Bundesbank warnt - 32 Lebensversicherungen akut gefährdet

Quelle: Pressefoto Bundesbank

Lebensversicherung: Ist die Altersvorsorge von Millionen Deutschen gefährdet? Viele Versicherungskonzerne könnten in eine Schieflage geraten, seit die Notenbanken das Zinsniveau auf ein historisches Tief senkten, warnte die Bundesbank. Bereits 2015 seien die ersten Ausfälle zu erwarten. Aber das Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) mindert das Risiko für die Versicherer bereits stark.

Unter den Versicherungsunternehmen geht die Angst um, dass wir japanische Verhältnisse bekommen könnten. In Japan gingen seit Mitte der neunziger Jahre neun Lebens- und Rentenversicherer Pleite – damals ist der Staat für die Ausfälle eingesprungen. Begonnen hatte das Unheil dort mit einen dauerhaft niedrigen Zinsniveau wie wir es aktuell bei uns haben. In beiden Fällen – ob im fernen Osten oder bei uns – sind die Niedrigzinsen der Notenbanken dafür mitverantwortlich.

Knapp 40 Prozent der Versicherer stark gefährdet

Die Politik hat inzwischen die dramatische Situation erkannt und will mit dem Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) der Branche schnelle Hilfe leisten. Die Bundesbank sprach in der Anhörung zum LVRG Klartext und teilte mit, dass in den nächsten Jahren bis zu 32 Versicherungsgesellschaften von insgesamt 85 akut gefährdet seien. Das entspricht einem Marktanteil von 43 Prozent. Die Bundesbank erwartet bis Ende 2015 die ersten Ausfälle, sollte sich an der Situation nichts ändern.

Die verschiedenen Kapitalmarktentwicklungen wurden in drei Szenarien durchgerechnet und anschließend mit den Bestandsgarantien der Lebensversicherer in Bezug gesetzt. Gerade durch niedrig verzinste Neuanlagen bestehe die große Gefahr, dass bei einer ungünstigen Marktentwicklung die Erträge aus den Kapitalanlagen für die Garantieleistungen der Versicherten nicht mehr ausreichen, so die Ökonomen.

Hilfe für die Lebensversicherer

Schnelle Rettung könnte das LVRG bringen, sofern es schnell umgesetzt werden kann. Das Gesetz kann laut der Bundesbanker mit zahlreichen Einzelmaßnahmen „dazu beitragen, die Risikotragfähigkeit und damit die Stabilität des Lebensversicherungssektors zu erhöhen“. Die Anzahl der gefährdeten Versicherungsunternehmen könnte insbesondere durch die geänderte Kundenbeteiligung an den Bewertungsreserven von 32 auf 13 sinken. Am Freitag hat das Gesetz den Bundesrat passiert und soll mit der Veröffentlichung im Bundesgesetzblatt in Kraft treten.

Der Branche könnten aber auch andere Änderungen helfen: Eine Ausschüttungssperre für Aktionäre und eine höhere Beteiligung der Kunden an Risikogewinnen beispielsweise würden bei den Lebensversicherern die möglichen Ausfälle reduzieren. Darüber hinaus wären bilanzielle Erleichterungen, stärkere aufsichtsrechtliche Befugnisse und die Absenkung des Garantiezinses von momentan 1,75 Prozent auf 1,25 Prozent für Neuverträge ab 2015 hilfreich. Entsprechende Maßnahmen wurden mit dem Lebensversicherungs-Reformgesetz bereits zum Teil ermöglicht (Versicherungsbote berichtete).

Um Ausfälle zu verhindern reiche dies aber alles noch nicht aus. Laut der Bundesbank müssen insbesondere die Lebensversicherer selbst einen Beitrag dazu leisten, indem sie ihre Eigenmittelpolster stärken und ein breites Produktangebot vorhalten. Auch die Vertriebskosten sollen die Anbieter senken.