Allianz weiter im Clinch mit Staat Norwegen

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Die Allianz Versicherung steckt viel Geld in Infrastruktur-Projekte: Ein scheinbar sicheres Investment mit stabilen Rendite-Aussichten. Dass es auch anders laufen kann, zeigt sich für Europas größtem Versicherer gerade in Norwegen. Dort hat ein internationales Konsortium, dem auch die Allianz angehört, in das Pipeline-Netz Gassled investiert. Nachdem der Staat die Durchleitungsgebühren massiv senkte, drohen Verluste und es tobt ein Rechtsstreit zwischen Staat und Investoren.

Norwegen hat Ende 2016 die Durchleitungsgebühren für das Pipeline-Netz Gassled um 90 Prozent gesenkt. Das berichtet das Wirtschaftsmagazin „Euro am Sonntag“ und beruft sich auf eine Sprecherin der Allianz.

Die Senkung der Gebühren war bereits im Jahr 2014 angekündigt worden, seitdem tobt ein bitterer Rechtsstreit zwischen Staat und Investoren. Vor dem Bezirksgericht Oslo erlitt das klagende Konsortium, dem auch die Allianz angehört, bereits eine Niederlage. Denn die privaten Geldgeber wollen Schadensersatz, und zwar einen sehr hohen. Ursprünglich soll es um eine Summe von 34 Milliarden Kronen gegangen sein, die der norwegische Staat als Entschädigung für entgangene Zahlungen berappen sollte, was in etwa knapp vier Milliarden Euro entspricht.

Trotz der ersten Niederlage vor Gericht will das Konsortium nicht aufgeben. Wie die Allianz-Sprecherin weiter mitteilte, hat Anfang Februar die Berufungsverhandlung vor einem Revisionsgericht in Oslo begonnen. „Es ist unsere Absicht, unsere Interessen tatkräftig zu verteidigen“, sagte die Sprecherin gegenüber „Euro am Sonntag“. Details zu den geforderten Summen nannte sie mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht.

Wertminderung um 500 Millionen Euro

Für die Allianz Versicherung geht es um massive Ausfälle. Der Versicherer hatte für seinen Anteil an dem Gasleitungsnetz rund 1,3 Milliarden Euro gezahlt, wie das Handelsblatt berichtet. Nach Allianz-Angaben würde die Kürzung bis zum Ende der Konzessionsperiode 2028 im Vergleich zu den ursprünglichen Plänen eine Wertminderung um 500 Millionen Euro bedeuten. Hätte man von den Plänen des norwegischen Staates gewusst, hätte man nicht in das Pipeline-Netz investiert, sagte der damalige Allianz-Sprecher Maximilian Zimmerer im Jahr 2014, als Norwegen erstmals seine Kürzungspläne kommunizierte.

Doch der Rechtsstreit zeigt auch, dass die Interessen von Staat und Investoren nicht immer konform gehen. Die radikale Senkung der Gebühren sei notwendig, um die Öl-Exploration zu fördern und neue Funde profitabel zu machen, so argumentiert der Staat Norwegen. Denn seit am Weltmarkt ein enormer Preisverfall für Öl einsetzte, lohne es sich für die Energiebranche kaum noch, nach neuen Ölfeldern zu suchen. Dabei geht es vor allem auch um Arbeitsplätze. Rund 30.000 Jobs sind nach Berechnungen des Finanzdienstleisters DNB Markets bereits in Norwegen weggefallen, seit der Ölpreis im Keller ist. Auch das Staatsunternehmen Statoil musste in den letzten drei Jahren tausende Mitarbeiter entlassen.

Die unterschiedlichen Interessengruppen sitzen in einem Boot, der Riss geht mitten durch das Unternehmen. Denn Gassled gehört zu 46 Prozent dem norwegischen Staat – 45 Prozent halten die ausländischen Investoren. Neben der Allianz ist auch die Schweizer Großbank UBS mit ihrer Tochter Njordgas an dem Konsortium beteiligt, darüber hinaus unter anderem ein Staatsfonds aus Abu Dhabi und die kanadische Pensionskasse. Die Gruppe hält seit 2011 Anteile an Gassled.

Quelle: Euro am Sonntag