Pflegeversicherung - "Wir brauchen einen Neuanfang"

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„Das Ziel der sozialen Pflegeversicherung, Menschen im Falle der Pflegebedürftigkeit zuverlässig vor Armut zu schützen, ist komplett gescheitert. Nicht einmal zwanzig Jahre nach Einführung der Pflegeversicherung ist die Sozialhilfe für Pflegebedürftige in Heimen quasi zum Regelfall geworden und die Pflegeversicherung damit ad absurdum geführt“, kritisierte Pflegeexperte und Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes Werner Hesse. Anlass für die Kritik sind aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes, denen zufolge die Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege 2012 angestiegen ist.

Hilfe zur Pflege erhielten in Deutschland 2012 rund 439.000 Menschen. Damit stieg die Zahl der Empfänger gegenüber dem Vorjahr um 3,8 Prozent, teilte das Statistische Bundesamt mit. Weiter hieß es in der Mitteilung, dass allein für Hilfe zur Pflege 3,2 Milliarden Euro netto von den Trägern der Sozialhilfe ausgegeben wurden; gegenüber 2011 ein Anstieg um 4,5 Prozent.

Frauen besonders betroffen

Die große Mehrheit der Hilfeempfänger (66%) sind Frauen. Im Durchschnitt sind Frauen, die Leistungen empfangen, deutlich älter (79 Jahre) als die männlichen Leistungsbezieher (68 Jahre).
Der Großteil der Leistungsbezieher (71%) nahm 2012 die Hilfe zur Pflege ausschließlich in Einrichtungen in Anspruch - 97% dieser Gruppe sind auf vollstationäre Hilfe angewiesen.
Rund 28 % der Empfänger/-innen wurde die Hilfe ausschließlich außerhalb von Einrichtungen gewährt. Leistungen der Hilfe zur Pflege sowohl in als auch außerhalb von Einrichtungen bezog ein Prozent der Berechtigten.

System vom Kopf auf die Füße stellen

Nach Berechnungen des Paritätischen Gesamtverbandes sind mittlerweile über 40 Prozent der Heimbewohner auf Sozialhilfe angewiesen.
„Wir brauchen einen kompletten Neuanfang und müssen das System vom Kopf auf die Füße stellen. Wir können nicht an einem System festhalten, das nachweislich nicht funktioniert und Menschen massenhaft in Armut stürzen lässt, sobald sie pflegebedürftig werden. Hier sind alle verantwortlichen Akteure in der Pflicht, neue Lösungen zu entwickeln“, so Werner Hesse.
Um die Pflegeleistungen neu zu organisieren, fordert der Verband die Einsetzung eines Runden Tisches von Politik, Pflegekassen und Sozialverbänden.