Die Finanzberatung steht vor großen Veränderungen: Digitalisierung, neue Kundenbedürfnisse und regulatorische Vorgaben fordern die Branche heraus – und eröffnen gleichzeitig Chancen für Innovation und mehr Beratungsqualität. Im Rahmen des ZFF-Slam am 22./23. September in Kassel, sprachen wir mit den Vorständen des „Zukunft für Finanzberatung e.V.“, über die Zukunft der Finanzberatung.
Um herauszufinden, welche Ideen, Werte und Perspektiven sie in den Verein einbringen, stellen wir allen Vorständen die gleichen sechs Fragen. Hier nun das Interview mit Stefan Gierschke.
Was treibt dich persönlich an, dich im Verein „Zukunft für Finanzberatung“ zu engagieren?
Mich motiviert der Gedanke, die Finanzberatung in Deutschland nicht nur zu bewahren, sondern aktiv weiterzuentwickeln. Ich sehe im Verein die Möglichkeit, Branchenkollegen zu vernetzen, voneinander zu lernen und innovative Ideen in die Praxis zu bringen. Es geht mir darum, die Beratung für Kunden transparenter, wertvoller und nachhaltiger zu machen – und gleichzeitig der Branche eine Stimme zu geben, die auch in der Gesellschaft positiv wahrgenommen wird.
Welche Entwicklungen in der Finanzbranche siehst du aktuell als die größten Chancen – und welche als die größten Risiken?
Chancen:
- Digitalisierung & KI: Sie können Prozesse beschleunigen, Beratung personalisieren und den Zugang zu Finanzwissen deutlich vereinfachen.
- Spezialisierung: Wer sich auf eine klar definierte Zielgruppe konzentriert, kann echte Expertenbeziehungen aufbauen.
- Kooperationen: Durch Zusammenarbeit zwischen Vermittlern, Plattformen und anderen Branchenakteuren entstehen neue Service- und Geschäftsmodelle.
Risiken:
- Überregulierung: Komplexe gesetzliche Vorgaben könnten Berater lähmen und den Kundenkontakt erschweren.
- Standardisierung: Zu viel Automatisierung ohne persönliche Beratung kann das Vertrauen der Kunden untergraben.
- Generationenlücke: Wenn es nicht gelingt, jüngere Berater und Kunden zu gewinnen, droht der Branche ein Nachwuchsproblem.
Die größte Hürde ist, dass Berater oft zwischen hohen regulatorischen Anforderungen, administrativem Aufwand und dem Wunsch nach intensiver Kundenbetreuung zerrieben werden. Das führt dazu, dass zu wenig Zeit für das Wesentliche bleibt: ehrliche, verständliche und individuelle Beratung. Moderne Beratung muss sowohl rechtssicher als auch kundenfreundlich sein – und dieser Spagat gelingt aktuell nur wenigen.
Welche Rolle spielen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz für die Zukunft der Finanzberatung?
Sie sind kein Selbstzweck, sondern Werkzeuge. Digitalisierung kann Routineprozesse auslagern, sodass mehr Zeit für persönliche Gespräche bleibt. Künstliche Intelligenz kann Analysen schneller, präziser und individueller machen – von der Bedarfsermittlung bis zur Produktauswahl. Die Kunst liegt darin, Technik so einzusetzen, dass sie die menschliche Komponente stärkt, nicht ersetzt.
Wie willst du persönlich und wie wollt ihr als Verein jüngere Generationen für die Finanzberatung begeistern?
Persönlich: Durch authentische Kommunikation, Storytelling und den direkten Austausch mit jungen Menschen – sei es auf Veranstaltungen, in Workshops oder über Social Media.
Als Verein: Indem wir Plattformen schaffen, auf denen junge Berater ihre Ideen einbringen können, und indem wir Vorbilder sichtbar machen, die zeigen, dass Finanzberatung ein spannender, sinnvoller und zukunftssicherer Beruf ist.
Was macht den ZFF-Slam aus deiner Sicht zu einem besonderen Ereignis – und warum sollte man ihn nicht verpassen?
Der ZFF-Slam ist eine Bühne für frische Ideen, mutige Thesen und lebendige Diskussionen. Hier treffen sich Branchenprofis, Querdenker und Visionäre in einem unterhaltsamen, kompakten Format. Man bekommt in kurzer Zeit eine Vielfalt an Impulsen, die nicht nur zum Nachdenken anregen, sondern oft direkt in der eigenen Arbeit umsetzbar sind. Wer die Zukunft der Finanzberatung aktiv mitgestalten will, sollte diesen Event nicht verpassen.