Thomas Brahm ist Vorstandsvorsitzender der Debeka. Im Gespräch mit Versicherungsbote erläutert er, wie die Debeka das Jahr 2025 unter dem Eindruck medizinischer Inflation und steigender Gesundheitskosten einordnet und warum das Gesundheitssystem dennoch eine Erfolgsgeschichte bleibt. Zudem zeigt er, welche Rolle Cyberrisiken und Cyberversicherungen 2026 für die Debeka spielen.
Wie blickt die Versicherungsbranche auf 2025 zurück? Und welcher Ausblick bietet sich für das kommende Jahr? Auch in diesem Jahr suchte Versicherungsbote das Gespräch mit den Vorständen der Versicherer. Die Antworten spiegeln ein breites Spektrum an Branchenthemen wider: von anhaltender Kosten- und Schadeninflation über geopolitische Unsicherheiten bis hin zu technologischen Umbrüchen, die Geschäftsmodelle tiefgreifend verändern.
Doch der Rückblick ist keineswegs nur von Herausforderungen geprägt. Viele Vorstände berichten trotz Wettbewerbs- und Transformationsdruck von bemerkenswertem Optimismus. Vor allem Digitalisierung und künstliche Intelligenz haben 2025 einen deutlichen Sprung gemacht und eröffnen neue Effizienz- und Wachstumspotenziale – sei es in Schadenprozessen, der Kundenkommunikation oder in der Entwicklung neuer Produkte. Zugleich rücken Kundenzentrierung, hybride Beratung und organisatorischer Wandel stärker in den Fokus.
So entsteht ein differenziertes Bild: Die Branche steht unter hohem Veränderungsdruck, sieht jedoch zugleich enorme Chancen, die sich aus technologischer Innovation, kultureller Erneuerung und neuen Geschäftsmodellen ergeben.
Im Folgenden stellen wir die Antworten von Thomas Brahm vor – Vorstandsvorsitzender der Debeka:
Rückblick
Das Jahr 2025 hat uns als Debeka und die gesamte Branche erneut vor große Herausforderungen gestellt. Im vergangenen Jahr war die Debeka – wie die gesamte PKV und natürlich auch die GKV – weiterhin gefangen in der medizinischen Inflation. Gesundheitskosten kennen keinen Jahreswechsel: Auch wenn die allgemeine Teuerung nachlässt, steigen die Ausgaben für Behandlungen, Medikamente und Pflege weiter – und das spüren wir alle. Inzwischen überschreitet der monatliche Höchstbeitrag in der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung längst die Marke von 1.100 Euro. Für viele Menschen ist das eine spürbare Belastung.
Und doch dürfen wir bei aller berechtigten Sorge über die Kosten nicht vergessen: Unser Gesundheitssystem – getragen von gesetzlicher und privater Krankenversicherung – bleibt eine Erfolgsgeschichte. Es bietet Spitzenmedizin, auf die wir uns verlassen können, und wird international oft als Vorbild gesehen. Fest steht: Unser Gesundheitssystem wird zurecht beneidet – doch diese Qualität hat ihren Preis, und er steigt weiter. Wer die Kosten in den Griff bekommen will, muss Effizienzreserven heben, Innovation gezielt finanzieren und Prävention konsequent fördern. Nur dann bleibt Spitzenmedizin für alle bezahlbar – heute, morgen und übermorgen.
Ausblick
Für das Jahr 2026 zeigt sich, dass das Thema Cyberrisiken deutlich zunehmen wird. Die Digitalisierung macht unser Leben einfacher und schneller, birgt aber auch neue Gefahren. Niemand ist davor sicher – das zeigt ein aktueller Fall aus unserer neuen Cyberversicherung: Ein Anruf genügte, um einem Bankkunden über 18.000 Euro zu stehlen. In dem Produkt für private Haushalte haben wir den bisher teuersten Schadenfall seit Einführung im Sommer 2025 reguliert: Ein angeblicher IT-Mitarbeiter einer Bank warnte den Kunden vor verdächtigen Abbuchungen und forderte ihn auf, ein vermeintliches Antivirenprogramm zu installieren. Persönliche Daten wurden geschickt genutzt, um Vertrauen zu schaffen. Um die angeblichen Abbuchungen rückgängig zu machen, autorisierte der Mann mehrere Transaktionen per Photo-TAN – und verlor mehr als 18.000 Euro. Die Bank lehnte eine Erstattung ab, da der Kunde die Überweisungen selbst autorisiert hatte. Unsere Cyberversicherung übernahm den Schaden vollständig. Dieser Fall zeigt eindrücklich, wie professionell Cyberkriminelle heute vorgehen. Sie nutzen persönliche Informationen, setzen ihre Opfer unter Druck und agieren technisch versiert. Die Cyberversicherung ist längst kein Luxusprodukt mehr, sondern gehört ab 7,50 Euro im Monat in jeden Haushalt.