Hart aber fair diskutiert Zukunft der Lebensversicherung

Quelle: Screenshot daserste.de / Hart aber fair

Das war die Ausgangssituation der Diskussionsrunde, und es war für die Befürworter der Lebensversicherung keine günstige. Auch im weiteren Verlauf mussten die Versicherer viel einstecken. Das lag auch ein bisschen an der Zusammensetzung der Runde. Auf der einen Seite saß Peter Schwark, Geschäftsführer des Versicherungsverbandes GDV. Seine Aufgabe war es, die Lebensversicherung zu verteidigen. Auf der anderen Seite saßen beinahe alle anderen. Sven Enger zum Beispiel, ein früherer Versicherungsvorstand, der ein Buch über die die Lebensversicherer geschrieben hat. Kernthese: Bald werden die Lebensversicherer einen Crash erleiden, dann ist viel Geld der Sparer futsch. „Raus aus der Lebensversicherung und retten, was zu retten ist!“, so Engers Rat.

Droht ein Crash der Lebensversicherung?

Sven Enger wiederholte in der Sendung weitgehend das, was auch als Kernthese in seinem Buch „Alt, arm und abgezockt – der Crash der privaten Altersvorsorge“ steht. Dank der Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) haben es die Lebensversicherer zunehmend schwer, ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Zudem würden bald viele Babyboomer ins Rentenalter kommen, die mit einem LV-Vertrag vorgesorgt haben. Dann kommen mit einem Mal viele Policen zur Auszahlung. Die Lebensversicherer können das nicht stemmen, es droht ein Crash. Und kommt ein größerer Anbieter zu Fall, dann die ganze Branche.

GDV-Geschäftsführer Peter Schwark trat der These vom Crash der Lebensversicherer tapfer und mit Fakten entgegen. Er verwies auf die strenge Aufsicht durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) und das neue Solvency II-Regime. “Die Aufsicht verlangt nicht nur, dass wir genug Kapital haben, um alle Leistungsversprechungen zu erfüllen. Sie verlangt sogar, dass wir mehr Kapital haben: das sogenannte Solvenz-Kapital, das ist ein Risikopuffer. Im Durchschnitt der Branche erfüllen wir das zum dreieinhalbfachen. Mit 350 Prozent erfüllen wir diese Erfordernisse", so Schwark.

"Pappenheimer in Manndeckung"

Dem widersprach Börsen-Expertin Anja Kohl heftig. „31 von 83 Versicherungen können mit Eigenkapital ihre Verpflichtungen nicht erfüllen“, wendete sie ein und berief sich auf den Stresstest der BaFin. Das sei 2016 gewesen, nicht 2018, erwiderte Schwark: jetzt könnten es alle Versicherer. Fast eine Billion Euro hätte die Branche zusätzlich angespart. Das bestätigte später auch der ARD-Faktencheck. Allerdings müsse berücksichtigt werden, dass viele Versicherer auf Übergangsmaßnahmen angewiesen seien, um die Aufsichtsregeln zu erfüllen.

Dass es durchaus Versicherer gibt, die Probleme bekommen könnten, zeigte ein Einspieler der „Hart aber fair“-Redaktion. Darin wurde Frank Grund zitiert, Chef der BaFin-Versicherungsaufsicht. Er sprach von „Pappenheimern“, die man kenne und „in Manndeckung“ habe. Letztendlich konnte aber GDV-Mann Peter Schwark in dieser Frage einen kleinen Punktsieg einfahren: Am Ende überwogen die Stimmen, die einen Crash der Branche für unwahrscheinlich halten und vor Panikmache warnen.