Größe entscheidet doch - zumindest bei Nebenwerten

Eine Studie von "Allianz Global Investors" (AllianzGI) zeigt, dass sich Nebenwerte gemäß MSCI World (Total Return) Index im letzten Jahrzehnt deutlich besser entwickelt haben als der breite Aktienmarkt. Während globale Aktien von Januar 2001 bis März 2011 über 40 Prozent zulegten, haben sich Small und Mid Caps gemäß MSCI World Small Cap (Total Return) Index im gleichen Zeitraum im Wert mehr als verdoppelt.

Das von den Kapitalmarktanalysten von AllianzGI ermittelte Ergebnis für globale Aktien wird durch eine Betrachtung nach den Regionen USA, Europa und Schwellenländer erhärtet. Europäische Nebenwerte haben Standardwerte um 106 Prozentpunkte übertroffen.
“Aufgrund des konjunkturellen Umfelds gehe ich davon aus, dass das goldene Jahrzehnt für Small und Mid Caps sich im aktuellen Zyklus noch weiter ausdehnt“, sagt Frank Hansen, Leiter des europäischen Nebenwerteteams bei der zu Allianz Global Investors gehörenden RCM. Stefan Scheurer, Senior Analyst und Verfasser der Studie kommt zu dem Schluss, dass Investoren langfristig für das zum Teil höhere Risiko von Nebenwerten, die sich beispielsweise in einer niedrigeren Liquidität der Papiere und einer höheren Anfälligkeit bei Konjunktureinbrüchen niederschlägt, oder belohnt werden.

Eine Frage der Größe

Nebenwerte profitieren besonders stark von zyklischen Aufschwungbewegungen, was sich in höheren Unternehmensgewinnen niederschlägt. Hansen, der erst kürzlich von Morningstar zum deutschen “Fondsmanager des Jahres” gekürt wurde, führt aus: “Die Unternehmen befinden sich meist auf einem Wachstumspfad und haben ein klar abgegrenztes Geschäftsmodell. Nicht selten sind sie Weltmarktführer in ihrer Nische und haben daher eine hohe Preissetzungsmacht, die sich in der Gewinndynamik widerspiegelt.“
Die Untersuchung zeigt, dass aktive Titelauswahl im Nebenwertesegment besonders wichtig ist. Schließlich finden diese Unternehmen nicht die gleiche Beachtung bei Finanzanalysten wie Blue Chips, sodass sich hier leichter ein möglicherweise lukrativer Informationsvorsprung erzielen lässt. Scheurer hat in der Studie auch untersucht, wie sich Nebenwerte im Vorfeld von Leitzinserhöhungen der US Federal Reserve entwickelt haben und festgestellt, dass sie deutlich besser als Standardwerte abgeschnitten haben. Dieser Trend hält auch noch einige Monate nach der Zinserhöhung an.

Günstiges Umfeld für deutsche Nebenwerte

Die Studie zeigt, dass Nebenwerte nicht nur häufiger an Zusammenschlüssen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M&A) beteiligt sind, sondern auch, dass für die diese Unternehmen im Schnitt auch höhere Übernahmeprämien gezahlt werden als für Blue Chips. Frank Hansen zufolge bleibt der Ausblick für europäische Nebenwerte positiv: “Wir befinden uns mitten im Aufschwung und die Preis-Buchwert-Bewertung von Nebenwerten ist immer noch moderat.” Viele Unternehmen sind angesichts steigender Gewinne und sich verbessernder Bilanzen auf der Suche nach externem Wachstum durch Übernahmen.

Deutsche Nebenwerte entwickelten sich über zehn Jahre um 64,7 Prozentpunkte (1) besser als Standardwerte. „Die deutsche Wirtschaftslage hat sich dank des Exports und Anlageinvestitionen deutlich verbessert. Die starken Wachstumsraten wurden kürzlich noch einmal nach oben angepasst. Gleichzeitig sinken die Arbeitslosenzahlen und die Unternehmensgewinne steigen weiter. Es gibt in Deutschland eine Vielzahl von marktführenden Unternehmen, die Produkte gehobener und höchster Qualität anbieten, und von der Nachfrage aus den Schwellenländern profitieren. Daher dürften deutsche Exportwerte aus dem Nebenwertesegment wie der Systemanbieter für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Energie Gea, Fuchs Petrolub oder Hugo Boss weiterhin attraktiv sein,” sagt Frank Hansen.


1= MSCI Germany Small Caps (Total Return) Index im Vergleich zu MSCI Germany Large Caps (Total Return) Index 01/01/2001-01/04/2011