Private Cyber-Versicherungen hinken dem Bedarf hinterher. Das zeigt das aktuelle Rating von Franke und Bornberg. Denn kein Tarif erreicht die Spitzenklasse. Nur wenige Anbieter bieten guten Schutz und viele Tarife lassen wichtige Risiken offen.
Das Analysehaus Franke und Bornberg hat private Cyberversicherungen untersucht. Das Ranking zeigt, dass es noch deutlich Luft nach oben gibt. „Der Markt für private Cyber-Versicherungen stagniert seit Jahren“, berichtet Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg GmbH.
Analysiert wurden in Summe 21 eigenständige Cyber-Tarife von 14 Versicherern. Das ernüchternde Ergebnis: Kein Tarif schafft es in die obersten Ratingklassen „FFF+ hervorragend“ oder „FFF sehr gut“. Immerhin erhielten zwölf Tarife ein „gut“ (FF+). Vier Tarife fielen hingegen komplett durch und erhielten die Note „ungenügend“ (F-).
Neu im Markt ist die Debeka, die auf Anhieb mit einem guten Tarif in die Spitzengruppe einstieg. Zusammen mit der SV SparkassenVersicherung und der VGH erreichte sie die Note FF+ (1,6). Diese Versicherer haben mindestens einen Tarif mit einer guten Benotung: Debeka, SV SparkassenVersicherung, VGH Landschaftliche Brandkasse Hannover, Inter, Öffentliche Sachversicherung Braunschweig, Bavaria Direkt, WGV und Arag.
Dennoch bleibt das Gesamtbild ernüchternd. Viele Versicherer, darunter auch Marktgrößen, zögerten ihren Markteintritt hinaus. „Diese Gesellschaften bieten privaten Cyber-Schutz, wenn überhaupt, meist nur als Baustein zu Hausrat-, Haftpflicht- oder Rechtsschutzverträgen. Für Verbraucher ist das eine schlechte Nachricht“, kritisiert Franke. Bausteine und Add-ons verhinderten Transparenz, erschwerten den objektiven Vergleich und führten zu Deckungslücken. Risiken würden oft gar nicht oder mit viel zu niedrigen Summen versichert.
Das Rating zeigt deutlich, wo es hapert. Denn viele Tarife sichern elementare Risiken nicht ausreichend ab. Beispiel Interneteinkäufe und -verkäufe. Lediglich zehn von 21 Tarifen begrenzen hier ihre Leistung auf 3.000 Euro, teilweise sogar pro Versicherungsjahr. Drei weitere zahlten gar nicht. Nur eine Minderheit erreicht die geforderten Mindeststandards von mindestens 15.000 Euro Versicherungssumme bei Konto- und Datenmissbrauch durch Phishing, Pharming oder Skimming.
Überdies schützten die meisten Tarife Verbraucher nicht vor eigenen Fehlern. Das gelte etwa, wenn Minderjährige Cyber-Mobbing betreiben oder wenn es zu Urheberrechtsverletzungen im Netz kommt. Zudem fehlen häufig ausreichende Haftpflicht- und Rechtsschutzkomponenten. Vier Tarife scheitern genau daran und landen mit der Note „ungenügend“ am Tabellenende. Dabei handelt es sich um Tarife von Arag, Ergo Direkt, Europ Assistance und Roland Rechtsschutz. Eine Auflistung aller untersuchten Tarife, finden Sie auf der Homepage von Franke & Bornberg.
Warum Standards wichtig sind, zeigt der Blick auf den gewerblichen Cybermarkt. Dort wurden bereits 2017 Musterbedingungen (AVB Cyber) eingeführt, 2024 noch einmal angepasst. Resultierend daraus gibt es etwa doppelt so viele Anbieter wie im Privatgeschäft. Auch hat sich ein zunehmend homogenes Leistungsbild entwickelt. Inzwischen erreichten dort einzelne Tarife die Note „FFF sehr gut“.
Im Privatkundengeschäft hingegen bleibt es bei einem Flickenteppich. Der Versichererverband GDV hat bislang lediglich „Musterbausteine für Cyber-Assistance-Leistungen“ veröffentlicht, aber keine verbindlichen Musterbedingungen für Tarife. „Cyber-Schutz für Verbraucher darf nicht hinter den digitalen Gefahren zurückbleiben“, fordert Franke.