Deutsche misstrauen nicht nur Fintechs und Kryptowährungen

Quelle: Gemini_Generated_Image

Das Vertrauen in die Finanzbranche bleibt in Deutschland auf einem Tiefpunkt. Besonders kritisch sehen die Menschen Fintechs, Krypto-Anbieter und digitale Zahlungsdienste. Klassische Banken und Versicherer schneiden dagegen etwas besser ab.

Die deutsche Finanzbranche steckt weiterhin in der Vertrauenskrise. Das zeigt die aktuelle Ausgabe des Edelman Trust Barometer 2025, die das Vertrauen der Bevölkerung in verschiedene Finanzakteure untersucht. Während der weltweite Durchschnittswert für die Branche bei 64 Prozent liegt und damit im Bereich des Vertrauens, erreicht die deutsche Finanzbranche lediglich 46 Prozent und damit einen Wert, der klar in der Misstrauenszone liegt.
Noch vergleichsweise am besten stehen klassische Banken und Versicherer da. Sachversicherer (56 Prozent) und traditionelle Banken (55 Prozent) befinden sich im neutralen Vertrauensbereich, ebenso Lebens- und Krankenversicherer mit 52 Prozent. Zum Vergleich: Weltweit genießen Lebens- und Krankenversicherer ein deutlich höheres Vertrauen von 63 Prozent.

Besonders schlecht schneiden in Deutschland Finanzberatungs- und Vermögensverwaltungsunternehmen ab. Lediglich 36 Prozent der Befragten bringen ihnen Vertrauen entgegen. International zeigt sich ein ähnliches Bild: Vor allem Menschen über 55 Jahren sehen diesen Berufsstand mit Skepsis. Denn nur 49 Prozent äußern weltweit ihr Vertrauen.

Noch drastischer fällt das Urteil über die jüngeren Player der Branche aus. Kryptowährungen und digitale Vermögenswerte genießen nur 22 Prozent Vertrauen. Sie bleiben damit klar im Bereich des Misstrauens. Auch Fintechs und digitale Zahlungsunternehmen schneiden schlecht ab. Lediglich 33 Prozent der deutschen Befragten vertrauen ihnen. Damit liegen sie deutlich unter der wichtigen 60-Prozent-Marke, die im Edelman-Index als Schwelle für Vertrauen gilt.

„Die aktuelle Studie zeigt eindrücklich: Innovationen allein genügen nicht – sie müssen erklärt, verankert und mit echter gesellschaftlicher Relevanz aufgeladen werden“, sagt Holger Nacken, Managing Director bei Edelman Smithfield. „Vertrauen entsteht dort, wo Anbieter nachvollziehbar, nahbar und verantwortlich handeln.“

Eine weitere Herausforderung zeigt die Studie mit Blick auf die soziale Dimension. Denn das Vertrauen in Finanzunternehmen ist stark abhängig vom Einkommen. Die globale Kluft zwischen dem einkommensstärksten und dem einkommensschwächsten Quartil beträgt 12 Prozentpunkte. Damit schlägt sich gesellschaftliche Ungleichheit direkt auf das Vertrauen in die Finanzbranche nieder.

„Angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland und der drohenden Finanzierungslücke im Alter ist die private Altersvorsorge wichtiger denn je – insbesondere für wirtschaftlich benachteiligte Gruppen“, sagt Holger Nacken. „Wenn die Menschen digitalen Angeboten, der Vermögensverwaltung oder Kapitalmarktprodukten nicht vertrauen, verzichten sie auf private Altersvorsorge – mit langfristigen Folgen für die allgemeine Alterssicherung und die soziale Stabilität.“