Rentenversicherung dominiert Bundeshaushalt: Fast jeder vierte Euro fließt in die Rente

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Die Rentenversicherung bleibt der größte Ausgabeposten im Bundeshaushalt. Laut aktuellem IW-Report fließt fast ein Viertel der Bundesmittel direkt in die Rentenkasse. Die Tendenz bleibt weiter steigend. Die Sozialausgaben bedrohen damit andere Zukunftsinvestitionen zu verdrängen.

Der Sozialstaat ist und bleibt der größte Kostenblock im Bundeshaushalt. Laut dem neuen IW-Report „Budgetzusammensetzung des Bundes 2025“ wendet der Bund fast die Hälfte seiner Gesamtausgaben für soziale Sicherung, Familie, Jugend und Arbeitsmarktpolitik auf. Besonders ins Auge sticht dabei ein Bereich: die Rentenversicherung.

Allein für die allgemeine Rentenversicherung (nur Bundesträger) flossen 2024 rund 23,1 Prozent aller Bundesausgaben. Das entspricht 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Pro Einwohner sind das 1.286 Euro, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) berechnet. Damit bleibt die Rentenversicherung mit Abstand der größte Einzeletat des Bundes, noch vor Verteidigung, Bildung oder Infrastruktur.

Sozialausgaben wachsen – Rentenversicherung trägt Hauptlast

Die Zahlen verdeutlichen: Der Sozialstaat hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten stark ausgeweitet. 1992 lag der Anteil der sozialen Sicherung an den Bundesausgaben noch bei 35 Prozent, heute sind es 48 Prozent. Zwischenzeitlich kletterte die Quote sogar über die Marke von 50 Prozent.

Innerhalb dieser sozialen Ausgaben dominiert eindeutig die Rentenversicherung. Mehr als drei Viertel der Ausgaben für die Sozialversicherung entfallen aktuell auf sie – ein weiteres Neuntel auf die Krankenversicherung. Diese Struktur zeigt: Die Zuschüsse zur Rente prägen die Haushaltspolitik stärker als je zuvor.

Steigende Zuschüsse, stagnierende Spielräume

Die Gründe für den stetigen Anstieg liegen auf der Hand:

  • Demografischer Wandel – mehr Rentner, weniger Beitragszahler.
  • Sozialpolitische Entscheidungen, etwa die Rentengarantie und die Mütterrente.
  • Sinkende Beitragsdeckung, die immer höhere Bundeszuschüsse notwendig macht.

Der IW-Report betont, dass sich die Zuschüsse zur Sozialversicherung seit Mitte der 1990er Jahre deutlich erhöht haben, besonders zwischen den späten 1990ern und frühen 2000ern. Während andere Ausgabenbereiche wie etwa Investitionen oder Bildung stagnierten, wuchs der Sozialetat kontinuierlich.

So warnen die Autoren vor einer „Dominanz der Sozialausgaben“, die andere staatliche Aufgaben zunehmend verdränge. Der finanzielle Spielraum für Zukunftsinvestitionen schrumpfe.

Rentenausgaben überholen fast alle anderen Etats

Ein Blick in die Ausgabenstruktur 2024 verdeutlicht das Ungleichgewicht:

  • Soziale Sicherung insgesamt: 47,8 %
  • Davon Sozialversicherung: 29,5 %
  • Davon Rentenversicherung: 23,1 %
  • Arbeitsmarktpolitik (inkl. Bürgergeld): 11,2 %
  • Allgemeine Dienste (inkl. Verteidigung, Verwaltung): 24,4 %

Damit fließt jeder vierte Bundes-Euro in die Rente. Zum Vergleich: Die Verteidigungsausgaben machten 2024 lediglich 12,3 Prozent aus, Bildung und Forschung zusammen nur rund sechs Prozent.

Die Autoren fordern die Politik auf, dem weiteren Aufwuchs der Sozialausgaben entgegenzuwirken, um die Finanzierbarkeit des Bundeshaushalts langfristig zu sichern. Andernfalls drohe eine strukturelle Überlastung, die notwendige Zukunftsausgaben wie etwa für Infrastruktur, Digitalisierung oder Klimaschutz weiter zurückdränge. Der Report plädiert für strukturelle Reformen im Sozialbereich, die den Finanzierungsdruck reduzieren und langfristig für Generationengerechtigkeit sorgen könnten.

„Wenn die Politik Haushaltslöcher schließen will, sollte sie am Sozialbudget ansetzen und nicht das Sondervermögen für die Infrastruktur zweckentfremden“, erklärt IW-Haushaltsexperte Tobias Hentze. Für die Jahre 2027 bis 2029 beträgt die Deckungslücke laut Bundesregierung 172 Milliarden Euro. Die alternde Bevölkerung dürfte die Spielräume darüber hinaus weiter verringern. „Solange die Bundesregierung keinen Mut für Strukturreformen entwickelt, drohen die Sozialausgaben uns politisch zu lähmen.“