Korruption, Unterschlagung und Provisionsbetrug sorgen für 8,5 Millionen Schaden pro Versicherer

Nicht zuletzt setzen sich auch Anti-Korruptionsprogramme in der Branche allmählich durch: Verfügten 2007 erst 15 Prozent der Befragten über ein entsprechendes Programm, waren es 2011 bereits 56 Prozent. Mit der zunehmenden Verbreitung von Anti-Korruptionsprogrammen geht offenbar auch eine größere Sensibilisierung für das Thema einher: Berichteten 2007 nur drei Prozent der Versicherer über Situationen, in denen sie sich zur Zahlung eines Bestechungsgeldes gedrängt fühlten, stieg diese Quote bis 2011 auf sieben Prozent.

"Die wesentliche Herausforderung für die Versicherungsbranche besteht vor allem in der Sicherstellung nachhaltiger Compliance auf der Basis wirksamer Compliance-Management-Systeme", sagt Gunter Lescher, Forensic- und Compliance-Experte bei PwC.

Während der Ausbau der Prävention offenbar zu einem Rückgang der Kriminalitätsbelastung geführt hat, besteht bei der Implementierung wirksamer Kontrollmechanismen offensichtlich noch Handlungsbedarf. So wurden gut vier von fünf Delikten eher zufällig entdeckt. Die interne Revision führte ebenso wie ein institutionalisiertes Hinweisgebersystem nur in drei von hundert Fällen auf die richtige Spur. Im Durchschnitt aller Branchen wurden zwischen 2009 und 2011 rund 29 Prozent aller Delikte durch systematische Kontrollen aufgedeckt, bei den befragten Versicherungen nur 19 Prozent.

"'Kommissar Zufall' spielt in der Versicherungsbranche noch eine deutlich größere Rolle als in der Gesamtwirtschaft. Bei den Kontrollinstrumenten haben Versicherungen noch sehr großen Nachholbedarf", so Lescher.

Provisionsbetrug trifft vor allem Schaden- und Unfallsparte

Vergleichsweise stark verbreitet sind Fälle von Provisionsbetrug: Gut 40 Prozent der befragten Versicherungen waren 2011 von dieser Deliktart betroffen. Mit einer Quote von fast 90 Prozent berichteten die Schaden- und Unfallversicherer am häufigsten über Fälle von Provisionsbetrug, gefolgt von den Lebensversicherern (60 Prozent) und – mit großem Abstand – den Kranken- (13 Prozent) und Rechtsschutzversicherungen (7 Prozent).

Im Durchschnitt verursachten die Fälle von Provisionsbetrug von 2009 bis 2011 einen Schaden von 229.000 Euro – immerhin jede dritte Versicherung berichtete allerdings über Schäden von mehr als 250.000 Euro.

Täter sind meist Insider

Die weitaus meisten Straftaten werden von Tätern begangen, die in einer direkten Geschäftsbeziehung zu der geschädigten Versicherung stehen. Knapp die Hälfte der geschädigten Versicherungen berichtete 2011 über einen Haupttäter aus den eigenen Reihen, vier von zehn Befragten wurden (auch) von einem externen Täter geschädigt. Nur bei 15 Prozent der Versicherer gab es Straftaten, die von einem Dritten ohne Geschäftsbeziehung begangen wurden. Für die Studie wurden im Sommer 2011 rund 830 repräsentativ ausgewählte deutsche Unternehmen befragt. Die aktuelle Sonderauswertung beruht auf den Angaben von 75 Versicherungen.