doch in Hamburg soll es Beamten bald möglich sein, sich auch gesetzlich zu versichern. Nun präsentiert der PKV-Verband in Kooperation mit den privaten Krankenversicherung eine spektakuläre Aktion. Jeder neu eingestellte Beamte soll sich privat versichern können - auch mit Vorerkrankung und Behinderung.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Beamte eine enorm wichtige Zielgruppe für die private Krankenversicherung darstellen. 94 Prozent aller Beamten sind privat vollversichert, sie stellen damit die Hälfte aller PKV-Versicherten in Deutschland. Bund und Länder lassen sich das einiges kosten: Pro Jahr schießen sie insgesamt 12 Milliarden Euro an Beihilfen zu, finanziert aus Steuergeldern. Es sind solche Zahlen, die Kritiker spötteln lassen, dass es sich bei der PKV um eine Beamtenversicherung handle - unter anderem hat sich SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach so geäußert.

Keine Ablehnung innerhalb von sechs Monaten nach Verbeamtung

Dass die privaten Krankenversicherer nicht auf Beamte verzichten können und wollen, lässt nun auch eine aktuelle Kampagne des PKV-Verbandes schlussfolgern. Der Dachverband der privaten Krankenversicherer hat eine Kampagnenwebseite aufgesetzt, beamte-in-der-pkv.de, die sich exklusiv an Staatsdiener als Zielgruppe wendet. Doch damit nicht genug: Der Verband hat auch ein besonderes Schmankerl im Angebot. „Auch Beamte mit Vorerkrankungen oder Behinderung können sich privat versichern“, heißt es auf der Webseite.

“Jeder neu eingestellte Beamte kann sich in der Privaten Krankenversicherung versichern, unabhängig von seinem Gesundheitszustand“, verspricht der PKV-Verband. Das garantiere eine Öffnungsaktion der Privaten Krankenversicherung. Der Antrag müsse innerhalb von 6 Monaten nach der Verbeamtung erfolgen. Auch Angehörige könnten grundsätzlich von der Öffnungsaktion profitieren, „solange sie nicht versicherungspflichtig in der Gesetzlichen Krankenversicherung sind“, heißt es weiter auf der Webseite.

Nähere Details zu der Aktion werden nicht kommuniziert: etwa, ob Beamte mit Vorerkrankung nicht dennoch sehr hohe Prämienaufschläge fürchten müssen. Auch einen offiziellen Pressetext des PKV-Verbandes zu der Aktion gibt es bisher nicht. Sehr wohl aber wird auf der Kampagnenseite deutlich, was die Privatversicherer verhindern wollen: dass junge Beamte mit einer Krankenkasse liebäugeln.

Beamte werden vor “Hamburger Sonderweg“ gewarnt

Explizit spricht der PKV-Verband den -laut Kampagnenwebseite- „Hamburger Sonderweg“ an. Der Hintergrund: Hamburg will es Beamten ermöglichen, sich auch gesetzlich gegen Krankheit zu versichern. Das lohnt sich für Staatsdiener bisher kaum. Während der Dienstherr in der PKV 50 bis 70 Prozent der Arzt- und Gesundheitskosten als Beihilfe zusteuert, profitieren Beamte bei einer Krankenkasse nicht von Zuschüssen. Schlimmer noch: Sie müssen als gesetzlich Versicherte sogar den Arbeitgeberanteil selbst zahlen.

Das aber will die Stadt Hamburg künftig ändern. Beamte erhalten ab August 2018 eine feste Pauschale, wenn sie sich einer Krankenkasse anschließen. „Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass sich der Staat auch an den Krankheitskosten von gesetzlich versicherten Beamtinnen und Beamten beteiligt“, begründete Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) den Vorstoß. Andere Bundesländer prüfen derzeit, ob sie ein ähnliches Modell erlauben (der Versicherungsbote berichtete).

Fürchtet der PKV-Verband, dass die Beamten weglaufen?

Fürchtet der PKV-Verband, dass den Privatversicherern nun die Beamten weglaufen? Bisher ist die Sorge unbegründet. Vor Inkrafttreten des „Hamburger Modells“ sind in der Hansestadt bereits 2.400 Beamte gesetzlich versichert gewesen. Das ist mit 3,4 Prozent nur ein winziger Bruchteil der insgesamt 40.000 aktiven Staatsdiener und 30.000 Pensionäre. Selbst Befürworter des Modells erwarten keine große Wechselwelle: für rund 2.000 Personen könnte ein Übertritt künftig interessant sein, schätzt der Hamburger Senat. Oft handelt es sich um Menschen mit Behinderung oder mit großen Familien, die Ehepartner und Kinder bei den Krankenkassen beitragsfrei mitversichern können.

Die fehlende Wechselbereitschaft mag kaum verwundern, haben die Beamten in ihren PKV-Tarifen doch oft Privilegien. Abhängig vom gewählten Tarif profitieren sie von kürzeren Wartezeiten auf einen Facharzt-Termin, einem Zweibettzimmer im Krankenhaus, einer Chefarztbehandlung etc.: Dinge, mit denen nun auch die Kampagnenseite wirbt. Aber die Ängste sind vielleicht grundlegender. Frank Ulrich Montgomery, Chef der Bundesärztekammer, warnte bereits, das Hamburger Modell könnte einer Bürgerversicherung den Weg bereiten, quasi durch die Hintertür. Privat versicherte Beamte sind im Zweifel einflussreiche Lobbyisten für das PKV-System.

Der PKV-Verband warnt nun offensiv vor dem Hamburger Modell. Auf der Webseite schreibt er: "Beamtenanfänger in Hamburg sollten sich gut überlegen, ob sie von dieser Option Gebrauch machen. Denn die Entscheidung ist unwiderruflich. Das heißt: Bei einem Wechsel in ein anderes Bundesland müssen sie damit rechnen, den kompletten GKV-Beitrag alleine zu zahlen".