Wirtschaftsförderung für China in der Kritik

Ist China ein Schwellenland? Und sollte die Wirtschaftsnation im Rahmen der Entwicklungshilfe mit deutschen Fördergeldern unterstützt werden? Das "Deutsche Institut für Wirtschaftsförderung“ (DIW) stellt die Unterstützung für China in Frage – und verweist auf eine zunehmend hausgemachte Inflation der neuen Wirtschaftssupermacht.

Zehn Jahre nach Eintritt Chinas in die Welthandelsorganisation (WTO) hat sich die chinesische Wirtschaft derart positiv entwickelt, dass man China nicht mehr als Schwellenland bezeichnen sollte. Zu diesem Schluss kommt der Experte für Wirtschaftsentwicklung Georg Erber im aktuellen Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). „Die Einordnung Chinas bei internationalen Förderprogrammen der Entwicklungshilfe sollte auf den Prüfstand gestellt werden“, sagt Erber. Innerhalb Chinas hat sich die Inflation zu einem vorrangigen Problem der Wirtschaft entwickelt. Die Makroökonomen Christian Dreger und Yanqun Zhang zeigen in ihrer Analyse, dass die Ursachen der steigenden Inflation in China zunehmend hausgemacht sind.

Wettbewerbsvorteile auch wegen deutscher Entwicklungshilfe?

China ist dabei, sich zu einem weltweit führenden Produzenten von Investitionsgütern zu entwickeln und tritt als solcher auf dem Weltmarkt zunehmend in Konkurrenz auch zu deutschen Unternehmen. Georg Erber warnt vor einem zukünftig zunehmenden Verdrängungswettbewerb zwischen deutschen und chinesischen Produzenten, der sich bereits jetzt insbesondere im Bereich von Spitzentechnologien abzeichne. „Man kann nicht mehr von einem Schwellenland sprechen. China ist eine Technologie- und Investitionsmacht geworden und wird in Zukunft noch viel stärker werden“, erklärt Erber.

Erber gibt insbesondere zu bedenken, dass China im Bereich der Umwelttechnologie – also beispielsweise bei Photovoltaik und Windkraftanlagen – aufgrund erheblicher Kostenvorteile deutsche Hersteller bei den Weltmarktanteilen innerhalb weniger Jahre überholt hat. Chinesische Photovoltaikanlagen könnten in Deutschland um 30 Prozent billiger angeboten werden, auch weil chinesische Unternehmen ihre Verluste durch staatliche Subventionen oder Verlustübernahmen decken ließen. „China ist Weltmarktführer bei Windturbinen und Windkraftanlagen, und wir fördern das noch mit Entwicklungshilfegeldern. Das macht keinen Sinn“, resümiert Erber.

Inflation teils hausgemacht

Die Entwicklung der Wirtschaft und die verstärkte Nachfrage der wachsenden Mittelschicht sorgen in China derzeit für eine hohe Inflation. Seit einigen Monaten werden Preissteigerungsraten von mehr als sechs Prozent beobachtet, bei Lebensmitteln liegen die Preiszuwächse zum Teil sogar noch deutlich höher. „Die Lebensmittelpreise sind zwar größtenteils vom Weltmarkt bestimmt und treiben die Inflation wesentlich voran. Allerdings spielen inländische Faktoren eine immer größere Rolle“, erklärt Dreger. Dies gelte sowohl für die Geldmenge, die über ihr gleichgewichtiges Niveau hinausgehe, als auch für die Löhne, die die Produktivitätsentwicklung überträfen. „Diese Relevanz inländischer Faktoren ist neu“, sagt Zhang.

Der internationale Preisdruck werde aufgrund einer Abschwächung der Weltnachfrage voraussichtlich bald nachlassen. Allerdings bliebe vor allem die chinesische Zentralbank gefragt, durch Abschöpfung von Liquidität die Inflation abzubauen. Dies könne allerdings zu einer Drosselung der inländischen Nachfrage führen und so einen drohenden konjunkturellen Abschwung in China verstärken.