Beim einem Spitzentreffen der deutschen Vermittlerschaft schlagen die Vertreterverbände Alarm: Ohne Reformen droht der Altersvorsorge der Stillstand. Die „Bonner Erklärung“ fordert zukunftsfeste Renten, weniger Bürokratie und gleiche Regeln für Finfluencer. Vermittler wollen endlich faire Wettbewerbsbedingungen und praxistaugliche Regulierung.
Das diesjährige Spitzentreffen der deutschen Vermittlerschaft in Bonn war mehr als eine Bestandsaufnahme. Es war ein Weckruf. Vertreter des Arbeitskreises Vertretervereinigungen der Deutschen Assekuranz (AVV) und des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) forderten in ihrer „Bonner Erklärung“ tiefgreifende Reformen der gesetzlichen, betrieblichen und privaten Altersvorsorge.
Die Altersvorsorge muss generationengerecht, flexibel und zukunftsfest werden, heißt es in dem Appell an die Bundesregierung. Konkret schlagen die Vermittler einen ausgewogenen Mix aus moderater Anhebung des Renteneintrittsalters, leichten Beitragsanpassungen und einer justierten Rentenhöhe vor. Nur so lasse sich die wachsende finanzielle Belastung für Beitrags- und Steuerzahler abfedern.
Auch die betriebliche Altersvorsorge (bAV) stand im Fokus. Zwar begrüßen die Vermittler die Öffnung des Sozialpartnermodells, Opt-out-Regelungen und bessere Portabilität bei Arbeitgeberwechseln, die im Entwurf des neuen Betriebsrentenstärkungsgesetzes vorgesehen sind. Doch trotz dieser Fortschritte bleibe die bAV „zu komplex und insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen mit rechtlichen Unsicherheiten behaftet“. Besonders dringlich sehen die Vermittler eine Reform der privaten Altersvorsorge, insbesondere der Riester-Rente. Zu viel Bürokratie, starre Garantievorgaben und ein zu enger förderfähiger Personenkreis hemmen die Verbreitung.
Ein weiterer Schwerpunkt der „Bonner Erklärung“ ist der Ruf nach gleichen Wettbewerbsbedingungen im Versicherungsvertrieb. Finfluencer, die in sozialen Netzwerken Versicherungen empfehlen oder zum Abschluss animieren, bewegen sich nach Ansicht der Vermittler „faktisch im Versicherungsvertrieb“ und das ohne entsprechende Qualifikations- und Haftungsregeln.
Darüber hinaus fordert die Vermittlerschaft einen spürbaren Abbau von Bürokratie und Regulatorik. Der zunehmende Aufwand durch Datenschutzvorgaben, ESG-Berichtspflichten und Produkthaftung belasten insbesondere kleinere Vermittlerbetriebe und gefährden die persönliche Beratung. Es brauche daher eine verhältnismäßige Regulierung, die auf Praxistauglichkeit setzt, statt auf Detailversessenheit. Bestehende Regelwerke sollten zunächst evaluiert werden, bevor neue beschlossen werden – insbesondere im Hinblick auf europäische Vorhaben wie die EU-Kleinanlegerstrategie (RIS) und die Financial Data Access Regulation (FiDA).