Mit FiDA will die EU einen einheitlichen Rahmen für den Datenaustausch in der Finanzbranche schaffen. Banken, Versicherer und andere Institute stehen damit vor erheblichen Umsetzungsaufgaben. Gleichzeitig bietet die Verordnung Chancen für neue, datengetriebene Geschäftsmodelle.
Die geplante EU-Verordnung FiDA (Financial Data Access) soll einen verbindlichen Rahmen für Open Finance schaffen. Sie verpflichtet Banken, Versicherer, Altersvorsorgeeinrichtungen und andere Finanzakteure, Kundendaten mit Drittanbietern zu teilen. Ziel ist es, personalisierte Produkte und Dienstleistungen zu ermöglichen und den Wettbewerb in der Finanzbranche zu fördern. Kundinnen und Kunden sollen dabei jederzeit die Kontrolle über ihre Daten behalten und über digitale Dashboards Zugriffsrechte verwalten können.
Noch ist FiDA nicht endgültig beschlossen. Der Europäische Rat hat Ende 2024 einen Vorschlag verabschiedet, der nun mit dem EU-Parlament abgestimmt wird. Mit einer Finalisierung im Laufe dieses Jahres ist zu rechnen. Anschließend bleibt den Unternehmen ein Umsetzungszeitraum von 18 bis 24 Monaten.
Für die Branche bringt FiDA erhebliche Herausforderungen. Laut Einschätzung von NTT DATA, einem internationalen Anbieter von Technologie-Services, liegen die größten Hürden in fünf Bereichen:
- Technische Umsetzung: Standardisierte Schnittstellen müssen sicher, zuverlässig und kompatibel sein. Gleichzeitig werden bestehende IT-Systeme stark belastet, sodass Investitionen in neue Technologien erforderlich sind.
- Sicherheit und Datenschutz: Neben der Einhaltung der DSGVO sind robuste Verschlüsselungstechniken und eine strikte Zugriffskontrolle notwendig. Zustimmung und Widerruf der Kundinnen und Kunden müssen transparent dokumentiert werden.
- Regulatorische Anforderungen: FiDA verpflichtet Unternehmen, digitale Dashboards bereitzustellen, die Kunden Echtzeit-Einblicke und Steuerungsmöglichkeiten geben. Prozesse müssen klar definiert, dokumentiert und kontinuierlich überwacht werden.
- Wettbewerbsdruck: Da Daten auch an mögliche Konkurrenten fließen, nimmt der Wettbewerb in der Finanzbranche zu. Etablierte Anbieter sind gefordert, ihre Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln und digitale Services auszubauen.
- Strategische Positionierung: Unternehmen müssen entscheiden, ob sie lediglich Datenanbieter bleiben oder aktiv eigene datenbasierte Produkte und Geschäftsmodelle entwickeln wollen. Kooperationen mit FinTechs können dabei ein wichtiger Faktor sein.
„Auch wenn FiDA sehr kontrovers diskutiert wird, eröffnet die Verordnung zweifellos neue Möglichkeiten. Für Finanzunternehmen geht es darum, die Balance zu finden: Risiken und Umsetzungsherausforderungen ernst zu nehmen, gleichzeitig aber die Innovationspotenziale nicht ungenutzt zu lassen“, betont Claudia Jandl, Head of Industry Financial Services bei NTT DATA DACH. „Wer FiDA nicht nur als regulatorische Pflicht, sondern als strategische Chance begreift, kann sich nachhaltig im Wettbewerb differenzieren.“