Zehn Jahre nach der Jahrhundertflut

August 2002: Tagelanger Regen in Mittel- und Osteuropa mit schweren Überschwemmungen. Allein die Allianz zahlte 847 Millionen Euro an ihre deutschen Kunden. Mittlerweile ist der Alltag wieder eingekehrt und damit ein zu geringes Risikobewusstsein bei den Bürgern. Die Allianz fordert deshalb keine Vergabe Baugenehmigungen für Grundstücke in Flutgebieten.

Die Wassermassen ließen im August 2002 die Elbe und ihren Nebenflüsse anschwellen und führten zu den schwersten Hochwassern der Geschichte Europas. In Deutschland waren mehr als 330.000 Menschen davon betroffen.

Sinkendes Risikobewusstsein

Nach Ereignissen wie diesem Jahrhunderthochwasser steigt die gefühlte Bedrohung bei den Bürgern zunächst recht stark an. „Wir erhielten damals deutlich mehr Anfragen nach Versicherungsschutz“, sagt Severin Moser, Vorstandvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG. Je weiter das Ereignis zurückliege, desto geringer werde das Risikobewusstsein. „Wir setzen auf Prävention und fordern, dass für Grundstücke in Flutgebieten keine Baugenehmigungen mehr erteilt und bestehende abgeändert werden“, so der Allianz Vorstand. „Damit könnte man verhindern, dass künftig noch mehr Bürger dem Risiko Hochwasser ausgesetzt sind. Politik und Versicherungswirtschaft müssen in diesem Punkt unbedingt weiter zusammenarbeiten.“ Und: Für Menschen, die bereits ein Haus in vom Hochwasser gefährdeten Gebieten haben, müsse die Aufklärungsarbeit weiter vorangetrieben werden. In Bayern, Sachsen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt haben die Landesregierungen gemeinsam mit den Versicherern bereits Aufklärungskampagnen zu Elementarereignissen ins Leben gerufen.

Zunahme von Starkniederschlägen

Statistisch betrachtet kommen die Rekordwerte der Niederschlagsmengen, die zur Flut 2002 geführt haben, seltener als einmal in hundert Jahren vor. Der Meteorologe der Allianz Re, Dr. Markus Stowasser, führt dazu aus: „Die Rahmenbedingungen, die zu einem extremen Wetterereignis führen, sind immer einzigartig. Dies macht solche außergewöhnlichen Ereignisse schwer berechenbar.“ Dennoch könne ein Hochwasser mit derartigen Ausmaßen wie die Elbeflut jederzeit wieder passieren.

Nicht nur Menschen, die in der Nähe von Flüssen leben, sind vom Risiko Hochwasser gefährdet. Starkniederschläge können überall auftreten und zu ähnlichen Überschwemmungen führen. „Es gibt Berechnungen, die eine Zunahme dieser Starkniederschläge in den kommenden Jahren voraussagen“, so Stowasser. Aufgrund der großen natürlichen Klimavariabilität könne man jedoch aus einzelnen extremen Hochwasserereignissen in den letzten Jahren noch nicht auf eine generelle Änderung des Klimas schließen.

Schwere Fluten können grundsätzlich überall auf der Welt vorkommen. Asien, Europa sowie Nord- und Zentralamerika werden dabei als besonders gefährdet eingestuft. „In Deutschland sind wir im internationalen Vergleich gut vorbereitet“, sagt Stowasser. Ähnliche Schäden wie die durch die Elbeflut 2002 verursachten könnten auch andere Gebiete in Europa treffen. Europaweit wird daher intensiv daran gearbeitet, die Vorwarnsysteme für Hochwasserwarnungen zu verbessern.