Die Bundesregierung stellt die private Altersvorsorge neu auf und stellt damit die Riester-Rente aufs Abstellgleis. Mit einem modernen Fördersystem, einfachen Standardprodukten und der neuen Frühstart-Rente soll die dritte Säule der Altersvorsorge deutlich gestärkt werden. Besonders Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen sollen profitieren.
Die Bundesregierung treibt die Neuordnung der Altersvorsorge in Deutschland voran. Mit dem Beschluss des Altersvorsorgereformgesetzes und der Eckpunkte zur sogenannten Frühstart-Rente setzt das Bundeskabinett einen Umbau in Gang, der das Ende der Riester-Rente besiegelt und zugleich ein kapitalmarktnäheres System einführt.
„Wir wollen neben einer stabilen gesetzlichen Rente eine private Altersvorsorge für alle: für alle Generationen und für alle Einkommen. Das heißt: Wir wollen eine private Altersvorsorge vor allem auch für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen, die bisher kaum vorsorgen konnten. Das ist auch eine Frage der Gerechtigkeit. Es verringert die Gefahr der Altersarmut, wenn alle besser fürs Alter versorgen können. Deshalb machen wir mit unserer Reform die private Altersvorsorge einfacher, attraktiver und unbürokratischer", sagt Bundesfinanzminister Lars Klingbeil.
Kern der Reform ist ein neues Altersvorsorgedepot, das ohne Garantievorgaben auskommt und damit höhere Renditechancen eröffnet. Für sicherheitsorientiertere Sparer sollen Garantieprodukte mit wahlweise 80 oder 100 Prozent Kapitalerhalt bestehen bleiben. Der Gesetzgeber verfolgt damit das Ziel, sowohl renditeorientierten als auch risikoaversen Bürgern ein passendes Vorsorgeangebot zu machen. Gleichzeitig sollen die Produkte deutlich verständlicher und transparenter werden.
Besonders einschneidend ist der Systemwechsel bei der Förderung: Die starre Riester-Grundzulage von 175 Euro werde einem proportionalen Zuschusssystem weichen. Künftig sollen für jeden selbst eingezahlten Euro bis 1.200 Euro staatliche 30 Cent als Grundzulage, für weitere 600 Euro noch 20 Cent fließen. Damit erhöht sich der maximale Förderrahmen auf 480 Euro pro Jahr und soll ab 2029 weiter steigen.
Ein großer Hebel soll im Kosten- und Wettbewerbsrahmen liegen. Denn Anbieter müssen künftig ein Standardprodukt vorhalten. Hier ist ein kostengünstiges Depot mit einfachen Standardeinstellungen vorgesehen. Abschluss- und Vertriebskosten sollen über die gesamte Vertragslaufzeit verteilt werden, was vor allem die Startbelastung senkt und den Wettbewerb öffnet. Der Gesetzgeber erhofft sich davon mehr Transparenz, neue Anbieter und einen Markt, der stärker über Effizienz und Struktur als über Komplexität funktioniert.
Die Auszahlungsphase soll ebenfalls flexibilisiert werden. Neben lebenslangen Renten sind künftig auch Auszahlungspläne bis mindestens zum 85. Lebensjahr möglich, ohne dass verbleibendes Restkapital zwingend verrentet werden muss. Damit reagiert die Reform auf den Wunsch vieler Sparer nach mehr Gestaltungsfreiheit im Alter. Das bringt auf der einen Seite die Chance auf höhere Auszahlungen, aber auch das Risiko, dass Ersparnisse vorzeitig aufgebraucht werden.
Ein besonderes Augenmerk gilt der jungen Generation: Die neue Frühstart-Rente soll erstmals ein individuelles Altersvorsorgedepot für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren schaffen. Der Staat zahlt monatlich 10 Euro Zuschuss. Das soll unabhängig vom Einkommen der Eltern geschehen. Für Kinder, deren Familien kein Depot eröffnen, soll es eine kollektive Anlageform geben. Damit soll die Teilhabe nicht von der familiären Situation abhängen. Die Mittel können später in ein persönliches Depot übertragen werden.
Der Startschuss für das neue Fördersystem fällt am 1. Januar 2027. Die erste Auszahlung der Frühstart-Rente erfolgt rückwirkend bereits für den Geburtsjahrgang 2020. Weitere Jahrgänge sollen ab 2029 schrittweise einbezogen werden.
„Mit der Frühstart-Rente geben wir jungen Menschen schon früh ein Startkapital für die Altersvorsorge. Wir unterstützen Familien dabei, privat für ihre Kinder vorzusorgen. Und wir stärken die finanzielle Bildung, indem schon Kinder und Jugendliche sich mit Fragen der Vorsorge beschäftigen“, betont Klingbeil.