Rente und Finanzen: Warum junge Erwachsene in Deutschland früh vorsorgen

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Die Gen Z denkt früh an die Rente. Doch das Vertrauen in die gesetzliche Altersvorsorge ist gering. Aktuell fürchten viele junge Erwachsene Altersarmut. Gleichzeitig sparen sie diszipliniert und setzen auf ETFs statt auf kurzfristigen Konsum.

Fast ein Drittel der jungen Erwachsenen in Deutschland glaubt nicht daran, im Alter eine gesetzliche Rente zu erhalten. Das zeigt eine aktuelle forsa-Umfrage im Auftrag von ING Deutschland und Visa. Besonders hoch ist die Sorge vor Altersarmut: 83 Prozent der Befragten fürchten um ihre finanzielle Sicherheit im Ruhestand.

Diese Unsicherheit treibt viele junge Menschen bereits früh zum Sparen. Jeder zweite (55 Prozent) legt gezielt für die Altersvorsorge Geld zurück. Eine Analyse anonymisierter ING-Daten von über 1,16 Millionen jungen Kunden zeigt: Ein Drittel verfügt über ein Wertpapierdepot, knapp die Hälfte davon (45 Prozent) spart regelmäßig per Sparplan. Durchschnittlich 350 Euro im Monat gehen in das Depot. Der Löwenanteil (88 Prozent) fließt in ETFs auf globale Standardindizes.

„Die Gen Z setzt sich schon früh mit ihrer finanziellen Zukunft auseinander und gestaltet ihren Vermögensaufbau aktiv“, erklärt Bincy Kochalumoottil, Leiterin Daily Banking bei der ING Deutschland. Visa-Chef Tobias Czekalla betont dabei die digitale Prägung der Generation: „Die Gen Z ist die erste Generation, die ihr Leben wie ihre Finanzen von Anfang an digital organisiert.“

Während ältere Generationen weiterhin am Bargeld hängen, nimmt seine Bedeutung für die Gen Z ab. Der Anteil der 18- bis 30-Jährigen, die innerhalb von drei Monaten mindestens einmal am Automaten Geld abheben, sank von 49 Prozent im Jahr 2024 auf nur noch 38 Prozent.

Die Studie zeigt zudem deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Jungen Männern stehen im Schnitt rund 2.200 Euro netto monatlich zur Verfügung, jungen Frauen lediglich 1.770 Euro. Entsprechend höher ist auch die Sparquote der Männer (28 Prozent) im Vergleich zu Frauen (24 Prozent).

Langfristige Sparziele dominieren

Die Gen Z konzentriert sich auf nachhaltige Sparziele: Rücklagen für Notfälle (71 Prozent), Altersvorsorge (55 Prozent) und Immobilien (40 Prozent) stehen ganz oben auf der Liste. Konsum spielt dagegen kaum eine Rolle. Nur vier Prozent sparen für ein neues Smartphone, zwei Prozent für Mode. Insgesamt ist der Anteil der Nicht-Sparer von zwölf Prozent im Jahr 2024 auf neun Prozent gesunken.

Die langfristige und vorsichtige Denkweise der jungen Generation spiegelt sich auch beim Sparen und der Wahl der Geldanlage wider. Denn auch Marktvolatilität verunsichert die Generation kaum. So nutzten zwei Drittel der jungen Depotkunden den globalen Zollstreit im April 2025 zum Nachkauf, nur 17 Prozent verkauften. Besonders gefragt sind laut Umfrage jedoch weiterhin Tagesgeldkonten (53 Prozent), Aktien und Fonds (51 Prozent) sowie ETFs (47 Prozent). Sicherheit (92 Prozent) ist der Gen Z dabei wichtiger als Renditechancen (79 Prozent). Auch die ING-Daten bestätigen diese Präferenzen. Knapp die Hälfte der jungen Depotkunden (46 Prozent) hält ausschließlich breit gestreute ETFs, meist auf globale Standardindizes.

Verschuldung kommt für die Gen Z nur bei großen Anlässen infrage. Das gilt beispielsweise für Immobilienkauf (86 Prozent), Notfällen (76 Prozent) oder familiären Krisen (70 Prozent). Konsumkredite oder „Buy now, pay later“-Modelle spielen hingegen eine geringe Rolle.

Zwölf Prozent der Befragten haben aktuell offene BNPL-Beträge, vier Prozent haben zum Zeitpunkt der Umfrage ihr Girokonto überzogen und lediglich 16 Prozent nutzten einen Dispokredit. Auch Konsumenten-kredite sind mit einem Anteil von fünf Prozent selten, zudem geht es im Schnitt um moderate Beträge von etwa 6.000 bis 7.000 Euro.

"Die Gen Z zeigt, dass finanzielle Gesundheit keine Frage des Alters ist. Sie geht achtsam mit Schulden um, setzt klare Prioritäten beim Sparen und investiert langfristig. Das ist eine starke Basis und gleichzeitig ein Auftrag an Banken, diese Generation schon in frühen Lebensphasen mit passenden Angeboten zu begleiten", sagt Bincy Kochalumoottil.