Die finanzielle Unsicherheit in Deutschland wächst. Zwei Drittel der Bürger fürchten, dass Inflation ihre Ersparnisse auffrisst. Sparmaßnahmen machen längst auch vor Versicherungsverträgen nicht halt.
Die Sorgen der Bundesbürger um ihre finanzielle Zukunft nehmen weiter zu und wirken sich unmittelbar auf ihr Spar- und Vorsorgeverhalten aus. Das zeigt die aktuelle Studie „Angst und Finanzen“ des Kölner Marktforschungsinstituts Heute und Morgen. Mehr als 1.000 repräsentativ befragte Verbraucher zwischen 18 und 70 Jahren gaben Auskunft über ihre Ängste und ihre Konsequenzen für den Umgang mit Geld und Versicherungen.
An erster Stelle der Sorgen steht die Furcht, dass Inflation und steigende Lebenshaltungskosten die eigenen Ersparnisse aufzehren. Zwei Drittel (66 Prozent) der Befragten äußern diese Angst, 59 Prozent fürchten eine dauerhafte Belastung durch steigende Kosten, knapp die Hälfte (49 Prozent) bangt um den gewohnten Lebensstandard. Frauen sind hierbei noch stärker betroffen als Männer.
Die anhaltende Unsicherheit hat direkte Auswirkungen auf das Konsum- und Sparverhalten. 63 Prozent der Befragten achten aktuell stärker als früher darauf, Geld beiseite zu legen – quer durch alle Einkommensklassen. Besonders häufig gespart wird bei Spenden (64 Prozent), Mitgliedschaften (56 Prozent) sowie Freizeit- und Genussausgaben wie Urlaub und Restaurantbesuchen (38 bis 50 Prozent).
Doch auch Versicherungen fallen zunehmend dem Rotstift zum Opfer. Jeder fünfte Deutsche (19 Prozent) nennt Versicherungskosten inzwischen unter den Top-3-Sparpotenzialen. 16 Prozent planen konkrete Kürzungen. Zu den Vorhaben zählen unter anderem Kündigungen, Anbieterwechsel, höhere Selbstbeteiligungen oder Leistungsreduzierungen. Betroffen sind vor allem Kfz-, Auslandsreise- und Rechtsschutzpolicen. Damit beginnt die einstige Sonderstellung von Versicherungen als „unverzichtbare Grundausgaben“ zu bröckeln.
Sparen und Leistungsabbau sind dabei nicht die einzigen Reaktionen. Während 19 Prozent ihre Selbstbeteiligung erhöht haben, haben 15 Prozent ihre Absicherung zuletzt sogar ausgeweitet. Andere wiederum begegnen der Unsicherheit mit Verdrängung oder Gleichgültigkeit. „Versicherungen werden verstärkt auf den Prüfstand oder sogar gänzlich in Frage gestellt“, erklärt Studienautorin Dr. Michaela Brocke. „Gleichzeitig wachsen die Erwartungen der Kunden an die Flexibilität, Transparenz und den unmittelbaren Nutzen der Versicherungsprodukte.“
Besonderes Potenzial sieht die Studie bei innovativen Produktideen wie einer privaten Arbeitslosenversicherung. Rund 29 Prozent der Berufstätigen könnten sich ein solches Angebot vorstellen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass die Preisgestaltung fair bleibt. Generell wächst die Nachfrage nach modularen und anpassbaren Policen, die sich flexibel auf Veränderungen im Leben abstimmen lassen.
„Ängste und Verunsicherungen erweisen sich als zentraler Taktgeber des aktuellen Finanz- und Vorsorgeverhaltens der Bundesbürger“, resümiert Mareen Wolf, Studienleiterin bei
Heute und Morgen. „Versicherer haben es in finanziell verunsicherten Zeiten zumindest teilweise in der eigenen Hand, als Stabilitätsanker und Orientierungsgeber zu wirken. Es gilt, diese Herausforderung aktiv anzunehmen und im Austausch mit den Kunden konstruktive Lösungen zu entwickeln.“