Milliarden fließen zurück: Erstmals seit Einführung der Zinszusatzreserve (ZZR) konnten die Lebensversicherer in großem Umfang Mittel entnehmen. Wer zu den größten Profiteuren zählt, zeigt die aktuelle Versicherungsbote-Bildstrecke.
Hintergrund: Die Zinszusatzreserve prägt seit mehr als einem Jahrzehnt die Bilanzwelt der Lebensversicherer – und 2024 erstmals in umgekehrter Richtung. Nach Jahren des Aufbaus konnten die Gesellschaften nun erhebliche Reserven auflösen. Bei den fünfzig größten Anbietern summierten sich die Rückflüsse auf rund 3,4 Milliarden Euro, wie eine aktuelle Analyse in der Zeitschrift für Versicherungswesen (Ausgabe 09/2025) zeigt. Damit erhöhte sich der Branchen-Rohüberschuss insgesamt um neun Prozent: Aus einer Last wurde ein Entlastungsfaktor.
Die Reserve war 2011 eingeführt worden, um hohe Garantiezinsen aus Altverträgen in einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld abzusichern. Über Jahre wuchsen die Zuführungen zu zweistelligen Milliardenbeträgen an, bis die ZZR 2021 mit 96 Milliarden Euro ihren Höchststand erreichte – das entsprach dem Fünffachen des bilanziellen Eigenkapitals der Branche. Die hohen Dotierungen belasteten die Nettoverzinsung und drückten die Überschussbeteiligungen. Mit dem Zinsanstieg kehrt sich dieser Mechanismus nun um: statt Nachreservierungen stehen Rückflüsse.
Doch nicht alle Unternehmen profitieren gleichermaßen. Entscheidend ist die Zusammensetzung der Bestände: Wer viele alte Verträge mit Garantiezinsen von drei oder vier Prozent verwaltet, musste in den Niedrigzinsjahren besonders stark nachreservieren – und erhält nun die größten Rückflüsse. Bei Gesellschaften mit stärker modernisierten Portfolios fließt hingegen weniger Kapital zurück. Das ist jedoch kein Nachteil, sondern Ausdruck geringerer Belastungen in der Vergangenheit.
Für die Branche insgesamt gilt: Die Rückflüsse schaffen bilanziellen Spielraum, der überwiegend zum Abbau stiller Lasten genutzt wird – also von Wertverlusten auf niedrig verzinste Altanlagen, die heute noch in den Büchern stehen. Durch Umschichtungen können Versicherer solche Papiere abstoßen und das Kapital in höher verzinste Anlagen lenken. Kurzfristig bedeutet das steigende Ertragskennzahlen und Entlastung der Bilanzen, ohne dass Kundinnen und Kunden sofort höhere Überschüsse sehen. Erst wenn stille Lasten in größerem Umfang bereinigt sind, können die freiwerdenden Mittel tatsächlich stärker in Überschussbeteiligungen und Nettoverzinsungen fließen.
Versicherungsbote stellt die Unternehmen mit den größten Rückflüssen vor
Versicherungsbote stellt in der folgenden Bildstrecke jene Lebensversicherer vor, die 2024 die höchsten Rückflüsse aus der Zinszusatzreserve verzeichneten – gemessen in absoluten Zahlen. Grundlage ist eine Analyse von Marc Surminski in der Zeitschrift für Versicherungswesen (Ausgabe 09/2025). Die vollständige Auswertung mit Tabellen und weiteren Kennzahlen ist Teil der aktuellen Ausgabe bei den Hamburger Experten des Allgemeinen Fachverlags – und ist online hinter Bezahlschranke abrufbar.