Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hat erneut ein höheres Renteneintrittsalter fordert. Ein Expertenrat drängt mit einem Impulspapier auf schnelle Reformen, um Generationengerechtigkeit zu sichern. Auch Mütterrente und Rente mit 63 stehen zur Disposition.
Die Diskussion um die Zukunft der Rente gewinnt an Schärfe. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat ihre Forderung nach einem höheren Renteneintrittsalter erneut bekräftigt. Unterstützung erhält sie von einem Beraterkreis für evidenzbasierte Wirtschaftspolitik, den ihr Ministerium einberufen hat.
Dieser Expertenrat weise „zu Recht darauf hin, dass wir angesichts einer höheren Lebenserwartung länger arbeiten müssen“, erklärte Reiche am Dienstag. Weniger Anreize für einen frühen Ruhestand seien ebenso notwendig. Die Expertengruppe, zu der unter anderem die Wirtschaftsweise Veronika Grimm gehört, sieht eine dringende Notwendigkeit, die Anhebung des Rentenalters nicht länger hinauszuzögern. Ein Zuwarten bis zur nächsten Legislaturperiode würde die Umsetzung erschweren und das Zeitfenster für eine sozialverträgliche Reform verkleinern. „Die derzeitige Verzögerungstaktik lässt das Zeitfenster für eine sozialverträgliche Anpassung zunehmend kleiner werden", heißt es in dem Papier.
Die Experten warnen vor massiven Folgen der Alterung der Gesellschaft. „Ohne eine entschlossene Reformagenda droht die Rentenversicherung zu einer zunehmenden Belastung des Bundeshaushalts zu werden – und zur tickenden Zeitbombe für die Generationengerechtigkeit", heißt es weiter. Schon heute müssten mehr als 90 Milliarden Euro zusätzlich aus dem Bundeshaushalt aufgebracht werden, wenn das Rentenniveau bei 48 Prozent gehalten werden soll.
Die Berater schlagen vor, dass künftig zwei Drittel der gewonnenen Lebenszeit auf die Erwerbstätigkeit und ein Drittel auf den Ruhestand entfallen. „Ab 2031 – wenn die schrittweise Anhebung des gesetzlichen Renteneintrittsalters auf 67 Jahre abgeschlossen ist – müsste das Rentenalter etwa alle zehn Jahre um ein halbes Jahr steigen", schreiben die Ökonomen. Die Grenze von 69 Jahren würde so „erst Anfang der 2070er Jahre" erreicht.
Reiche verweist auf die veränderte Altersstruktur: „Wenn heute rechnerisch 2,5 Personen im erwerbsfähigen Alter auf eine Person im Rentenalter kommen, werden es schon 2035 nur noch zwei sein". Zum Vergleich: 1960 waren es über fünf Personen im erwerbsfähigen Alter zu einer Person im Rentenalter.
Weitere Reformvorschläge
Neben einer Anhebung des Rentenalters plädieren die Berater auch für weitere Maßnahmen:
- Verzicht auf eine Ausweitung der Mütterrente
- Abschaffung der Rente ab 63
- Anpassung der Bestandsrenten an die Preis- statt an die Lohnentwicklung
Reiche nannte den Reformbedarf „umfassend und dringlich". Zudem dürften die Reformen jedoch „nicht ausschließlich zulasten der jungen Generation und unserer Wettbewerbsfähigkeit" gehen.